Wer und was sich hinter der neuen Metzgerei in der Coburger Spit verbirgt

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Der Umbau des Ladenlokals in der Spitalgasse 10 (links, gelbes Haus) hat begonnen.
Der Umbau des Ladenlokals in der Spitalgasse 10 (links, gelbes Haus) hat begonnen.
Oliver Schmidt

Ein junger Mann hat große Pläne - und bewahrt damit die Coburger Innenstadt vor einem weiteren Leerstand. Das schmeckt allen voran der Wifög - und unser Autor bekommt glatt Schmetterlinge im Bauch.

Es tut sich was in der Spitalgasse 10! Nachdem das Modegeschäft Gina Laura geschlossen hat, haben in dieser Woche umfangreiche Umbauarbeiten begonnen. Denn: Ein neuer Nutzer des Ladenlokals im Herzen der Coburger Innenstadt steht bereits fest. Der 28-jährige Gunnar Flessa möchte dort den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.

Zu seinem Konzept will der junge Coburger noch nicht zu viel verraten. Aber es wird sich um eine Metzgerei handeln, die vor allem auch mit einem täglich wechselnden Mittagstisch potenzielle (und hungrige) Kunden anzusprechen versucht. Weil Gunnar Flessa nicht nur eine Ausbildung zum Metzgermeister absolviert hat, sondern darüber hinaus auch noch "Fleisch-Sommelier" ist, darf davon ausgegangen werden, dass in der Spitalgasse 10 kein herkömmlicher Metzgerladen entsteht, sondern einer, der sehr wohl über einen besonderen Pfiff verfügt.

Dass Gunnar Flessa kreativ und vor allem auch experimentierfreudig ist, hat er nicht zuletzt während seiner Ausbildungszeit bei der Fleischerei Luther in Neustadt bewiesen. Im Frühjahr 2019 nahm er zusammen mit seinem damaligen Kollegen Hannes Rempel an der BR-Fernsehserie "Mein Job - Dein Job" teil. Besonderer Clou dieser Sendung ist jeweils ein Tausch des Arbeitsplatzes mit Berufskollegen aus einem anderen Land. So arbeiteten Gunnar Flessa und Hannes Rempel eine Woche lang in einem amerikanischen Burger-Restaurant in Kentucky, während zwei junge Amerikaner zur gleichen Zeit in Neustadt Bratwürste auf das Rost legten. Als die Sendung ausgestrahlt wurde, bekam sie den Titel: "Fränkische Bratwürste versus Kentucky Burger". Und in einem Begleittext der Fernsehmacher hieß es: "Die beiden Oberfranken sind Metzger aus Leidenschaft. Ihre große Liebe gilt den original fränkischen Bratwürsten."

Das kann auch Eric Rösner bestätigen, der Projektmanager bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Coburg (Wifög) ist und unter anderem auch Existenzgründern beratend zur Seite steht. "Gunnar Flessa ist ein junger Mann mit sehr viel Herzblut für sein Projekt!" Über die künftige Metzgerei in der Spitalgasse freue er sich sehr, sagt Eric Rösner: "Das ist das Beste, was passieren konnte!" Denn die Nahversorgung allgemein und die Metzger-Situation im Speziellen sei in der Coburger Innenstadt ja leider nicht so, wie es sich viele Menschen wünschen würden.

Erst vor wenigen Wochen war bekannt geworden, dass die Fleischerei Herr zum Jahresende ihr Geschäft in der Ketschengasse schließt und sich fortan auf das Stammgeschäft in Weitramsdorf sowie den Stand auf dem Coburger Wochenmarkt konzentriert.

Wann Gunnar Flessa seinen Laden in der Spitalgasse 10 eröffnet, steht noch nicht genau fest. Angepeilt wird das Frühjahr 2022. Doch so sehr Flessa freudig nach vorne blickt, ist ihm auch noch mal ein Blick zurück sehr wichtig: "Ich bin der Familie Luther sehr dankbar für meine Ausbildung bei ihnen."

ANGEMERKT VON OLIVER SCHMIDT

Ende Oktober habe ich im Coburger Tageblatt über "Bauchschmerzen" geklagt. Denn es war bekannt geworden, dass die ohnehin schon erschreckend üppige Liste der Metzgereien, die sich in den vergangenen Jahren aus der Coburger Innenstadt zurückgezogen haben, noch um einen weiteren Namen länger wird: Nach Schlick, Eisend, Grossmann, Spielmann, Thein, Boseckert, Weschenfelder, Hübner und Rose schließt zum Ende des Jahres auch Herr in der Ketschengasse. Es war also - und zwar ausnahmsweise mal völlig unabhängig von Corona - alles angerichtet für einen ordentlichen November-Blues.

Inzwischen ist Dezember, und plötzlich tauchen Meldungen auf, die kaum zu glauben sind: In der Spitalgasse wird im Frühjahr ein neuer Metzger eröffnen; in der Kasernenstraße bahnt sich eine Nachfolgelösung für die Ende 2020 geschlossene Fleischerei Thein an; ganz nebenbei hat im Steinweg bereits ein neuer Bäcker eröffnet; und dann verdichten sich auch noch die Anzeichen, dass die Restaurantkette "Hans im Glück" derzeit Ausschau hält nach einem geeigneten Ladenlokal in der Coburger Innenstadt.

Bereits an diesem Freitag soll der altehrwürdige "Goldene Hirsch" in der Judengasse - nach einer liebevollen Frischzellenkur durch die neue Wirtin Anina Holmes - wiedereröffnet werden. In der Mohrenstraße 27 (zuletzt "Wigwam") wiederum wird seit Wochen gewerkelt, weil dort wohl ein Café entstehen soll.

Wie es meinem Bauch jetzt geht? Ach, mir kommt's ja fast so vor, als wären da mitten im Dezember plötzlich Schmetterlinge. Coburg, es geht wieder aufwärts!