Zeit, um die Schönheiten des Coburger zu erkennen, werden ICE-Reisende kaum haben: In neun Minuten ist der Schnellzug einmal quer durch den Landkreis.
                           
          
           
   
          Neun Minuten. So lange braucht der Test-ICE der modernisierten Baureihe III mit Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und Bahn-Vorstand Berthold Huber, um einmal quer durch den Landkreis Coburg zu fahren. 540 Sekunden vom Ende des Tunnels durch die Eierberge bis zum Überqueren der Froschgrundsee-Brücke. Das ICE-Zeitalter im Coburger Land hat begonnen.
Wenn er nicht gerade die Anfragen der für die Testfahrt ausgewählten Medienvertreter beantworten muss, nutzt Olaf Drescher die Gelegenheit zum Blick aus dem Fenster. "So an die zehn Mal", sagt der Projektleiter für den neuen Hochgeschwindigkeitsabschnitt zwischen Ebensfeld und Erfurt, "bin ich hier bestimmt schon gefahren". Ein bisschen Stolz schwingt mit bei diesem Satz.
Die erste 300-Kilometer-pro-Stunde-Fahrt auf der Neubaustrecke lässt Drescher zurückblicken. Ganz oben auf der Liste der Erinnerungen des Projektleiters stehen zwei Tunnelbauwerk: Der "Silberberg", bei dem die Baufirmen riesige Probleme mit dem Grundwasser hatten, und natürlich der unweit von Coburg gelegene Tunnel "Bleßberg", der durch die bei den Bauarbeiten entdeckte Tropfstein-Höhle weltweit Schlagzeilen schrieb.
Große Probleme im noch 101 Tage dauernden Endspurt bis zur Aufnahme des fahrplanmäßigen Verkehrs erwartet der seit 2007 als Projektleiter tätige Olaf Drescher nicht mehr. Arbeit aber schon noch. "Wir haben erst sechs von zehn großen Rettungsübungen geschafft", sagt Drescher - auch im Landkreis Coburg (im Oktober auf der Brücke am Froschgrundsee) und im Landkreis Lichtenfels (am 23. September im Tunnel "Eierberge") wird noch geübt. Ein "Zankapfel" sind die Rettungsübungen nach Ansicht der Bahn-Verantwortlichen, weil es bei zwei Bundesländern und einer ganzen Reihe von Rettungsorganisationen eben auch arg viele verschiedene Meinungen gibt. Aber inzwischen steht das Konzept.
  
  Rückfahrt mit Zwangspause
 
Die Testfahrt selbst verläuft zumindest auf dem Abschnitt zwischen Bamberg und Erfurt, wie am Schnürchen. Nach der Abfahrt um 10.18 Uhr in Bamberg muss der glänzend herausgeputzte ICE auf der Bestandsstrecke bis Unterleiterbach (10.31 Uhr) bei 120 bis 140 Kilometern pro Stunde dahin bummeln, erst auf den Neubauabschnitt darf Zugführer Andreas Maucher Tempo machen. Kurz vor der Itztalbrücke (die man im Coburger Land eher als "So-da-Brücke kennt) ist dann die Schallmauer von 300 "Sachen" erreicht. 10.38 Uhr ist es da, zwei Minuten später eilt der ICE hinter dem Froschgrundsee über die thüringische Landesgrenze.
Gut, dass Verkehrsminister Dobrindt die Rückfahrt von Erfurt nach Coburg aus terminlichen Gründen nicht mehr erleben muss - er hätte wohl was zu meckern. Um den Fotografen Gelegenheit für ein paar Schnappschüsse auf freier Strecke zu geben, legt der Test-Zug gleich mehrere heftige Bremsungen bei hoher Geschwindigkeit hin. Die Folge: Ein Sensor meldet heiße Bremsen und der Zug muss kurz vor Rödental eine Zwangspause vom Abkühlen einlegen. Ab dem 10. Dezember sollte so was dann nicht mehr passieren, denn von da an gilt das Versprechen der Bahn: In 45 Minuten von Bamberg nach Erfurt.