Coburg stolpert und stottert sich in die neue Saison. Bei der 25:26-Niederlage im hohen Norden begann die Gorr-Truppe stark, doch danach ging nicht mehr viel. Drei lange Phasen ohne Coburger Treffer und viel zu viele technische Fehler ebneten dem Gastgeber den Weg.
Die Mannschaft von Jan Gorr ist erneut ohne Punkte von der Ostsee zurückgekehrt, wo der Trainer noch vor einigen Wochen ganz entspannt seinen ersten Urlaub seit längerem genossen hat.
Entspannt dürfte Gorr ob der Spielweise seiner Mannschaft in Rostock aber nicht gewesen sein, den nach einem phasenweise desolaten Auftritt blieben die Punkte mit einem 26:25-Sieg in Rostock.
Desolater Auftritt
Zehn, acht, fünf Minuten - so lange dauerten drei Phasen, in denen der HSC 2000 ab der 28. Spielminute gänzlich ohne Torerfolg blieb. Deutlich zu viel, um gegen einen aufopfernd kämpfenden Gegner zu bestehen.
Es war ein langer Handballsonntag auch für die zu Hause gebliebenen Fans des HSC 2000 Coburg.
Man konnte sich erst die Partie zum 50-jährigen Jubiläum der Handball-Bundesliga in der Dortmunder Westfalenhalle zwischen dem Altmeister VfL Gummersbach und dem Rekordmeister THW Kiel "reinziehen" und dann umschalten auf das Spiel des HSC.
Optimaler Start: 3:0-Führung
Die Coburger begannen nahezu optimal, starteten gegen eine extrem offensive Rostocker Abwehr mit einem 3:0 (4.). Mit viel Bewegung löste man das gut, ging in die Lücken, auch wenn Adnan Harmandic den Spielaufbau fast an der Mittellinie beginnen musste. Die Außenspieler wurden in der Startphase zudem gut ins Spiel eingebunden, doch riskante Pässe und Fehler führten immer wieder zu Gegenstoßtoren der Gastgeber.
Deswegen blieben die nicht nur auf Tuchfühlung (6:8, 15.), sondern schafften nach 20 Minuten in einem Spiel auf Augenhöhe den erstmaligen Ausgleich.
Zu diesem Zeitpunkt war auch noch keinem bewusst, dass die fünf Anfangsminuten das Beste waren, was der HSC an diesem Tag zu bieten hatte, der einzige Lichtblick neben dem kurzen Aufbäumen nach dem späteren Sechs-Tore-Rückstand in der gestrigen Coburger Handball-Tristesse.
Dabei hatten die Rostocker auch die Geduld, ihre Angriffe lange auszuspielen, Zeitspiele zu riskieren und auf die finale Chance zu warten. Das jedoch mit gutem Erfolg, und irgendwie kamen sie dann doch durch, zumindest an den Kreis. Vor allem Roman Becvar hatte immer den Blick für den freien Mitspieler.
Ungeschickt verhielt sich Markus Hagelin, als er bei Coburger Überzahl seinen Gegenspieler wegschob und die Gastgeber in Ballbesitz brachte. Das hatte noch keine Auswirkungen, aber als er wenig später frei am Kreis vergab, war die erste Rostocker Führung fällig.
Kein Wunder, denn die waren 2015 zu Hause bis auf eine Partie ohne Niederlage geblieben, während die Coburger 2015 auswärts nur einmal erfolgreich waren.
Rostock durchschaute das Spiel
Auf jeden Fall lief es lange nicht mehr so rund wie zu Beginn, die Rostocker hatten sich auch von ihrer ganz offensiven Abwehr verabschiedet, und der HSC war manchmal einfach zu überhastet. Die Folge war ein knapper Pausenrückstand, auch weil die Coburger Abwehr nicht optimal stand und die Keeper kaum eine Hand an den Ball bekamen.
Hinzu kam eine ungewöhnlich hohe Fehlerquote auf der Mittelposition bei Coburg. Da nützte auch der Einsatz von Florian Billek nichts, der sich gleich nach Wiederanpfiff den Ball mit einem Hechtsprung eroberte.
Doch ausgerechnet Spielführer Till Riehn, der einen rabenschwarzen Tag erwischte, fabrizierte drei Ballverluste in Folge.
Diese Gastgeschenke nahm Rostock dankend an und zog auf 19:14 (35.) davon. Hinzu kam eine starke Leistung des Rostocker Torhüters Tobias Malitz, der reihenweise Würfe vom Kreis entschärfte.
HSC plötzlich völlig von der Rolle
Die HSCler befanden sich überhaupt nicht auf Ballhöhe, die Pässe waren weiter ungenau, fast pomadig, keiner nahm das Heft in die Hand. Ganze zehn Minuten und zwei Sekunden blieben die Coburger ohne einen eigenen Treffer (20:14), ehe Matthias Gerlich seine Mannschaft mit dem 15:20 erlöste.
In der Folge profitierte Coburg auch von Zeitstrafen gegen den HC Empor. Die fühlten sich aufgrund des Starts in den zweiten Durchgang vielleicht zu sicher, denn Coburg kämpfte sich auf 19:21 heran.
Doch das war der Zeitpunkt, als beim HSC wieder einmal ein vier technische Fehler in Serie passierten. Das stoppte die zwischenzeitliche Aufholjagd jäh.
Rostock blieb die aufmerksamere und deutlich bissigere Mannschaft, Coburg ließ sein "Wetzlar-Gesicht" vollends vermissen, blieb erneut fast acht Minuten ohne Treffer.
Aufholjagd kam zu spät
"Die Bälle werden in Schülermanier hergeschenkt", kommentierte Thomas Apfel auf Radio Eins und traf ob der unverständlichen Ballverluste der Coburger den Nagel auf den Kopf.
Selbst als die Rostocker in der Schlussphase kaum noch selbst trafen, konnte der HSC daraus kein Kapital schlagen. Auf eigene Konter musste man sogar bis zur 59. Minute warten. Nach dem 25:21 blieb Coburg erneut genau fünf Minuten ohne Treffer und kam trotzdem auf 25:24 heran.
Doch dass es nicht zu Zählbarem reichte, haben sich die Coburger aufgrund ihrer hohen Fehlerquote selbst zuzuschreiben.
Steigerung dringend nötig
Da braucht man auch nicht darüber zu lamentieren, dass die Schiedsrichter den langen Spielaufbau der Rostocker über die gesamte Spielzeit zuließen. Und bereits jetzt kann sich Jan Gorr bestätigt fühlen, der immer wieder betont: "In dieser Liga bekommst du nirgends etwas geschenkt." Seine Mannschaft hat dies bereits am ersten Spieltag schmerzlich erfahren müssen.
Stimme zum Spiel
HSC-Torwart Oliver Krechel: "Wir hatten uns das von Beginn an ganz anders vorgestellt. So wie es am Anfang auch lief.
Doch dann hat nichts mehr geklappt, gerade nach der Pause und plötzlich liegen wir mit sechs Toren in Rückstand."
HC Empor Rostock gegen HSC Coburg 26:25 (15:14)
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Oliver Krechel; Markus Hagelin (2), Lukas Wucherpfennig, Dominic Kelm (1), Matthias Gerlich (3/2), Sebastian Kirchner (4), Jiri Vitek (n.e.), Tomas Riha, Florian Billek (5), Till Riehn (1), Adnan Harmandic (4), Girts Lilienfelds, Romas Kirveliavicius (5).
Trainer: Jan Gorr.
HC Empor Rostock: Jan Kominek, Tobias Malitz; Roman Becvar (3), Andre Meuser, Kenji Hövels (3), Jens Dethloff, Robert Barten, Rene Gruszka (5/1), Norman Flödl (3), Vyron Papadopoulus (10/3), Jakub Zboril, Kevin Lux, Florian Zemlin (2), Julius Porath.
Trainer: Aaron Ziercke.
class="artFett">SR: Martin Thöne (Berlin) / Marijo Zupanovic (Berlin)
Strafminuten: 10 (Flödl 4, Zemlin, Hövels 4) - 4 (Kirveliavicius, Gerlich). -
Siebenmeter: 4/5 - 2/2. -
Beste Spieler: Papadopoulus / keiner.
rbi