Nach der Sanierung des Hauses Bayernstraße 13 im Coburger Stadtteil Scheuerfeld bleibt Fußgängern gerade noch ein knapper halber Meter Gehweg. Der Bürgerverein macht Druck. Der Eigentümer sieht sich dagegen im Recht und der Stadt Coburg sind jetzt die Hände gebunden.
Das Haus Bayernstraße 13 in Scheuerfeld war viele Jahre lang ein Schandfleck: heruntergekommen, zuletzt unbewohnt, der Abriss eigentlich schon beschlossene Sache. Doch statt der Abrissbirne nahm sich Matthias Witter des Hauses an. Er kaufte es und richtete es wieder her. "Der neue Eigentümer hat es, das muss man gestehen, sehr schön renoviert", sagt Udo Dreher, der ein paar Meter weiter in der Nachbarschaft wohnt. Aber, und deshalb wandte sich Dreher an das Tageblatt, im Zuge der Sanierung wurden vom ohnehin schon schmalen Gehsteig am Haus noch gute 20 Zentimeter abgeknapst. Nun bleibt Fußgängern an der engsten Stelle nur noch ein knapper halber Meter Platz.
Kinder mit Schulranzen, Eltern mit Kinderwagen, Rentner mit Rollatoren hätten es schwer, an der vorstehenden Ecke vorbeizukommen, wenn dicht daneben Autos vorbeifahren, sagt Dreher. Außerdem macht die Bayernstraße an dieser Stelle auch noch eine leichte Kurve.
Wer hier die Straßenseite wechselt läuft Gefahr, von Autofahrern übersehen zu werden.
Seit vielen Jahren werde der zu schmale Bürgersteig in Scheuerfeld beklagt, sagt Dreher. Bei der Bürgerversammlung 2011 habe Oberbürgermeister Norbert Kastner (SPD) im Namen der Stadt Coburg, der das Haus damals gehörte, zugesagt, dass es abgerissen werde. Doch es kam anders.
"Ausgesprochen unglücklich", findet das Dritter Bürgermeister Hans-Heinrich Ulmann (CSB). "Aus Sicht der Bauverwaltung war der Zustand des Hauses so schlecht, dass wir den Abbruch befürwortet haben." Über die Liegenschaftenverwaltung sei dann aber ein Interessent gefunden und das Gebäude verkauft worden. "In diesem Moment hätten wir eigentlich sagen müssen, da muss eine Bereinigung erfolgen." Sprich: Die Engstelle hätte entschärft werden müssen.
Gekauft hat das Gebäude Matthias Witter, und der sieht sich im Recht: Zum einen sei der Gehweg nie so breit gewesen, dass er laut Straßenverkehrsordnung auch einer gewesen wäre. "Man konnte schon früher nicht mit einem Kinderwagen vorbei!" Zum anderen verlange der Gesetzgeber, dass Häuser energetisch saniert werden. Deshalb, und das entspreche der Rechtssprechung, müsse auch geduldet werden, dass die Isolierung in den öffentlichen Raum hineinragt. Dies alles habe er auch mit der Stadt Coburg so abgesprochen. Ende 2012 hatte Witter das Haus erworben. Anders als die Sachverständigen der Stadt sah Witter in dem Gebäude keine Beinahe-Ruine, sondern ein sanierungswürdiges Objekt. "Die Bausubstanz war noch okay. Ich habe aus einem schlechten Gebäude ein Schmuckstück gemacht", sagt er selbstbewusst. Entstanden sind darin sechs Wohnungen für Studenten.
Dass die Situation für Fußgänger an dieser Stelle nicht glücklich ist, sieht allerdings auch Witter so. Er hält es nur nicht für sein Problem - es sei das der Stadt. Auch der Scheuerfelder Bürgerverein macht in dieser Hinsicht Druck, sagt Vorsitzende Elfi Strobel. Allerdings sei der Bürgerverein gegen eine Verbreiterung des Gehwegs an dieser Stelle: "Wir wollen nicht noch eine Engstelle."
Dass sich der Bürgerverein in dieser Angelegenheit "massiv gekümmert" habe, schätze er sehr, sagt Ulmann. Dennoch ist aus seiner Sicht jetzt praktisch nichts mehr zu machen: "Wenn einer eine Isolierung an seine Wand klebt, habe ich nichts zu genehmigen." Und: "Ich kann ja nicht verlangen, dass jemand sein Haus wieder abreißt."