Reinhard Grell und der Gartenbauverein Lahm (Landkreis Coburg) haben im südlichen Itzgrund eine Nisthilfe für Störche aufgestellt.
"Nein", sagt Reinhard Grell, winkt ab und lacht. "Wir wollen den Kaltenbrunnern den Storch doch nicht abspenstig machen." Aber einen eigenen Storch, den hätten sie schon gerne im südlichsten Teil der Gemeinde Itzgrund. Deshalb haben sie jetzt eine Nisthilfe aufgestellt - in idealer Lage: schön hoch, direkt am Ortsrand, mit Blick hinunter zur Itz.
Früher, da hat es in Lahm schon mal Störche gegeben. Karl-Heinz Stahl weiß noch von Erzählungen, dass unten am Schloss ein Horst gewesen sein soll. Aber das ist schon lange her, erzählt Stahl: "Ein paar ältere Einwohner von Lahm müssten das aber noch wissen." Da war es also nicht überraschend, dass es sich vor ein paar Wochen im Ort wie ein Lauffeuer verbreitete, dass ein Storch direkt neben dem Schlossplatz offensichtlich wieder einen Nistversuch startet. Aber der Horstbau scheiterte, weil die Dohlen aus der Nachbarschaft rund um die Schlosskirche immer wieder das Nest zerstörten. "Hartnäckige Vögel, diese Dohlen", schimpft Stahl.
Bei Reinhard Grell schwirrte die Idee, eine Nistplattform zu errichten, so richtig seit dem vergangenen Jahr im Kopf herum. 14 Störche auf einen Schlag, erzählt der Landwirt, machten im Herbst auf und neben seinem Haus Station. "Da habe ich mir gedacht: Wir müssen da was machen", sagt Grell. Sein Ehrgeiz wurde auch deshalb geweckt, der Reinhard Grell - durchaus bekennender - konventionell wirtschaftender Landwirt ist. Da werde man ja gerne schnell in die Rolle des Bösewichts gesteckt, ärgert sich Grell, der es deshalb allen zeigen wollte: "Ja, auch wir Bauern tun der Natur gerne was Gutes."
Der Beton kam kostenlos
Und weil Reinhard Grell kein Mensch ist, der lange zögert, zaudert oder plant, hat er es nach ein paar losen Gesprächen mit der Naturschutzbehörde am Coburger Landratsamt auch gut sein lassen und die Nisthilfe mit ein bisschen Internetrecherche selbst gebaut. Gut anderthalb Meter im Durchmesser, aus Holz und mit einem Kranz aus alten Ästen und Reisig bestückt ist die Plattform nur ein paar Meter neben der Bundesstraße 4 durch den Itzgrund.
Ein bisschen schwieriger gestaltete sich da die Suche nach einem geeigneten Mast. "Dabei hatten wir im vergangenen Jahr schon einen schönen Strommast aus alten Eon-Beständen", erzählt Wolfgang Kraus, der Vorsitzende des am "Projekt Nisthilfe" mit beteiligten Obst- und Gartenbauvereins. Doch irgendwie lief es in der Kommunikation offensichtlich nicht ganz rund - denn plötzlich war der Mast zusammengesägt und damit unbrauchbar. Also ging die Suche wieder von vorne los.
Aber Reinhard Grell ist nicht nur ein Mann klarer Worte, er kennt auch Gott und Welt. Fündig wurde er bei Werner Angermüller, der im Besitz eines alten Strommastes war und diesen gerne für die Errichtung einer Nisthilfe zur Verfügung stellte. Danach ging es schnell bei Grell: Einen geeigneten Platz hatte er auf eigenem Grund, seine guten Beziehungen zur Baufirma Röckelein ebneten den Weg zu einer Ladung Beton für das Fundament.
Jetzt steht das Ding stabil
Zweieinhalb Kubikmeter haben die Lahmer kostenlos geliefert bekommen, das sind immerhin mehr als fünf Tonnen, die jetzt den Mast am Fuß stabilisieren. Das ist auch gut, schließlich ragt der Mast (samt Nest-Anteil) fast genau zehn Meter in die Höhe. Reinhard Grell hätte gerne noch ein bisschen Höhe draufgelegt - aber dann hätte das ganze Ding eine Baugenehmigung gebraucht. Das hat er sich dann doch erspart.
Dass die Wahrscheinlichkeit, noch heuer einen Storch als Mitbewohner zu bekommen, nicht besonders groß ist, wissen die Lahmer natürlich. Aber ein bisschen Hoffnung hat Wolfgang Kraus noch, schließlich hat man ihm im Landratsamt erzählt: "So bis Mitte März hat man noch die Chancen auf einen Nachzügler." Die Voraussetzungen, darüber sind sich die Gartenbauer und Vogelfachleute einig, sind im Landkreis Coburg wohl nirgends so groß wie im Itzgrund. Hans-Peter Schönecker, der Storchenbeauftragte bei der Coburger Kreisgruppe im Landesbund für Vogelschutz, sprach erst vor ein paar Wochen davon, dass südlich von Kaltenbrunner auf jeden Fall noch genügend Lebensraum für ein weiteres Storchenpaar vorhanden ist.