Stromtrassen: Großdemo im Landkreis Coburg noch vor der Wahl

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Es ist wieder Zeit für Klartext: Jonas aus Dörfles-Esbach machte im Herbst 2015 in Rödental schon deutlich, was er vom Bau einer Starkstromtrasse hält. Im kommenden Herbst werden er und die Bürger des Landkreises Coburg erneut aufgerufen, sich bei einer Großdemonstration gegen weitere Höchstspannungsleitungen zu wehren. Foto: Berthold Köhler
Es ist wieder Zeit für Klartext: Jonas aus Dörfles-Esbach machte im Herbst 2015 in Rödental schon deutlich, was er vom Bau einer Starkstromtrasse hält. Im kommenden Herbst werden er und die Bürger des Landkreises Coburg erneut aufgerufen, sich bei einer Großdemonstration gegen weitere Höchstspannungsleitungen zu wehren. Foto: Berthold Köhler

Nicht P 44 und auch nicht P 44 mod. - so sollen die Menschen im Coburger Land ihre Geschlossenheit im Widerstand zeigen.

Der Bundestagswahlkampf in der Region könnte ereignisreich werden. Denn diesmal scheint sich mit der Diskussion um den Bau weiterer Stromtrassen durch das Coburger Land ein lokaler Aspekt die bundespolitischen Themen in den Schatten zu stellen. Landrat Michael Busch (SPD) und die Landkreis-Bürgermeister sind sich jedenfalls einig, den Widerstand mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen zum zentralen Wahlkampfthema zu machen.


Noch stecken die Pläne für Plakate, Flugblätter und Demonstrationen in den Kinderschuhen, doch Busch machte bei seiner Dienstbesprechung mit den Bürgermeistern klar: "Wir werden vor der Bundestagswahl Zeichen setzen." Der Landrat (oder besser: das Landratsamt) wird dabei als Koordinator agieren - auf ausdrückliche Bitte der Vorsitzenden der Kreistagsfraktionen. Sie hatten vergangene Woche einen gemeinsamen Brief verfasst und dabei das Landratsamt als geeignete Stelle ins Gespräch gebracht.


Zypries zieht nicht so recht

Einige Sachen sind seitdem schon angelaufen. Wie Busch erklärte, würde er es gerne sehen, wenn sich Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries einmal die bereits bestehenden Stromtrassen im Coburger Land anschauen würde. Aber die Chancen für eine Visite der Ministerin scheinen nicht gut zu stehen, wie man den Landrat offensichtlich wissen ließ: "Das wird ein sehr schwieriges Unterfangen." Zusammengetan haben sich aber schon die Landräte der von Trassenneubauten betroffenen Landkreise Coburg, Kronach, Lichtenfels und Bamberg. Hier zeigte sich Busch überzeugt davon, dass alle gemeinsam an einem Strang ziehen.


Beim zentralen Punkt für die kommenden Wochen waren sich Busch und zum Beispiel der Weidhäuser Bürgermeister, Markus Mönch (ULB), einig: Der Landkreis Coburg darf sich angesichts der zwei in Frage kommenden Trassenvarianten P 44 (durch den westlichen Landkreis) und P 44 mod. (durch den östlichen Landkreis) auseinander dividieren lassen. Deshalb redete der Landrat auch den Bürgermeistern ins Gewissen, denen der Trassenverlauf auf den ersten Blick egal sein kann. Der Itzgrund ist so eine Gemeinde, doch dessen Bürgermeister, Werner Thomas (SPD), zögerte bei der Besprechung keine Sekunde: "Wir sind beim Widerstand mit dabei."



Ein bisschen über seine Vorstellungen des Widerstandes ließ der Landrat dann doch raus. Er könne es sich gut vorstellen, sagte Busch, zumindest bis zur Bundestagswahl (Termin: Sonntag, 24. September) jeden Monat eine größere Aktion auf die Beine zu stellen. Gut gemachte Aktionen kosten aber auch Geld, warf Busch in der Diskussion mit den Bürgermeistern ein.


Deshalb werde er bei der Verabschiedung des Haushalts am Donnerstag, 9. März, dem Kreistag vorschlagen, eine fixe Summe für die Öffentlichkeitsarbeit im Kampf gegen weitere Stromtrassen einzustellen. Arg viel werde man aber nicht brauchen, beugte Busch schnellen Befürchtungen vor: "Deswegen werden wir die Kreisumlage nicht noch weiter erhöhen müssen."


Die grobe Richtung des Aktionsplans kam bei den Bürgermeistern gut an. "Wir werden mehrere Aktionen brauchen, um das Problem den Menschen ins Gedächtnis zu rufen", sagte Bad Rodachs Bürgermeister, Tobias Ehrlicher (SPD). Am Ende soll dann voraussichtlich im Herbst eine weitere Großdemonstration im Coburger Land stehen. Dass der Blick dabei stets Richtung Bundestagswahl geht, war für den Landrat nur logisch. Denn wo neue Trassen gebaut werden, das sei am Ende eine ausschließlich politische Entscheidung, die vom Bundestag getroffen werde.