Shakespeares Liebestyrannei lässt niemals los

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Shakespeare? Cora Chilcott im Glasmuseum. Foto: Carolin Herrmann
Shakespeare? Cora Chilcott im Glasmuseum.  Foto: Carolin Herrmann
 
 
 
 

Shakespeare for ever. Im 400. Todesjahr hatte der Coburger Literaturkreis die renommierte Schauspielerin Cora Chilcott eingeladen.

Sie hatte in Coburg schon mit einem Büchner- und einem Brecht/Weill-Programm für Begeisterung gesorgt. Jetzt kam sie mit ihrem von der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft und der Klassik Stiftung Weimar beauftragten Programm gerade recht:
Schon der Titel "Nachtheller Tag, du bist mein Traumgesicht" vergegenwärtigt die Komplexität und Widersprüchlichkeit der Poesie Shakespeares, die bis heute die Geister herausfordert. Manchmal ergeht es dem Zuhörer/Zuschauer/Leser allerdings wie den Motten, die das offene Licht umschwärmen. Und sich daran verbrennen. Was dem Licht nichts von seiner Faszination nimmt. -
Macht Euch nichts draus, sagte die faszinierende Schauspielerin nach ihrem gut einstündigen, suggestiven Vortrag im gut besuchten Glasmuseum in Rödental tröstend. Shakespeares Bilder seien noch nah am Mittelalterlichen. Sie habe zudem bewusst eine alte Übersetzung gewählt.
Die neueren seien ihr "zu normal und zu heutig". Sie wollte ja nicht die Alltäglichkeit des Dichters vorführen, sondern die Schönheit der Sprache Shakespeares.


Wunderschön

Cora Chilcott hatte eine Auswahl an Sonetten und Textpassagen von "Romeo und Julia" über Othello und Macbeth bis zu "Hamlet" zu einer Szenerie verwoben, die zwischen philosophischen Überlegungen, Gefühls- und Seelenauslotung, poetischem Nachsinnen und Spracherkundung wandelte, mehr und mehr zur Traumszenerie werdend, in der uns ja auch selten alles klar wird.
Halt bot Cora Chilcott bei Verwandlung auf offener Bühne am Schmink- und Schreibtisch mit ihrer darstellerischen Präsenz und immer wieder mit Vertonungen von John Dowland. Gerade mit denen entführte sie in abgedunkelter Stimme, sensibler Ausformung und souveräner Klangkraft, ohne jede instrumentelle Begleitung. Wunderschön.
So spürten wir mit Cora Chilcott der Wesenheit des Lebens nach, das ein Märchen ist von einem Dummkopf, voller Klang und Wut und nichts bedeutet, zwischen Wintern des Missvergnügens, wandelnden Schattenbildern, in der Schlaflosigkeit der Sehnsucht, der Liebestyrannei, von Erkenntnis und Enttäuschung.
Die Darstellerin im langen weißen Hemd und mit gestricheltem Bärtchen im Gesicht, ein Shakespeare-Geist selbst ganz sicherlich, agierte vor großer Abendkulisse hinter der hohen Glasfassade des Museums in der Rosenau. Krähen zogen im Gegenlicht immer wieder dramatisch in den gewölkten Himmel hoch. Shakespeare bleibt ein lockendes Geheimnis.