Es gibt zu wenig Podologen. Die Nachfrage ist groß. Es gibt immer mehr Patienten. Doch der Nachwuchs hat es schwer.
Kenn ich nicht. Hab ich noch nie gehört. Wer soll das sein? Was macht der? Der Podologe ist als Gesundheitsfachberuf noch nicht wirklich in unserer Gesellschaft angekommen. Doch die Nachfrage steigt jährlich. Im Gegensatz zum medizinischen Fußpfleger ist ein Podologe in der Lage so genannte Risikopatienten wie Diabetiker, Bluter und Rheumatiker entsprechend ärztlicher Verordnung fachgerecht zu behandeln. Die medizinische Fußpflege ist die präventive, therapeutische und rehabilitative Behandlung am gesunden, von Schädigungen bedrohten oder bereits geschädigten Fuß.
Zwei kassenärztlich zugelassene Podologen gibt es in Coburg und zwei, die bewusst auf eine Kassenzulassung verzichtet haben. Eine davon ist Julija Prosch aus Großwalbur. Ihre Auftragsbücher sind voll. "Ich kann eigentlich kaum noch Kunden aufnehmen", sagt sie und macht sich Sorgen um Patienten, die dringend Hilfe bräuchten - aber auch um den Nachwuchs in ihrem Beruf.
Damit ist sie nicht allein. Matthias Bögel, Leiter des Seniorenzentrums Löwenquell in Bad Rodach bestätigt die Notlage. "Tatsächlich arbeiten wir derzeit nur mit einer Podologin zusammen. Ganz einfach, weil uns auch keine anderen verlässlich zur Verfügung stehen. Es gibt viel zu wenige, obwohl die Kooperation mit Podologen ein absolutes Qualitätsmerkmal für ein Pflegeheim ist. Immerhin ist die Gesundheit der Füße unserer Bewohner ein Prüfungskriterium beim Medizinischen Dienst. Die Zahl der kranken Füße (Diabetisches Fußsyndrom) nimmt immer mehr zu, medizinische Fußpfleger sind für die Behandlung nicht ausreichend ausgebildet."
Qualitätsmerkmal in der Pflege
Die Diabetikerversorgung ist einer der wichtigsten Aufgabenbereiche der Podologie. Das Problem: Bei rund acht Millionen Diabetikern deutschlandweit ist eine flächendeckende podologische Versorgung bei weitem nicht gewährleistet. Den Beruf des Podologen gibt es seit 2002. Seitdem wurden jährlich deutliche Zuwächse im Bereich Ausbildung und therapeutische Versorgung der Patienten verzeichnet. Zeitgleich nahmen in podologisch gut versorgten Regionen Amputationen bei Betroffenen mit Diabetischem Fußsyndrom nachweislich ab, schreibt das Fachmagazin "Der Fuß".
Laut des Magazins bestätigt eine Umfrage die hohe Auslastung und die derzeit ungenutzten Steigerungspotenziale in der Patientenversorgung. "Wird die Zunahme des Diabetischen Fußsyndroms bei vielen älteren Menschen einkalkuliert, brauche es deutlich mehr Podologen - auch um die Amputationsrate auf gleichem Niveau zu sichern und weiter zu reduzieren, muss die podologische Versorgung ausgebaut werden", fordert Julija Prosch.
Doch wer sich dazu entschließt, die zweijährige Ausbildung zum Podologen zu machen, komme schnell an seine Grenzen. Das wissen Claudia Springer und Miriam Dill, zwei Frauen, die sich zu diesem Schritt entschlossen haben. "Der Weg ist sehr steinig", sagt Claudia Springer. Allein die Tatsache, dass während der Ausbildung sieben verschiedene Praktika bei Fachärzten absolviert werden müssen, erweise sich oft als schwer umsetzbar, weil kaum ein Facharzt Zeit und Kapazitäten hat, um sich um die jeweilige Praktikantin zu kümmern. Denn das Wissen, das während dieser Zeit vermittelt werden muss, zählt zum Prüfungsstoff.
Bayernweit gibt es nur zwei Fachschulen - in Schwabach und Würzburg. Geld verdient man während der Ausbildung nicht. Fahrt- und Materialkosten müssten selbst getragen werden.Für Miriam Dill heißt das gerade: "Ich werden wohl hinwerfen. Denn ich muss Geld verdienen." JulijaProsch versteht den Frust der Auszubildenden. So gern und leidenschaftlich sie ihren Beruf ausübt, ist sie sich doch klar darüber, dass die Behandlung von diabetischen Füßen und gefährlichem Nagelpilz nicht jeder oder jede machen möchte. Um so bedauernswerter findet sie es, dass es Frauen, die sich das zutrauen möchten, so schwer gemacht werde.