Seit Erzengel Michael in Fechheim (Landkreis Coburg) von der Kirchendecke fiel, haben die Gläubigen der Ur-Pfarrei nicht mehr viel von ihrem Gotteshaus.
                           
          
           
   
          Die Beteiligung der evangelischen Kirchengemeinde am "Tag des offenen Denkmals" hat ein bisschen was von einem Hilferuf. Denn das Denkmal, das im Neustadter Stadtteil steht, ist derzeit in einem denkbar schlechten Zustand. Seit sich vor fast genau vier Jahren ein Stück des Deckenfreskos mit dem Erzengel Michael löste und zu Boden fiel, ist die Kirche aus Sicherheitsgründen geschlossen. Getan hat sich seitdem, außer einer Not-Sicherung des wertvollen Baubestandes, nichts. "Es wird Zeit, dass wir unsere Baustelle ein bisschen an die Öffentlichkeit bringen", sagt Andrea Kessel vom Kirchenvorstand.
Wobei: Eine Baustelle ist die Michaelskirche ja nicht. "Das ist ein unbefriedigender Zustand", sagt Ulrike Schmidt-Rothmund. Die Pfarrerin erfährt seit ihrem Wechsel nach Fechheim im März, wie sehr die Menschen an einer, ihrer Kirche hängen können. Die Fechheimer, eine der Urpfarreien des Coburger Landes, sind eigentlich bekannt für ein äußerst reges Gemeindeleben. Umso schwerer tun sie sich derzeit, weil ihnen ihr Gotteshaus fehlt. 
Andrea Kessel ergänzt die praktische Seite: "Bei großen Familienfeiern haben mir keinen geeigneten Platz mehr." 150 oder 200 Besucher - solche Beerdigungen gibt es noch in ländlichen Gemeinden. Doch in Fechheim können solch große Gruppen weder im Gemeindehaus noch in der Pfarrscheune anständig untergebracht werden. "Es ist frustrierend, auf die Fragen der Menschen nach dem Zeitplan keine Antwort zu haben", schildert die Pfarrerin.
  
  Kosten: 1,5 Millionen Euro
 
Dabei sind die Voraussetzungen auf den ersten Blick gar nicht einmal so schlecht. Von der Landeskirche hat die Kirchengemeinde das Signal, dass die mindestens 1,5 Millionen Euro teure Generalsanierung der Kirche grünes Licht bekommen würde - wenn denn die komplette Finanzierung stünde. Da ist dann der Haken: Die Stadt Neustadt (von 125000 Euro ist die Rede) hat ihre Zusage schon gemacht, die Oberfrankenstiftung würde auch mithelfen - aber ohne die 300000 Euro aus dem staatlichen Entschädigungsfonds geht nichts. Doch der Fonds, dessen vom Staat bereit gestellten Finanzmittel ursprünglich für kriegsbedingte Schäden gedacht waren, hat sich noch nicht schriftlich geäußert. Und da kommt dann das zweite Signal der Landeskirche ins Spiel, erklärt die Pfarrerin: "So lange dieses Geld nicht gesichert ist, dürfen wir nicht anfangen."
Wie sich in den zähen Gesprächen zur Finanzierung der Generalsanierung derzeit immer mehr herauskristallisiert, haben die Fechheimer vielleicht sogar Glück im Unglück. "Unsere Kirche wurde 1704 von einer Bautruppe saniert, die bei mehreren Kirchen am Werk war", erklärt Isolde Kalter. Die Neustadter Heimatpflegerin kennt sich nicht nur blendend mit der Historie der Kirche aus, sondern ist auch Mitglied der Kirchengemeinde. "Wir haben Glück, dass wir sie haben", sagt Andrea Kessel. Denn Kalter hat mit ihrem Engagement schon viele interessante Fakten an den Tag gebracht.
Dass besagter Bautrupp mit Hofmaler Johann Schuster an der Spitze vor gut 300 Jahren auch in Großgarnstadt und anderen Kirchen der Region, vielleicht sogar mit dem gleichen Putz wie in Fechheim, gearbeitet hat, ermittelte Architekt Thomas Peetz. Der hat eine Dokumentation über Notsicherung an der Fechheimer Kirche erstellt und wird diese beim "Tag des offenen Denkmals" zeigen. Auch Peetz ist der Meinung, dass die Sanierung in Fechheim mit der komplizierten Sicherung des Deckenfreskos möglichst schnell geschehen beginnen sollte. "So könnten wir vielleicht ein Vorbild für ähnliche Sanierung werden", hofft Andrea Kessel.
  
  Weit mehr als 700 Jahre alt
 
Wenn Ulrike Schmidt-Rothmund aus ihrem Arbeitszimmer auf die in Teilen im 13. Jahrhundert gebaute Michaelskirche blickt, wird sie sicher ab und an mal den Kopf schütteln. Denn aus der Ausschreibung für die Fechheimer Pfarrstelle habe sie damals "herauslesen können, dass die Kirchensanierung unmittelbar bevor steht". Wenigstens lacht die Pfarrerin, wenn sie das erzählt. Sie hat angesichts der Verzögerung den Humor nicht verloren. Und den Zeitplan aus dem Blick schon gar nicht. Deshalb sind sich die Pfarrerin und Andrea Kessel einig in ihrem Wunsch, wie es weitergehen soll: "Es wäre doch ein großartiges Weihnachtsgeschenk, uns die Finanzierungszusage noch heuer zu geben." Dann könnten die Bauarbeiten im kommenden Jahr beginnen und Ende 2019 abgeschlossen werden.
  
  Die weiteren Veranstaltungen in den Landkreisen Coburg und Sonneberg
 
Freitag, 8. September"Hör - mal im Denkmal" (Veranstaltungsreihe der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und der Sparkasse Sonneberg): Grenzenlos, das Konzert" in der Evangelisch-Lutherischen Kirche St. Peter und Paul, (Kirchstraße 23, 96523 Steinach). - Beginn: 19 Uhr (Einlass 18.00 Uhr). - Eintrittspreis: 10 Euro.
Sonntag, 10. SeptemberEröffnungsveranstaltung zum Tag des offenen Denkmals um 13 Uhr im Rathaus der Stadt Steinach (Marktplatz 4, 96523 Steinach) mit Landrätin Christine Zitzmann (Sonneberg), Landrat Michael Busch (Coburg) und Bürgermeister Ulrich Kurtz (Steinach)
Geöffnete Denkmale am Sonntag, 10. DezemberEvang.-Luth. Kirche St. Michael Fechheim (Hauptstraße 7)
14 Uhr bis 17 Uhr geöffnet; Ausstellung zu den derzeit laufenden bzw. geplanten Baumaßnahmen; 15 Uhr Kurzvortrag zur Geschichte der Kirche und Gemeinde Fechheim
Evang.-Luth. Pfarrkirche Ahorn (Hauptstraße)
Führungen stündlich zwischen 11 Uhr und 16 Uhr in der Kirche mit Epitaph der Familie von Streitberg 
Schloss Ahorn (Hauptstraße 48)
Führungen stündlich zwischen 11 Uhr und 16 Uhr im Schlossgarten und Treppenturm 
Ehemaliges Mittleres Schloss Schottenstein (Schottengasse 2)
Führungen um 11.30 Uhr, 14 Uhr und 16 Uhr
St. Johannis-Kirche Bad Rodach (Kirchgasse 5)
11 Uhr bis 17 Uhr geöffnet; Führungen 14 und 15.30 Uhr; Eröffnung eines kleinen Museums im Herrenstand der Kirche
Marienkirche Gauerstadt (Billmuthäuser Straße)
bis 19 Uhr geöffnet; Führungen 14 und 18 Uhr
Kath. Stadtpfarrkirche St. Johannes des Täufers Seßlach (Kirchplatz)
13 Uhr bis 20 Uhr geöffnet; Führungen und Denkmalrallye
Evang.-Luth. Kirche St. Moriz Coburg (Kirchhof 1)
10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet; Möglichkeit zur Besichtigung und für Führungen 
Kath. Kirche St. Augustin Coburg (Festungsstraße 1)
10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet; 10 Uhr, 12 Uhr, 14 Uhr, 16 Uhr Führungen in der Kohary-Gruft
Rathaus der Stadt Steinach (Marktplatz 4)
13 Uhr bis 17 Uhr geöffnet; Führungen um 14.30 Uhr und 15.30 Uhr  
geführte Tour zu Denkmalen in Steinach 
mit dem Architekten Karl Heinz Luthardt; Treffpunkt: Eingang Steinacher Rathaus um 13.30 Uhr; Wegstrecke: ca. 2 km, Dauer: ca. 75 Minuten
Evang.-Luth. Kirche St. Peter und Paul Steinach (Kirchstraße 23)
13 bis 17 Uhr geöffnet; Führungen im Kircheninnenraum und Glockenturm; Möglichkeit zur Besichtigung der Orgel  
Südschule Steinach (Kirchstraße 21)
13 Uhr bis 17 Uhr geöffnet; Möglichkeit zur Besichtigung des Gebäudes; 15 Uhr Programm der Kinder; ab 14.30 Uhr Kaffee und Kuchen
Nordschule Steinach (Lauschaer Straße 35)
13 Uhr bis 17 Uhr geöffnet; Möglichkeit zur Besichtigung des Gebäudes; Präsentation "100 Jahre Nordschule"; Kaffee und Kuchen
Schloss Steinach (Dr.-Max-Volk-Straße 21)
13 Uhr bis 17 Uhr geöffnet; Deutsches Schiefermuseum und Steinacher Spielzeugschachtel geöffnet; 16 Uhr Führung 
ehemalige Bank Steinach (Dr.-Max-Volk-Straße 28)
13 Uhr bis 17 Uhr geöffnet; Möglichkeit zur Besichtigung der Kunstgalerie des Bildhauers Volker Sesselmann