Zwei Künstler aus der Region gestalten eine eindringliche Aufführung von Franz Schuberts Liederzyklus "Die Winterreise" im Kunstverein Coburg: Neli Stefanova (Klavier) und Hans-H. Wangemann (Bass).
Der Weg in die ausweglose Einsamkeit führt an diesem Abend vorbei an bunten Frühlingsboten. Draußen im Kleinen Rosengarten blühen unerschrocken in der kühlen Aprilluft die Tulpen.
Drinnen aber, im Vortragssaal des Coburger Kunstvereins, ist das Einzige, was blüht, die Erinnerung an eine längst vergangene Liebe. Franz Schuberts "Winterreise" nach Texten von Wilhelm Müller - ein klingendes Drehbuch des Abschieds. Dieser Liederzyklus von 1827, ein Jahr vor Schuberts frühem Tod entstanden, erzählt die Geschichte einer unglücklichen Liebe. Abgrundtief traurig, ausweglos einsam - so klingt "Die Winterreise" in der Interpretation durch zwei in der Region Coburg lebende Künstler: Hans-H. Wangemann (Bass) und Neli Stefanova (Klavier).
Trügerische Hoffnung Als Schubert-Interpret ist Wangemann ein treuer Diener des Werks. Textverständlichkeit ist ihm oberstes Gebot. Mit stets klarer Aussprache lässt er die ganze Spannweite des Ausdrucks in Wilhelm Müllers Versen zur Geltung kommen zwischen trügerischer Hoffnung und verzweifelter Erkenntnis der Einsamkeit. Fast durchweg setzen Wangemann und Stefanova in ihrer Deutung auf betont langsame Tempi. Der Wanderer dieser Winterreise, so scheint es, ist längst am Ende seiner Kräfte. Mit großer Sorgfalt, mit Intensität und Nachdruck zeichnen Wangemann und Stefanova diese Reise des Abschieds vom Leben nach.
Interpreten-Duo harmoniert gut Neli Stefanova und Hans-H. Wangemann hatten bereits im Juni vergangenen Jahres erfolgreich einen Lieder- und Balladenabend an gleicher Stelle gestaltet. Auch bei Schuberts "Winterreise" bewähren sie sich als gut harmonierendes Interpretenduo.
EInfühlsam interpretiert Aufmerksam spürt Neli Stefanova den lautmalerischen Elementen und den harmonischen Farben in Schuberts Klaviersatz nach, ohne dabei je in Gefahr zu geraten, die Singstimme zu übertönen. Hans-H. Wangemann wiederum nutzt diesen Freiraum zu einer einfühlsamen, stets textbezogenen Gestaltung.
Am Ende gibt es für beide Interpreten verdientermaßen ausdauernden Beifall.
Die Interpreten der "Winterreise" im Coburger Kunstverein Hans-H. Wangemann studierte seit 1978 privat Sologesang und erlangte 1982 die Konzertreife. Seit 1984 singt er regelmäßig bei Konzerten in der Region Coburg, aber auch außerhalb. Mit dem "Konzertchor Coburg Sängerkranz" trat er wiederholt bei geistlichen Konzerten auf.
Neli Stefanova wurde in Sofia/Bulgarien geboren und besuchte die Musikakademie, die sie im Jahr 1981 im Hauptfach Klavier und im Nebenfach Orgel abschloss. Zwei Jahrzehnte lang arbeitete sie als Klavierlehrerin, Begleiterin und Kammermusikerin in Sofia. In dieser Zeit nahm sie erfolgreichn an Wettbewerben teil und wurde für Rundfunk- und Fernsehaufnahmen verpflichtet. Seit 2004 unterrichtet sie an der Coburger Musikschule Klavier und Solorepetition.