Coburg gegen Essen: Das überraschende Spitzenspiel

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Jan Gorr Foto: Hagen Lehmann
Jan Gorr Foto: Hagen Lehmann
Jaron Siewert Foto: Imago/Eibner
Jaron Siewert Foto: Imago/Eibner
 

Im Vorfeld des Topspiels sprechen HSC-Coach Jan Gorr und Essens Trainer Jaron Siewert über ihr Erfolgsgeheimnis, den Kontrahenten und das Ligageschehen.

Der 10. Spieltag der Saison 2018/2019 hält für die Coburger Handballfans in der HUK-Arena eine Premiere bereit: Erster gegen Zweiter - das gab es zuvor noch nie in der 2. Handball-Bundesliga. Der HSC Coburg (17:1 Punkte) empfängt am Samstagabend (Anwurf um 19.30 Uhr) TuSEM Essen (14:4) zum Topspiel. Im Vorfeld der Partie hat sich das Tageblatt mit den beiden Trainern, Jaron Siewert und Jan Gorr, unterhalten.

Herr Siewert, Herr Gorr, wie sehen Sie...die Zweitliga-Saison zum jetzigen Zeitpunkt?

Jaron Siewert:

Die Liga ist sehr ausgeglichen, es gibt Woche für Woche Überraschungen und unerwartete Spielausgänge. Der Start von Hüttenberg und Nettelstedt ist für diese Teams sicher nicht optimal gewesen. Es ist ja so, dass die Absteiger eher in der Tabellenspitze vermutet werden. Jetzt stehen wir zusammen mit Coburg dort, und ich finde, derzeit völlig zu Recht. Ich bin mir aber sicher, dass uns die Überraschungen über die gesamte Saison begleiten werden.

Jan Gorr:

Die Liga ist erwartungsgemäß dicht beieinander und man sieht schon jetzt, dass jedes Spiel ein offenes Spiel ist. Das macht die Liga für die Zuschauer unheimlich attraktiv, für die Spieler und Trainer ist es Woche für Woche eine große Aufgabe. Neben viel Erwartetem gibt es auch die eine oder andere Überraschungsmannschaft. Essen und Ferndorf haben einen tollen Start hingelegt und sich dementsprechend in der Tabelle ganz vorne platziert. Hüttenberg hat sich den Auftakt in die Saison sicher anders vorgestellt, ist jetzt zumindest wieder auf einem guten Weg.

... das bisheriges Abschneiden Ihrer Mannschaft?

Siewert: Das tut uns auf jeden Fall gut. Wir haben uns mit einer starken Rückrunde schon im letzten Jahr Platz 9 gesichert. Den streben wir auch diesmal an, wollen in der oberen Tabellenhälfte landen. Unsere derzeitige Platzierung ist allerdings in dieser noch lange dauernden Saison nur eine Momentaufnahme - aber eine schöne.

Gorr:

Das war in dieser Form nicht unbedingt zu erwarten. Dass wir bis heute noch als einzige Mannschaft ungeschlagen sind, spricht für eine hervorragende Leistung unseres Teams.

...Ihren bisherigen Erfolg begründet?

Siewert: Wir spielen derzeit sehr unbekümmert auf, haben keinen Megadruck. Es macht einfach nur Spaß mit dieser jungen, dynamischen Mannschaft zu arbeiten. Die Spielfreude kommt irgendwie fast von alleine. Das zeichnet uns im Augenblick aus.

Gorr:

Natürlich sorgt ein positiver Start in die Saison für Auftrieb. Das ist uns mit dem Heimsieg gegen Elbflorenz gelungen. Was aber hauptsächlich für die guten Leistungen steht, ist die extrem hohe Leistungsbereitschaft und eine sehr gute Trainingsqualität. Das hat schon in der Vorbereitung begonnen und davon profitieren wir im Augenblick. Jeder unserer Spieler will seinen Teil zum Gelingen beisteuern, Woche für Woche.

... den kommenden Gegner?

Siewert: Es ist beachtlich, dass Coburg noch ungeschlagen ist, obwohl sie ja immer wieder Ausfälle zu verzeichnen hatten. Wir wollen wie beim Sieg in Nettelstedt auftreten. Coburg kommt mit viel Tempo, ist breit und homogen aufgestellt, hat ja schon einige deutliche Ergebnisse, vor allem dank ihres Torhüters Jan Kulhanek, eingefahren. Wenn es wie gegen die Vikings eng wird, spielen sie richtig abgezockt.

Gorr: Die Mannschaft vom TuSEM hat im letzten Jahr schon angedeutet, was sie zu leisten im Stande ist. Dazu kommen nun bei den jungen Spielern auch mehr Erfahrungswerte, und mit ihrer schnellen und dennoch strukturierten Art Handball zu spielen, haben sie bemerkenswerte Resultate erzielt. Das spricht für sich.

... dieses Spitzenspiel an sich?

Siewert: Beide Mannschaften haben sich dieses Spitzenspiel verdient und wir werden es auch genießen. Für Coburg werden wahrscheinlich noch einige dieser Spiele kommen. Es ist natürlich ein Vorteil für den HSC in eigener Halle zu spielen. Doch unser Ziel ist es, den Abstand auf den Gegner zu verringern. Ich bin mir sicher, dass beide Teams ihrer Position gerecht werden und diese Partie zu einem Erlebnis machen.

Gorr: Vor der Saison hätten wohl die wenigsten erwartet, dass bei der Partie Coburg gegen Essen der Erste gegen den Zweiten spielt. Fakt ist aber, dass in diesem Spiel zwei Mannschaften aufeinander treffen, die sich diese Konstellation redlich verdient haben. Aus diesem Grund freuen wir uns auch riesig auf diese Partie. Mit einem Erfolg könnten wir unseren Vorsprung auf Essen auf fünf Zähler ausbauen. Das ist natürlich verlockend. ... den Höhenflug des Bergischen HC in der 1. Liga?

Siewert: Dass sie mithalten können, war schon zu erwarten, aber Platz 4 ist sehr überraschend, beinahe sensationell. Vor allem auch deswegen, weil sie Verletzungen bisher gut weggesteckt haben. Doch sie haben letztes Jahr in der zweiten Liga ja schon bewiesen, dass sie über ein herausragendes Kollektiv und über ein gutes Spielsystem verfügen. Das haben sie mit namhaften Neuzugängen verstärkt.

Gorr: Der BHC hat bereits in der letzten Saison für unheimlich viel Qualität und Konstanz gestanden. Mit klugen Personalergänzungen nach dem Aufstieg konnte man zum einen mit stabilem Spielsystem und zum anderen mit einem noch mal verbesserten Kader in die 1. Liga starten. Dass der BHC in diesem Jahr gute Karten im Abstiegskampf hat war klar, der aktuelle vierte Tabellenplatz ist allerdings sensationell. Die Fragen stellte Ralph Bilek.