Vitek traf doch noch zum Sieg

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Adnan Harmandic unterstrich einmal mehr, dass er mit seinen Anspielen immer für Gefahr sorgen kann. Beim Siegtreffer war er maßgeblich mitbeteiligt.
Adnan Harmandic unterstrich einmal mehr, dass er mit seinen Anspielen immer für Gefahr sorgen kann. Beim Siegtreffer war er maßgeblich mitbeteiligt.

Nach einer katastrophaler Abwehrleistung vor der Pause kam der HSC 2000 Coburg erfolgreich zurück. Der 32:31-Sieg in Wilhelmshaven war aber erst Sekunden vor dem Abpfiff perfekt. Damit blieben die Coburger Dritter - auf einen direkten Aufstiegsplatz in die Handball-Bundesliga.

von unserem Mitarbeiter Ralph Bilek

Coburg — Fast wäre es nichts mit den Siegerliedern auf der längsten Heimfahrt der Saison für den HSC 2000 Coburg geworden. Zur Halbzeit hätte man die Mannschaft von Jan Gorr auf Grund ihrer Abwehrleistung fast abschreiben müssen, doch die steigerte sich.
Eigentlich war dann alles schon für ein gerechtes Unentschieden bereitet. Denn der Wilhelmshavener HV zeigte seine spielerische Klasse immer wieder beim Spiel über die Außenpositionen und den Kreis, hätte einen Zähler verdient gehabt.
Doch da hatte der Oldie des HSC, Jiri Vitek, etwas dagegen. In dieser Saison bislang von Verletzungen verfolgt, tauchte er fünf Sekunden vor dem Abpfiff auf der rechten Außenposition auf, wurde klug von Adnan Harmandic über die Abwehr hinweg angespielt, etwas, das der WHV die knapp 60 Minuten selbst bis zum Exzess erfolgreich zelebrierte.
Vitek packte all seine
Routine in diesen finalen Wurf erzielte das 31:32 und war wenig später unter einem schwarzen Berg von HSC-Spielern begraben.
Doch warum tauchte der Tscheche plötzlich auf außen auf: "Es war ausgemacht, dass Jiri und Flo Billek eine Kreuzbewegung machen, um aus dem Rückraum zum Wurf zu kommen. Doch im Zentrum war es dann sehr eng. Und dann spielt Ado Harmandic diesen Superpass und Jiri macht den Ball mit dem Schlusspfiff rein", freute sich Jan Gorr nach dem Spiel über den erfolgreichen, genialen Schachzug seiner Mannschaft.


Coßbau war sich sicher

Den hatte man nach einer mehr als schwachen ersten Halbzeit so gar nicht mehr für möglich gehalten. "Ich war sicher, dass Jiri ihn reinmacht. Eigentlich hätten wir uns gar nicht so toll freuen dürfen, das war ja eine sehr gute Chance", erklärte Co-Spielführer Steffen Coßbau nach der Partie schmunzelnd. Es lief gleich zu Beginn alles andere als optimal für den HSC. Zwei Aluminium-Treffer und ein überhasteter Konter führten dazu, dass die Gastgeber nach dem 0:1 drei Treffer in Folge markierten. Die profitierten gerade zu Beginn zudem von den ungenauen Würfen des HSC, der in der Abwehr keinen Zugriff auf Tobias Schwolow, einem der WHV-Goelgetter, bekam. Bis zum 5:3 (8.) gingen vier Tore auf sein Konto.
So lief die Mannschaft von Jan Gorr erst einmal einem knappen Rückstand hinterher. Beim 8:8 (15.) dachte man, die Coburger sind endlich richtig in der Partie angekommen. Allein dieses Tor war sein Eintrittsgeld wert. Adnan Harmandic, nach öfteren Reklamieren da er hart genommen wurde, mit Buh-Rufen und Pfiffen bedacht, ging mit einer Körpertäuschung an seinem Gegenspieler vorbei. Als dann der Deckungsspieler von Dominic Kelm die Lücke am Kreis schloss bediente Harmandic seinen Kreisläufer mit einem Rückhandanspiel.


Zu viele einfache Fehler

Doch immer wieder bauten die Coburger einfache Fehler in ihr Spiel ein, so dass der WHV sich schnell wieder auf drei Tore absetzen konnte.
Die Gastgeber gefielen durch sehr variables Spiel, viele gute Ideen und die Coburger Abwehr war schlichtweg überfordert, fand überhaupt keinen Zugriff mehr. Mehrmals redete Jan Gorr auf Tomas Riha ein, beorderte Sebastian Kirchner nach vorne, um Drechsler wegzunehmen. Doch alle Aktionen halfen nichts. Auch nicht, dass Oliver Krechel beim Stand von 13:9 (21.) einen Strafwurf und den Nachwurf parierte. Hinzu kam, dass freie Chancen nicht im gegnerischen Tor untergebracht wurden.
Beim Stand von 14:11 scheiterte Florian Billek aus freier Position und brachte auch den Nachwurf nicht am gegnerischen Torwart vorbei. Der HSC konnte sich bei Romas Kirveliavicius bedanken, der sein Team fast im Alleingang zumindest auf Tuchfühlung hielt. Symptomatisch der Schlusspunkt der ersten Halbzeit. Coburg war in Überzahl, Wilhelmshaven brachte einen zusätzlichen Feldspieler, um das zu kompensieren. Obwohl Jan Gorr in der Auszeit direkt zuvor klare Anweisungen gegeben hatte, was zu erwarten ist, kamen die Gastgeber zum 19. Treffer und schickten die Coburger zurecht mit einem Vier-Tore-Rückstand in die Kabine, weil man von Abwehr nicht sprechen konnte.
Auch nach der Pause wurde es erst einmal nicht besser. Weiterhin ließ man sich in der Deckung immer wieder überraschen. Auch mit den schnellen Vorstößen und zweiter Welle, die Wilhelmshaven immer wieder einstreute und die zu langsame Rückwärtsbewegung des HSC bestrafte. Zu einfachen Toren kam Coburg deutlich weniger.
Beim Stand von 21:18 parierte Oliver Krechel seinen zweiten Strafwurf, obwohl nach der Pause Jan Kulhanek das Tor hütete. Für den Strafwurf wurde aber der Siebenmeterkiller eingewechselt, wurde seinem Namen gerecht und leitete auch eine erfolgreiche Aufholjagd ein und parierte später noch einen.
Nach 42 Minuten kam Coburg nicht nur zum 23:23-Ausgleich, weil man vor allem in der Abwehr nun weniger Lücken offenbarte, am Kreis hinten besser verschob. Sondern wenig später führte man sogar selbst mit 25:23, agierte dann aber zu überhastet und musste den erneuten Ausgleich hinnehmen.
Aber es war nun ein ganz anderes Gesicht, das die Coburger zeigten. Bissig hinten, mit viel mehr Übersicht vorne, so wie bei Adnan Harmandic vor dem 25:27, als er Kirveliavicius zum zehnten Treffer bediente. Aber der WHV blieb hellwach, nutzte jeden kleinen Fehler des HSC aus. So wie vor dem 28:28 als Harmandic in Überzahl einfach viel zu schnell abschloss, anstatt die personelle Überlegenheit auszuspielen.
Und trotzdem sollte der Mittelmann noch der Garant dafür werden, dass es beim bärenstarken Aufsteiger zu beiden Zählern reichte. Denn dem 29:30 durch Dominic Kelm ging sein riskanter, aber mit sehr viel Übersicht gespielter Pass voraus, das 30:31 nach dem erneuten Ausgleich erzielte er selbst. Und dann kam fünf Sekunden vor dem Abpfiff dieser Pass quer über die gegnerische Abwehr zu Jiri Vitek.


Der Trainer probierte vieles aus

HSC-Trainer Jan Gorr: "Wir haben vor der Pause keinen Zugriff in der Abwehr bekommen. Weder in der defensiven Formation mit 6:0, noch mit der Variante 5:0 plus eins, als Sebastian Kirchner einen Mann wegnahm. Doch in der Pause konnten wir uns neu justieren, haben das 5:1 weitergespielt, bezogen auf den rechten Rückraumspieler. Das war enorm wichtig."