Wenn es nach dem Seniorenbeirat geht, würde der Veste-Express schon bald wieder auf seiner alten Strecke rollen. Formalrechtlich wäre das kein Problem: Die Bindungsfrist vom Bürgerentscheid, den es 1998 gab, ist längst abgelaufen.
Der Coburger Veste-Express, salopp gesagt die Bimmelbahn, soll wieder durch den Coburger Hofgarten fahren. Der Seniorenbeirat der Stadt Coburg schloss sich in seiner Sitzung am Mittwoch dem Antrag seines Mitglieds Wolfgang Doischer an. Doischer, der auch stellvertretender Behindertenbeauftragter der Stadt ist, sagt in seiner Antragsbegründung: "Denken sollten wir an Menschen mit Behinderungen und ältere Menschen, für die mit dieser Fahrstrecke zumindest Teile des Hofgartens erlebbar werden."
Die Bimmelbahn war 1998 durch einen Bürgerentscheid aus dem Hofgarten verbannt worden. Doischer schlägt vor, die Bimmelbahn ab Höhe der Teehäuschen, an der Einmündung der Bergstraße in die Festungsstraße, über den breiten Weg am Naturkundemuseum vorbei zur Veste hochfahren zu lassen.
Doischer und damit auch der Seniorenbeirat versprechen sich dadurch auch einen touristischen Mehrwert. "Sicher kann auf diese Weise auch eine größere Attraktivität bei Besuchern unserer Stadt erreicht werden, den Hofgarten und die Veste Coburg zu besuchen und die Schönheit des herzoglichen Parks kennenzulernen." Doischer wies auf die 500-Jahr-Feier der Reformation im Jahr 2017 hin. Dann findet in Coburg zum Beispiel die bayerische Landesausstellung statt.
"Die Entwicklung der Antriebe solcher Bahnen hat mittlerweile alternative Möglichkeiten hervorgebracht." Doischer nannte schadstoffarme Verbrennungsmotoren oder gar einen Elektroantrieb. Ein Beispiel sei eine mit Elektrizität betriebene Minibahn durch die Parkanlagen in Bad Ischl. "Sie fährt so leise, dass die Bahn nicht einmal die Kurkonzerte beeinträchtigt." Aber gerade der leise Betrieb könnte wieder Gefahren in sich bergen, war eine Sorge, die im Seniorenbeirat laut wurde. Immerzu bimmeln könne die Bimmelbahn ja auch nicht.
Zumindest formalrechtlich sah Dritter Bürgermeister Thomas Nowak (SPD) keine Bedenken: "Die Bindungsfrist für diesen Bürgerentscheid ist lange vorbei". Der Antrag des Seniorenbeirates geht jetzt zunächst ans Ordnungsamt, das die Verwirklichung prüfen soll. Dann kommt er auf die Tagesordnung des Verwaltungssenates.
... aber der Bürgerentscheid ist damals gegen die Nutzung der Hofgartenwege ausgegangen, weil sich die weit überwiegende Zahl der Spaziergänger durch die Bahn und deren Abgase belästigt fühlte.
Das hat sich nicht geändert. Man sollte also den Bürgerwillen auch nach Ablauf der formalen Bindungsfrist beachten.
Wenn schon Bimmelbahn durch den Coburger Hofgarten, dann gleich ganz und gar. Der untere Teil der ursprünglichen Strecke, oberhalb der Arkaden, wäre eigentlich das (aller-)schönste Stück mit dem Blick auf den Schlossplatz, die Ehrenburg, das Landestheater und über die Dächer Coburgs hinweg zu den westlichen Höhen. Der Spielplatz am Ex-DSZ ist noch ein gutes Stück von dieser Strecke entfernt. Und der schmaler gewordene Weg zwischen Arkaden und Teehäuschen war früher auch einmal ein "breiter Weg". Dann macht man halt wieder einen "breiten Weg" daraus. Das kann doch nicht das Problem sein. Ich war 1998 auch gegen die Bimmelbahn durch den Hofgarten, jetzt bin ich dafür. Man lernt halt nie aus. Und frei nach Adenauer: "Was interessiert mich mein dummes Geschwätz von gestern?"
Inzwischen habe ich eben das Älterwerden und die nachlassende Mobilität meiner Eltern erlebt.