Und den Beton rührt einmal mehr der mittlerweile 38-jährige Keeper Jan Kulhanek an. Mit knapp 35 Prozent gehaltener Bälle führt er die Liga an. Seinen Paraden und der gut zupackenden Deckung ist es zu verdanken, dass der HSC immer wieder ins Laufen kommt. Dabei schließen vor allem Flo Billek und Max Jaeger wie gewohnt hochprozentig ab. Das trifft auch auf Neuerwerbung Zeman zu, der am Kreis kaum eine Chance auslässt. "Stepan hat das zu Beginn der Saison richtig gut gemacht, dabei auch von der Anfangseuphorie profitiert. Als dann der Alltag eingekehrt ist, hat man schon gemerkt, dass er sich als junger Spieler erst an das höhere Level in Deutschland gewöhnen muss. Aber in den letzten Wochen hat er wieder eine deutlich aufsteigende Tendenz gezeigt", sagt Gorr.
Profitiert habe er dabei auch von der Erfahrung des zweiten Neuzugangs, Andreas Schröder. "Wir haben ihn aufgrund seines unglaublich guten Gesamtpaketes verpflichtet, und genau diese Vielseitigkeit hat er eindrucksvoll bewiesen. In der Deckung ist er unser Stabilisator und damit extrem wertvoll", ist Gorr voll des Lobes.
Auch wenn der 28-Jährige bei seiner Wurfausbeute (51 Prozent Trefferquote) noch Luft nach oben hat, trug er mit seiner guten Übersicht und Assistqualitäten auch dazu bei, dass der Coburger Positionsangriff in dieser Saison variantenreicher und effizienter geworden ist. "Dadurch konnten wir auch Spiele gewinnen, in denen wir defensiv nicht so gut gearbeitet haben. Wie in Emsdetten in der ersten Halbzeit, als wir in der Abwehr keinen Zugriff hatten, aber vorne 21 Tore erzielt haben", erklärt Gorr.
Neben diesem Positivbeispiel gab es aber auch Partien, in denen das nicht gelang. Den Coburger Coach ärgern besonders die Niederlagen in Hüttenberg (22:23) und bei Lübeck-Schwartau (27:29). "Das waren Spiele, die wir so nicht verlieren dürfen. Das zeigt aber auch deutlich, dass wir keine Mannschaft sind, die in dieser Liga alles wegspielen kann, sondern dass wir uns alles hart erarbeiten müssen", sagt Gorr. "Wir kamen bei einigen Auswärtsspielen in der entscheidenden Phase mit dem Gegenwind nicht klar, haben uns zu sehr beeindrucken lassen. Wir müssen lernen, auch im Stress diszipliniert als Team zu arbeiten."
Neue Euphoriewelle in Coburg
Kleinere Auflösungserscheinungen, die es vor heimischer Kulisse in dieser Spielzeit nicht gab. Die Coburger gewannen alle neun Begegnungen in der HUK-Arena - im Durchschnitt mit sieben Toren Vorsprung. Erstligareif war zuletzt auch stets der äußere Rahmen: Knapp 3100 Zuschauer im Schnitt kamen zu den vergangenen vier Heimspielen gegen Hamm-Westfalen, Eisenach, Hamburg und Rimpar. "Es war schön zu beobachten, wie die Mannschaft die Zuschauer in ihren Bann gezogen hat. Mir erzählen auch viele Fans, wie sie auswärts mit uns am Computer über den Livestream mitfiebern. Dieses Bekenntnis zum Verein und die Begeisterung sind aktuell sehr positive Begleiterscheinungen", sagt Gorr.
Schwieriges Programm in 2020
Eine Euphorie, die auch während der EM-Pause nicht abebben wird. Zum Start ins neue Jahr wartet auf die Coburger am Samstag, 1. Februar, das fränkisch-sächsische Duell gegen den Dauerbrenner der Liga, EHV Aue. "Gegen die disziplinierte Spielweise der Auer wird es anspruchsvoll", so Gorr. "Danach folgen zwei Auswärtsspiele bei quasi ,Erstliga-Vereinen', Nettelstedt-Lübbecke und Gummersbach. Da hängen die Trauben hoch." Bevor Gorr allerdings voll in seinem sportlichen Element sein wird, geht es am Neujahrstag für eine Woche in die mittelhessische Heimat: "Da freue ich mich schon richtig drauf."