Stoschek sorgt sich um das Globe in Coburg

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Auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs in Coburg entsteht das "Globe", das zunächst als Interimsspielstätte fürs Landestheater dienen wird.
Auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs in Coburg entsteht das "Globe", das zunächst als Interimsspielstätte fürs Landestheater dienen wird.
Jochen Berger
Das ist der Entwurf vom Büro Därr
Das ist der Entwurf vom Büro Därr
 
Das ist der Entwurf des Büros Jühling
Das ist der Entwurf des Büros Jühling
Entwurf: Jühling & Partner / Globe GmbH

Wenn er denn ein "Leuchtturm" sein soll, dann müsse der Rundbau auch gut sichtbar sein und wirken können, findet der Unternehmer. Deshalb geht das Tauziehen um die Außenanlagen rund um das Globe jetzt in eine nächste Runde.

Drinnen werden die Planungen fürs Globe in Coburg immer konkreter. So hat in dieser Woche der Senat für Stadt und Verkehrsplanung zum Beispiel entschieden, dass im Saal ein Parkettboden aus überwiegend hellbraunem Eichenholz verlegt wird und dass die Zugangstüren die Farbe "Weißtanne" erhalten. Sehr zufrieden mit diesen Entscheidungen zeigte sich auch der Unternehmer Michael Stoschek, der als einer der Gesellschafter der Globe GmbH der Sitzung am Mittwoch beiwohnte.

Deutlich komplizierter bleibt die Frage, wie die Außenanlagen rund ums Globe aussehen werden. Wie mehrfach berichtet, liegt außer dem ursprünglichen Entwurf des Büros Jühling nun auch noch ein Entwurf des Büros Därr auf dem Tisch. Das Büro Jühling war einst von der Globe GmbH beauftragt (und bezahlt) worden, das Büro Därr wiederum war im Zuge einer anschließend noch von der Stadt durchgeführten, europaweiten Ausschreibung ausgewählt worden.

Stoschek hat Bedenken

Aus dieser Situation ergeben sich nun mehrere Probleme und Fragen. Michael Stoschek zum Beispiel befürchtet, dass bei der Umsetzung des Därr-Konzepts das Globe nicht seine gewünschte Wirkung als "Leuchtturm" entfalten kann. Die Gesellschafter der Globe GmbH hätten nämlich extra noch einmal beide Entwürfe miteinander verglichen. Sie kommen dabei, wie Michael Stoschek jetzt mitteilte, unter anderem zu dem Ergebnis, dass bei der Därr-Variante "kein spürbarer Platz", sondern "eher etwas diffuse Flächen" entstehen würden, ohne in der Form Bezug auf das Globe zu nehmen. (Komplette Vergleichsanalyse der Globe GmbH am Textende)

Grundsätzlich sei Folgendes wichtig: "Das Globe muss von der Freianlagenplanung spürbar begleitet werden. Es muss gesehen werden, von der Bahn aus, von der Ernst-Faber-Brücke und natürlich auch, wenn man durchs Güterbahnhofsareal in seine Richtung schlendert." Das werde aber nicht mit dem Därr-Entwurf erreicht, sondern mit dem Jühling-Entwurf, heißt es in der von der Globe GmbH angestellten Vergleichsanalyse.

FDP-Stadtrat mit Eilantrag

Politische Unterstützung bekommt Michael Stoschek von Stadtrat Hans-Heinrich Eidt (FDP). Der hat am Freitag einen Eilantrag gestellt. Und zwar soll dem Planungsbüro Därr vorgegeben werden, die Planung des Büros Jühling als Grundlage einer weiteren Bearbeitung zu nehmen. Denn: "Die Verärgerung der Globe GmbH, besonders vorgetragen von Herrn Stoschek, ist verständlich", wie Eidt findet.

Eidt: Musste das sein?

Dem Eilantrag angefügt ist aber auch noch eine Anfrage. So möchte Eidt gerne wissen, warum die Stadtverwaltung überhaupt noch einmal eine komplette neue Ausschreibung auf den Weg gebracht hat.

Diese Anfrage hat den Hintergrund, dass sowohl der Jühling- als auch der Därr-Entwurf das gesamte Areal des ehemaligen Güterbahnhofs umfasst. Die Entwürfe bestehen deshalb aus insgesamt neun sogenannten Leistungsphasen. Doch lediglich die Leistungsphasen 1 bis 4 betreffen die Außenanlagen des Globe. Eidt fragt: "Warum hat die Verwaltung (...) einen anderen Auftragnehmer, nämlich Büro Därr, (...) mit einer vollständig neuen Ausschreibung der Phasen 1 bis 9 beauftragt?" Und: "Ist die erfolgte Beauftragung gegebenenfalls rechtswidrig?" Falls der Verwaltung - warum auch immer - die Jühling-Planung nicht gefallen habe, dann hätte das Büro Jühling nach Auffassung von Eidt mit einer Überarbeitung beauftragt werden können. Eine Ausschreibung für die Leistungsphasen 1 bis 4 hätte eingespart werden können.

HINTERGRUND

Im Folgenden dokumentieren wir den Konzeptvergleich der Globe GmbH:

Der einleitende Text hat folgenden Wortlaut: "Das Globe ist mit seinen 18 Metern Höhe das bestimmende Element im Güterbahnhofsareal, als Leuchtturm wurde der kreisrunde Bau bezeichnet. Es ist ein äußerst wichtiges Projekt für die Stadt und sollte entsprechend gewürdigt werden! Das Globe muss von der Freianlagenplanung spürbar begleitet werden. Es muss gesehen werden, von der Bahn aus, von der Ernst-Faber-Brücke und natürlich auch, wenn man durchs Güterbahnhofsareal in seine Richtung schlendert."

Der Blick der Globe GmbH auf die "Planung Därr" führt zu folgenden Äußerungen:

"-eine dichte Allee hat den Zweck, den Blick auf einen besonderen Punkt hinzuführen - hier ist es aber nicht das Gebäude, sondern eine Baumgruppe, man wird am Globe vorbei geleitet und muss offenbar auch erst einen Umweg nach rechts machen, um zum Globe zu kommen.

- die Straßenführung integriert das Globe nicht, sondern führt daran vorbei. Wohin zielt sie? Erst zur

Rückseite Zollingergarten, dann irgendwo aufs Nebengebäude und dann doch an der Pakethalle entlang. Sie durchschneidet die eigentlich dem Globe zugeordneten Flächen. Etwas verwirrend und

uneindeutig

- es entsteht für das Globe kein spürbarer Platz, eher etwas diffuse Flächen diesseits und jenseits der Straße, ohne in der Form Bezug auf den Rundbau zu nehmen

- der Vorplatz Haupteingang geht ungeschützt in die Straße über. Stören hier die zwei Wasserbecken nicht etwas in der Hauptbewegungsfläche?

- auch der Vorplatz Bistro geht ungeschützt in die Straße über und trotzdem entsteht kein

zusammenhängender Raum

- was passiert jenseits der Straße? Eine Abfolge etwas unklarer Bereiche: zuerst eine spitzwinklig

zulaufende befestigte Fläche, von zwei (sehr schmalen) Verbindungswegen zum Parkhaus durchschnitten, damit auch nur schwierig zum Beispiel für Taxis nutzbar. Einer der Wege endet am Wasserbecken, der andere zielt weit am Eingang vorbei. Im Anschluss immer größer werdende bepflanzte Flächen (breiter als die Straße), die viel Pflege verursachen, aber nicht nutzbar sind, dann ein weiterer kleiner Platz gegenüber vom Platz vor dem Bistro, offenbar mit Bänken?, und weitere Pflanzflächen. Entsteht hier spürbar Großzügigkeit?

- Im Osten des Globe ist nicht erkennbar, ob man vom Platzniveau auf den deutlich tiefer liegenden

Weg zum Beispiel über Stufen herunterkommt (auf dem Zeitungsbild nicht sichtbar) -der Weg entlang der Itz könnte nicht angehoben werden, wegen des Baumbestands. Eine barrierefreie Verbindung zum Platz ist nicht erkennbar

- Insgesamt nimmt die Gestaltung der Freiflächen leider keinen erkennbaren Bezug auf die prägnante Rundform des Globe. Das einzige, was sich auf das Gebäude bezieht, sind die strahlenförmigen Gliederungsstreifen, die vom Haus nach außen führen. Leider ist das eine Sache, die der Fußgänger/Autofahrer nicht so deutlich wahrnehmen wird, wie aus der Vogelperspektive, weil das Globe eine durchgehende Holzlamellenfassade hat. Die Bezugspunkte, von denen die Strahlen ausgehen, sind nicht ablesbar.

- Bei der Gestaltung vermisst man ein erkennbares prägnantes Prinzip, das die Bedeutung des Globe unterstützt. Es könnte auch ein anderes Gebäude dort stehen, egal ob rund, oval oder polygon. Das hat aber das Globe nicht verdient."

Der Blick der Globe GmbH auf die "Planung Jühling" führt zu folgenden Beurteilungen:

"- Die Straße entlang der Pakethalle ist von lockeren Baumgruppen mit Zwischenräumen begleitet, so dass das Gebäude dazwischen sichtbar bleibt. Ähnliches gilt für den Blick von der Ernst-Faber-Brücke.

- Die Straße führt von beiden Seiten - Brücke und Pakethalle - an den großen Platz ums Globe heran. Im Platzbereich ist sie als materialgleiche -natürlich befahrbare- Fläche integriert und wirkt so als Teil der großzügigen runden Fläche.

- Von Norden kommend gelangt man in Verlängerung der Straße ohne Umweg auf die große,

zusammenhängende Platzfläche. Von Süden laden breite Öffnungen in dem niedrigen Pflanzrahmen zum Betreten ein.

- Der gesamte Platz richtet sich in seiner Kreisform auf den Rundbau des Globe aus und bezieht auch die Straße und den Spazierweg entlang der Itz mit ein

- Der großzügige innere Bereich wird mit einer niedrigen Pflanzung gegenüber dem befahrbaren

Bereich geschützt, der aber durch seine Kreisform immer auch als Teil des Platzes wahrgenommen

wird. Im Falle einer Großveranstaltung im Freien kann sich auch hier Publikum aufhalten

- Die Pflanzung wird von breiten Öffnungen unterteilt, die sich exakt auf die Eingangsbereiche beziehen, der breite Weg vom Parkhaus führt direkt auf den Haupteingang zu. Im Normalbetrieb gibt es einen angenehm geborgenen Platz direkt ums Globe, der sich bei Bedarf erweitert

-Ein "jenseits der Straße" gibt es hier nicht, es schließt eine Wiese mit einigen Bäumen an, die aber den Blick von der Bahn aufs Globe erlauben

- im Osten des Globe ist die vorgelagerte Terrasse mit einer brüstungshohen Mauer gefasst, mit Blick

zur Itz. Der tieferliegende Weg wird über Stufen erreicht, barrierefrei führt von unten ein Weg auf das

Platzniveau hinauf, wieder in die Kreisform integriert.

-Die Gestaltung bezieht sich in seiner Form und den Details exakt und erkennbar auf das Globe und

erweist ihm damit Referenz. Auf den ersten Blick ist ein prägnante Gestaltung erkennbar"