Kann man heute mit Volksliedern noch Menschen ins Konzert locken? Man kann - wenn man seine Auftritte so geschickt verpackt, wie "Spark - die klassische Band" beim Coburg-Gastspiel.
Sehen so die modernen Nachfahren des märchenhaften Rattenfängers von Hameln aus? Die fünf jungen Musiker von "Spark" verstehen es jedenfalls, ihr Publikum quer durch viele Altersklassen unweigerlich in Bann zu ziehen - egal, was sie gerade spielen.
"Folk Tunes" haben sie ihr aktuelles Programm getauft, das dem Coburger "Verein" im HUK-Foyer auf der Bertelsdorfer Höhe reichlich Besucherandrang beschert. Das Etikett "Die klassische Band" ist - aus Marketing-Sicht betrachtet - clever gewählt. Und genauso präsentiert sich das Quintett, das ein reiches Arsenal an Blockflöten, dazu Geige, Bratsche und Cello im Gepäck hat und auf den modernen Konzertflügel für den klanglichen Background vertraut - als Ensemble, das ein klassisches Instrumentarium bisweilen mit dem Gestus ein Band traktiert. Dann packt zum Beispiel Victor Plumettaz sein Cello einfach an der Taille und zupft der Streichinstrument wie eine Bassgitarre.
Geschickte Mischung Das im Jahr 2007 gegründete Ensemble musste sich nicht allzu lange mit der Einstufung als leicht exotisch gefärbter Geheimtipp begnügen. Spätestens mit dem Echo Klassik für das Debüt-Album "Downtown Illusions" haben Andrea Ritter und Daniel Koschitzki an den Blockflöten, Stefan Glaus (Violine, Viola), Victor Plumettaz (Cello) und Mischa Cheung (Klavier) einen ordentlich Sprung nach oben auf der Bekanntheitsskala geschafft.
Zwischen Vivaldi und Minimal Music Am Erfolgsrezept hat sich seitdem nicht allzu viel ändern müssen. Spark bedient sich ungeniert in vielen Stilen, kombiniert einen Satz aus einem Vivaldi-Konzert mit den vielfach bewährten Strickmustern der Minimal Music.
Die geschickte Mischung, die effektvoll arrangierten Kontraste gehören zum Erfolgsgeheimnis von Spark.
Weich gespülte Barock-Klänge und rhythmisch aufstampfende Arrangements im flotten Wechsel - vieles passt hinein in dieses "Folk Tunes"-Programm. Vor allem aber sind die fünf jungen Musiker nicht nur versierte Instrumentalisten, sondern zudem begabte Darsteller auf dem Podium, die ihre Auftritte regelrecht zelebrieren und mit choreografischen Akzenten effektvoll unterstreichen.
Vollbad im Applaus Im Grunde inszenieren sie sich als Spielleute bis hin zur Wahl der Kleidung, die Anleihen bei der Kostümierung der Protagonisten aus der Alten Musik-Szene nimmt, freilich in moderner Stilisierung zeigt. Ein Volkslied wie "Ich hab die Nacht geträumet" passt in diesem mühelos neben virtuose Blockflöten-Variationen aus der Feder des niederländischen Barockmeisters Jacob van Eyck.
Und Bachs Arien-Hit "Schafe können sicher weiden" aus der "Jagdkantate" lässt sich problemlos kombinieren mit einem Satz aus der "Folk Tune Rhapsody" des zeitgenössischen Komponisten Johannes Motschmann. Das Coburger Publikum ist unüberhörbar begeistert und spendiert Spark am Ende ein Vollbad im Applaus.