55 verschiedene Gruppen schlängelten sich beim Seßlacher Faschingsumzug durch die enge, aber gemütliche Innenstadt.
Die Luft vibriert förmlich, von überall her dröhnt Musik; Zuschauer tanzen, hüpfen und jubeln, sammeln Bonbons und Popcorn und genießen die ausgelassene Stimmung: der Seßlacher Faschingsumzug schlängelt sich am Dienstag durch die historische Altstadt. "Man fühlt sich hier so heimelig, es ist richtig gemütlich, gerade mit dem Flair der Stadt. Das ist einfach einzigartig", sind sich Ingeborg, Monika und Waldtraut einig. Ihr Kostümmotto: "Hauptsache bunt!"
Eine gute Stunde dauert es, bis alle 55 Karnevalsgruppen mit ihren Wagen und Garden vom Geyersberger Tor durch die Innenstadt zum Hattersdorfer Tor gezogen sind. Angeführt wird der Zug von der Seßlacher Bürgerwehr, bei der schon der Nachwuchs fleißig mitmarschiert.
Nur wenige Minuten zuvor stand das Prinzenpaar Prinzessin Sarah II. und Sebastian I. noch auf der Treppe vor dem Rathaus und bedankte sich für die "tolle Zeit". Dann geht der Umzug auch gleich los.
Voller Vorfreude hatte man sich auf dem Wagen der Hattersdorfer Dorfjugend schon darauf vorbereitet, Soundanlage "geprüft" und gemeinsam "vorgeglüht". Insgesamt 85 Leute drängen sich auf dem 18 Meter langen Wagen zusammen, das sind zwei pro Quadratmeter. "Und es passen nicht mal alle drauf, die Gruppe da muss hinterher laufen", erzählt Tony Schubert von der Dorfjugend.
Kunterbunt und ohne Hemmungen
Der Stimmung tut das aber keinen Abbruch. Hauptsache feiern und laut mitsingen. "Gerade mit dem Charme der seßlacher Altstadt ist der Umzug immer wie eine Explosion bei uns", erinnert sich der "singende Zeremonienmetzger" Markus Brehm, noch bevor es überhaupt losgeht. Er soll Recht behalten. In die Luft fliegt außer Konfetti und - meist essbaren - Geschenken zwar nichts, aber die Besucher sind begeistert. "Wir haben uns nach der Arbeit kurz irgendwas Buntes übergeworfen und sind dann so schnell wie möglich hergekommen", erzählen Monika Oppel und Anja Schmidt lachend. "Wir haben uns schon so darauf gefreut!"
Besonders die familiäre Umgebung scheint bei den Zuschauern sehr beliebt zu sein. "Wir kommen jetzt schon seit 30 Jahren immer her", erinnert sich Clown Klaus Hedz. "Man kennt die Wagen, die Leute, kann immer etwas mit den Mottos anfangen. Das gefällt uns so gut."
"Der Seßlacher Fasching ist einfach sensationell, der schönste weit und breit", findet Pirat Harald ganz klar. "Gar kein Vergleich zu Coburg. Wir mögen vielleicht nur halb so viele Leute sein, dafür ist die Stimmung umso besser." Findet auch Petra, Piratenweibchen. "Ich bin jetzt zum ersten Mal hier, aber ich finde es richtig toll und irgendwie so kuschelig."
Kuschelig ist es auf jeden Fall, und nicht nur auf dem Wagen der Hattersdorfer Dorfjugend. Die Gasse, durch die sich der Umzug zwängt, ist mit den Wagen und den Zuschauern gut ausgefüllt, für die Fahrer sicher keine angenehme Route. "Die Hattersdorfer sind vorhin schon mal durchgefahren, um zu gucken, ob sie durchpassen und um die Kurven kommen", so der "Zeremonienmetzger". Die Frage, was sie gemacht hätten, hätte das nicht funktioniert, bleibt offen.
Eine Auffälligkeit: Der Hit "Johnny Däpp" von Lorenz Büffel fehlt auf fast keinem der Umzugswagen. Der eignet sich aber auch richtig gut mit Melodie und einem Refrain, der leicht zu merken ist und sofort im Ohr bleibt: Däpp Däpp Däpp Johnny Däpp Däpp Johnny Johnny Däpp Däpp Däpp, und so weiter... Da kann jeder mitgröhlen und mithüpfen.
Nicht einmal der unheilvolle Wetterbericht oder die Wolken, die sich dann doch langsam zuziehen, vermögen es, die Stimmung zum Kippen zu bringen. "Seßlach ist einfach subbah, jedes Jahr wieder", bestätigt Birgit mit dem passenden Nachnamen Fröhlich. "Da ist es vollkommen egal, ob es Sonne oder Regen gibt."