Warum sind die Deutschen so politikverdrossen? Dieser Frage ging Helmut Markwort beim Sonntags-Stammtisch mit seinen Gästen nach.
Ein kleiner Spaziergang durch Coburg genügt, schon merkt man, dass bald Wahlen sind: Unzählige Wahlplakate sind im gesamten Stadtgebiet angebracht worden, in der Hoffnung, die ein oder andere Stimme mehr für die eigene Partei bekommen zu können. Dabei hat sich bei den jüngsten Landtagswahlen gezeigt: Obwohl immer mehr Menschen wählen gehen, ist der Anteil der Nichtwähler noch immer sehr groß. "Die da oben machen doch eh, was sie wollen" ist ein häufig vorgebrachtes Argument der Nichtwähler und dient deshalb auch als Titel für den Sonntags-Stammtisch im Münchner Hofbräu.
In Anlehnung an die gleichnamige Sendung des Bayerischen Rundfunks, moderiert von Helmut Markwort, bis Ende 2016 Herausgeber des Nachrichtenmagazins "Focus", diskutieren der Bundestagsabgeordnete und Kandidat der CSU, Hans Michelbach, Kreishandwerksmeister Jens Beland, Thomas Apfel, Chefredakteur von Radio Eins, und die Sonneberger Landrätin Christine Zitzmann über die Entstehung, die Probleme und Folgen der Politikverdrossenheit.
Zeichen des Respekts
"Das bloße Anbringen von Wahlplakaten hilft ganz sicher nicht dagegen, dass sich die Gesellschaft zunehmend von ihren Politikern entfremdet", sagt Hans Michelbach. Für ihn liege einer der Gründe für wachsendes Desinteresse auch darin, dass viele seiner Kollegen im Bundestag den persönlichen Kontakt zu den Menschen in ihrem Wahlkreis nicht mehr suchten. "Wichtig ist, dass man auch während der Legislaturperiode so oft wie möglich zurück in seinen Wahlkreis geht und so zeigt, dass man noch Respekt vor den einzelnen Bürgern hat", betont er.
Auch Thomas Apfel sieht diesen Trend. "Bei der Kommunalpolitik sind die Menschen nah dran und sehen direkt, wenn Politiker einen guten Job machen, aber in der Bundespolitik erscheint das alles abstrakt", erklärt er.
Jens Beland vermutet allerdings noch einen anderen Grund: "Viele fühlen sich nicht richtig von der Politik repräsentiert, weil die Politiker heutzutage kaum noch Bezug zu ihnen herstellen können." Ein Faktor, der das begünstige, sei seiner Meinung nach vor allen Dingen die zunehmende Akademisierung. "Die Politiker gehen vom Studium direkt in die Politik - für viele fehlt dann da einfach die nötige Lebenserfahrung, um den Alltag wirklich nachvollziehen zu können", erklärt er.
Frust und Enttäuschung
"Auf diesen Frust und die Enttäuschung zielt dann der Populismus, um Wähler zu gewinnen", sagt Hans Michelbach. Das sei eine der Gefahren, die von der Politikverdrossenheit ausgehen. "Die Menschen wollen unkomplizierte Antworten für sehr komplexe Probleme und der Populismus scheint diese Antworten zu geben", erklärt er. Dabei dramatisieren und überspitzen Populisten die Probleme nur: "Und das hat noch niemanden wirklich weitergebracht."
Trotzdem sei Michelbach erstaunt darüber, wie viele Früchte derlei Aussagen tatsächlich tragen. "Beim Wahlkampf in der Fußgängerzone habe ich viele Aussagen hören müssen, die Flüchtlinge und Andersgläubige diffamieren und damit ganz klar populistisch geprägt waren", erzählt er.
Auch Christine Zitzmann sieht, dass Parteien mit extremer Weltsicht in ihrer Heimat Thüringen viel Zuspruch bekommen. "Ich denke, die Wähler dieser Parteien haben ein tiefes Bedürfnis, wählen zu gehen - vielleicht geht das noch aus dem Wahlzwang hervor, den es in der DDR früher gab", erklärt sie. Jens Beland macht diese Tendenz Angst: "Wenn alle am linken oder rechten Rand wählen gehen, aber die politische Mitte schweigt, wird es brandgefährlich."
Was soll ich mit Plakaten, auf denen die Lügen nochmals im Druck abgebildet sind? Am Ende ist sich jeder selbst der Nächste.
Das Denken in der Herrscherkaste, dass der Bürger dumm und gutgläubig ist, stimmt nicht mehr so wie früher. Überall wird rechter Protest gewählt, wo die Menschen mit den Füßen auf dem Boden sich nicht mehr vertreten fühlen. In Gesprächen hört man (zumindest ich) heraus, dass eigentlich die AfD nicht die primäre Option bei der Wahl wäre, Und hinterher das "Aber, was will ich denn machen, wenn sich alle Parteien nicht mehr unterscheiden?". In meiner Jugend, also vor gut 30 Jahren, da standen die einzelnen Parteien noch für Prinzipien ein. Zumindest nach vorne wurde noch kaschiert, was hinter den Kulissen gemauschelt wurde. Heute? Heute hat man den letzten Anstand verloren und will nicht einmal mehr den Anschein bewahren, als wäre es nur für "das Volk".
Was habe ich mich über Trump gefreut. Ist ein "komischer Kerl", aber einer, der dafür sorgt, dass die Politiker nicht "Business as usual" machen können. Unbequem, nicht vorhersehbar. Orban? Selbes Kaliber, sagt, wie Trump, dass er erst an sein Volk denken muss. England? Raus aus der EU, der Bürger hat entschieden. Hier, in D, werden wir für unmündig gehalten, als Pack beschimpft. Was ist heute in der BILD? Die Rechten haben ein Schaufenster der "Die Grünen" zerstört. Da wird bejubelt, dass die Linken den Zug der Rechten gestoppt haben. Aber wie? Mit einem Anschlag auf das Steuerungssystem der Bahn. Da kommt in mir Wut auf, weil ich eine neutrale Berichtserstattung haben will, nicht nur das lesen, was der Regierung in den Kram passt. "Dann geh´ doch in die Politik und ändere das!" Hahaha... Und? Welche Partei würde einen Menschen empor kommen lassen, der sich gegen das System der Absicherung der etablierten Parteien stellt? Am Ar.... - keine Chance. Die Politiker beißen die weg, die die Pfründe streitig machen wollen.
Man kann es kaum klare ausdrücken !!!
Warum sind die Deutschen so politikverdrossen? Nun, ich hätte da so ein paar Ideen, zumindest was die „große Politik“ betrifft.
Vielleicht, weil unsere Politiker so glaubwürdig sind? Weil man ihnen vertrauen kann? Weil man sich auf sie und ihr Wort verlassen kann? Weil sie alles für die Sicherheit der Bevölkerung tun? Weil sie mit den Steuereinnahmen sorgsam umgehen? Weil sie alles tun, um unseren Kindern eine gute Schulbildung zu ermöglichen? Weil sie dafür sorgen, dass man von seinem Lohn/Gehalt leben kann? Weil sie dafür sorgen, dass wir im Alter eine angemessene Rente bekommen, von der wir leben können? Weil sie Politik zum Wohle des Volkes machen?
Aber wir leben halt nun mal in Deutschland, und da hat sich seit einigen Jahren etliches geändert. Kein Wunder, dass ein Teil der Bevölkerung resigniert hat.
Fehlt u. a. noch, weil wir demnächst nicht mehr mit unseren teuer erstandenen Dieselautos und im Vertrauen darauf, daß diese nach dem Gesetz gebaut wurden, auf zum Teil maroden Straßen zur Arbeit und in den Urlaub fahren dürfen. Während sich die Oberen auf unsere Kosten ihr Wunschauto leisten können.
Sparsamkeit ist eine Zier, doch nur für kleine Leute hier.
".....für viele fehlt dann da einfach die nötige Lebenserfahrung, um den Alltag wirklich nachvollziehen zu können", erklärt er....."
9541,74 Euro Diäten plus 4318,38 Euro Kostenpauschale pro Monat sind halt nicht der Einnahmedurchschnitt von Otto Deutschmichel. Der sorgt sich im Moment schon sehr, wo er als Leiharbeiter demnächst arbeiten darf. Oder wieder mal bei der "Agentur" landet und in der Jobbörse bei unbekannten Arbeitgebern bewerben muss auf deren Angebot ".....kein Tarifvertrag Anwendung.." findet. Ob er seinen aus ökonomischen Zwang (wegen weniger Kraftstoffverbrauch und auf drängen grünen Lifestyle Minderheit) erst vor einigen Jahren teuer angeschaften Diesel demnächst überhaupt noch weiter fahren darf. Ob er seinen Heizkessel noch weiterbetreiben kann. Ob die wärmstens empfohlene Fassade brennen kann und bei Entsorgung Sondermüll darstellt.. Wieviel wird der Strom in Zukunft kosten, nachdem er immer teurer wird, trotz teuer angeschaffter und aufgedrängter giftiger Energiesparbeleuchtung? Wird man sich wohnen im Alter noch leisten können, werden Spargelder weiter entwertet? Werden Haus und Hof für Pflege draufgehen, nur weil man nicht so gerissen war, die gängigen Tricks rechtzeitig anzuwenden?
Freitag hat man angekündigt, alle müssten jetzt täglich 2 Stunden länger in unserem Betrieb arbeiten. Wichtige Aufträge sind unter Strafandrohung derer zu erfüllen, welche ihren Mitarbeitern letztes Jahr Sonderprämien in Höhe von 9111 Euro gezahlt haben, selbst der Putzfrau. Massenhafte Reklamationen wären der Grund. Dabei haben wir bedenken geäußert, dass es sinnlos sei, uns von Ämtern angediente Kollegen zur Seite zu stellen, welche sich nicht mit uns verständigen können, welche nicht verstehen, dass man bestimmte Produktionsprozesse nicht anhalten kann, weil man eine SMS bekommen hat.
Dies ist nur ein kleiner Teil "Alltag", an dem die "Herrschende Klasse" nicht teilnimmt. Das sie ihre Pfründe behalten wollen, dafür heucheln sie jetzt wieder "Nähe".