Das musikalische Protokoll einer fiktiven Begegnung lieferte der Coburger "Verein" im HUK-Foyer mit dem humoristischen Sprecher Martin Neubauer und dem jungen Hornquartett "German Hornsound".
Der "europäische Asylbewerber auf Dauerflucht" Richard Wagner trifft auf den eher wortkargen und zurückhaltenden Giuseppe Verdi; der wird von jenem mit einer unbarmherzigen Wortflut bedacht. - Darüber berichtet Oberkellner Teodoro vom Cafè Florian am Markusplatz in Venedig in Form eines Opernfragments in drei Akten für vier Hörner und einen Sprecher unter dem Titel "Siegfried und Violetta" oder "List, Last, Lust und Lunge". Zu der fiktiven Begegnung im HUK-Foyer als klingender Nachtrag anlässlich des 200. Geburtstages beider Koryphäen im vergangenen Jahr kamen zahlreiche Besucher auf Einladung des Coburger "Vereines".
Das Libretto des "Dramas" stammt von dem unlängst verstorbenen Herbert Rosendorfer und von Karl-Dietrich Gräwe.
Martin Neubauer ist der gewandte Sprecher oder eher Kabarettist, der erzählt, wie sich beide gegenseitig auf die Schippe nehmen oder ihre unterschiedlichen Ansichten über die Oper äußern. Ironisch-sarkastische Anmerkungen zum Lebenswandel Wagners, vor allem, was seinen Umgang mit Geld und Frauen angeht, fehlen nicht.
Wenn Wagner überlebt hätte Wagner starb 1883 in Venedig an einem Herzinfarkt. Zuvor soll es einen heftigen Streit mit Cosima gegeben haben. Was wäre gewesen, fragt Teodoro, wenn Cosima ihren Richard in flagranti erwischt und selbst einen Herzinfarkt erlitten hätte? Dann hätten Wagner und Verdi, der erst 1901 starb, sich noch 18 Jahre im Kaffeehaus treffen können!
Dieser verbal gelungene Beitrag zum Wagner/Verdi-Jahr 2013 wurde musikalisch untermalt mit Auszügen aus Opern und anderen Werken beider Komponisten durch das brillante Hornquartett
"German Hornsound", bestehend aus Christoph Eß (Solohornist der Bamberger Symphoniker), Timo Steininger, Sebastian Schorr und Stephan Schottstädt. Die klangvollen Arrangements stammten zum größten Teil von Christoph Eß und Stephan Schottstädt selbst. Viermal war auch Rainer Schottstädt (der Vater des letzteren) vertreten.
Nach der Ouvertüre in Gestalt der Fanfare aus der "Aida" gab es im 1. Akt des theatralischen Ereignisses, der 1858 im "La Sala Orientale" spielt, Auszüge aus "Der fliegende Holländer", "Tannhäuser", "Tristan" und "Lohengrin" einerseits sowie aus Verdis "La Traviata" andererseits.
Nach einem "Rigoletto"-Intermezzo spielte der 2. Akt fast 20 Jahre später (1880) im "La Sala Cinese" und der 3.
Akt 1883 im "La Sala delle Sta gioni", jeweils mit passenden Werkausschnitten.
Das homogene, dynamisch ausgefeilte und rhythmisch exakte Spiel des Hornquartetts, das auch durch ein paar typische "Kiekser" nicht beeinträchtigt wurde, rief lebhaften Beifall hervor, der mit einer passenden Zugabe, dem Trinklied aus Verdis "La Traviata" belohnt wurde.
Zu Gast beim Coburger "Verein" German Hornsound Christoph Eß (Bamberger Symphoniker), Sebastian Schorr (Württembergische Philharmonie Reutlingen), Stephan
Schottstädt (Staatsorchester Hannover), Timo Steininger (Konzerthausorchester
Berlin).
Vorschau "The Twiolins" - Marie-Luise und Christoph Dingler (Violinen) mit Filmmusik, Balkan Beats, Minimal Music, Jazz und Avantgarde; Montag, 12. Mai, 20 Uhr, Foyer der HUK-Coburg, Bertelsdorfer Höhe, Willi-Hussong-Straße 2.