So wird der Coburger Rathaussaal zur Ausweichspielstätte

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Riesig war das Interesse an der Stadtratssitzung beim Thema Generalsanierung des Landestheaters. Vor dem Rathaussaal warteten zahlreiche Mitarbeiter des Coburger Musentempels - von Generalmusikdirektor Roland Kluttig (in der Bildmitte) über Orchestermusiker, Sänger und Schauspieler bis hin zu vielen Mitarbeitern hinter den Kulissen.Jochen Berger
Riesig war das Interesse an der Stadtratssitzung beim Thema Generalsanierung des Landestheaters. Vor dem Rathaussaal warteten zahlreiche Mitarbeiter des Coburger Musentempels - von Generalmusikdirektor Roland Kluttig (in der Bildmitte) über Orchestermusiker, Sänger und Schauspieler bis hin zu vielen Mitarbeitern hinter den Kulissen.Jochen Berger

Einen solchen Ansturm hat der Rathaussaal lange ncht erlebt. Auslöser war die Stadtratsdiskussion Diskussion zur Ausweichspielstätte für das Landestheater.

Vielleicht taugt ja der große Rathaussaal als Ausweichspielstätte für das Landestheater? Witze machen die Runde, während im Vorraum des genannten Rathaussaals viele, viele Mitarbeiter des Landestheaters darauf warten, endlich Einlass zu erhalten: Schauspieler und Sänger,

Orchestermusiker und Tänzer, Bühnenarbeiter und Mitarbeiterinnen aus der Maskenbildnerei.
Die Stimmung an diesem schicksalsschwangeren Nachmittag im Coburger Rathaus ist merkwürdig - zwischen Anspannung, Zorn und gespieltem Optimismus. Schließlich geht es bei dieser Stadtratssitzung neben manchen anderen Themen auch um die Zukunft des Landestheaters. Wo soll das Landestheater spielen in der Zeit der Generalsanierung?


Einlass nur mit Nummer

In einer eigens zu errichtenden Interimsspielstätte an der Stelle der alten Dreifachturnhalle am Anger? Oder soll das Theater gar auf Wanderschaft gehen?
Nach langem Warten wird endlich Einlass gewährt - freilich nicht für alle. Per Nummer erhalten 150 Besucher Zugang zum Sitzungssaal.


Intrigante Verschwörer

Drinnen dann erleben die Theater-Profis - immerhin bei freiem Eintritt - die Probe eines eben erst geschriebenen Stücks: irgendwo zwischen Komödie und Tragödie, zwischen Farce und Dramolett. Titel: "Der Eilantrag". Geschrieben von einem Autorenkollektiv aus den Reihen des Coburger Stadtrates.


Die Besetzungsliste ist auch für echte Profis interessant. Schließlich bedient sie viele der klassischen Rollenfächer. Der intrigante Verschwörer (mit dem seit Caesars Zeiten sprichwörtlichem Dolch im Gewand) ist ebenso dabei wie der eifrige Idealist, die beseelt ist vom Gedanken, das Beste zu tun für seine Stadt.


Noch freilich klappt das Zusammenspiel der Akteure keineswegs perfekt. Schließlich gibt es Abweichler von der Linie der eigenen Fraktion.


Und die vielen Versprecher der Darsteller dürften selbst erfahrene Souffleusen vor kaum lösbare Aufgaben stellen. Es wird gestritten und munter polemisiert an diesem Nachmittag. Gar manches Stadtrats-Mitglied glänzt mit schlecht vorbereitetem Text, verheddert sich und braucht schließlich noch eine kleine Nachhilfestunde in Sachen Geschäftsordnung durch den Oberbürgermeister.
Dazwischen aber wird heftig mit Worten gerungen - lautstark und ohne Rücksicht auf die vielen Zuhörer. Die Besucher dieser lautstarken Aufführung erleben (Laien-)Theater der unvergesslichen Art.