Nach der ersten offiziell angemeldeten Kundgebung regt sich Unmut bei den Gegnern der Corona-Maßnahmen - das sei kein "Widerstand" mehr. Erste von ihnen wollen von Coburg in andere Städte ausweichen.
Die Verantwortlichen der Polizei machten einen entspannten Eindruck am vergangenen Montag. Zum ersten Mal war die Kundgebung der sogenannten "Spaziergänger" auch als solche angemeldet. Die Folge: Alles lief in geordneten Bahnen. Die Laufstrecke sei abgestimmt, sagte Polizeisprecher Stefan Probst. Die Zahl der Einsatzkräfte sei deshalb im Vorfeld im Vergleich zur Vorwoche auch leicht reduziert worden.
Klingt also so, als sei das Problem der "Spaziergänge" als unangemeldete Veranstaltung, wie die Behörden sie zuvor einstuften, zu aller Zufriedenheit gelöst. Zu aller Zufriedenheit - offenbar nicht...
"Nach deren Pfeife tanzen"
In der Gruppe im Messenger "Telegram", in der sich die Teilnehmer der Aufzüge auch verabreden und koordienieren, löste die Anmeldung des jüngsten "Spazierganges" deutlichen Unmut aus. "Den Widerstand anzumelden heißt jetzt aufrecht stehen?" lautet einer der Beiträge. "Ich persönlich halte nicht viel davon, den Staat, gegen den ich im Widerstand bin, um Erlaubnis zum Widerstand zu bitten", schreibt das Gruppenmitglied weiter. Ein anderes, dass das jetzt heiße, man tanze "nach deren Pfeife". Oder: "Ich freue mich auf nächsten Montag in Bad Rodach. Da ich meinen Widerstand unter den gegebenen Umständen nicht mehr in Coburg sehe, findet er ab sofort eben dort statt."
Wandern jetzt also die "Spaziergänger" aus Coburg ab? Immerhin scheinen von den Teilnehmern jeden Montag ohnehin viele aus dem Umland anzureisen. Anmelder der jüngsten Veranstaltung waren nach Polizeiangaben auch keine Stadt-Coburger - sie kamen aus dem Landkreis Coburg und aus dem Landkreis Lichtenfels.
Bad Rodach?
In Bad Rodach wäre man alles andere als begeistert, wenn ein Teil der Coburger Spaziergänger in die Thermalbad-stadt weiterziehen würde. Kennen tut man dort das Klientel, sagt Bürgermeister Tobias Ehrlicher (SPD): "Wir haben seit rund einem Vierteljahr solche Spaziergänge." Wobei er von einer Verlagerung in seine Stadt noch nichts gehört habe, sagt Ehrlicher. Beim Begriff des "Spaziergangs" grätscht der Bürgermeister dann aber gleich mal dazwischen. Es seien eben keine Spaziergänge, die wöchentlich zwischen 30 und 60 Personen rund um Markt- und Schlossplatz unternehmen. Es gebe immer wieder Menschenansammlungen, bei denen die Protestler verweilen. Geht nicht, sagt Ehrlicher: "Da halten sie sich nicht an die Vorschriften. Das ist nun mal so nicht erlaubt." Heißt also: Auch in Bad Rodach müssten sich die Teilnehmer solcher Kundgebung an Regeln halten.
"Unschöne Dinge"
Dass er auch als Bürgermeister sich mal am Rande so eines Spazierganges "unschöne Dinge" anhören musste, sagt Ehrlicher auch. Arg getroffen habe es ihn aber nicht. Ohnehin verfällt man in Bad Rodach nicht in Panik, wenn sich jeden Montag die Spaziergänger - wenige aus dem Stadtgebiet, viele aus Thüringen - zusammenfinden. Tobias Ehrlicher verwendet ausdrücklich den Begriff des "überwiegendsten Teils" für die Teilnehmer, die er als "ganz vernünftig" einstufen würde. Aber die müssten sich halt schon fragen lassen, mit wem sie da gemeinsam auf die Straße ziehen. Aus Sicht Ehrlichers mit schwierigen Leuten: "Auf jeden Fall sind das Personen, mit denen man sich in normalen Zeiten sicher nicht solidarisieren würde."dy/bk