Nach dem Homeschooling gibt es deutliche Defizite bei einigen Grundschülern. Lehrkräfte sind doppelt belastet - und knapp an der Zahl.
Keine Maskenpflicht während des Unterrichts. So schreibt es das Ministerium. Doch in der Klasse 9a an der Staatlichen Realschule CO II sitzen die Schüler vor ihren Heften oder Laptops - alle mit Mundschutz. Ihre Deutschlehrerin Sabrina Schirmann hat sie darum gebeten. Sie hat Asthma und gehört zur Risikogruppe.
CO II
Alles ist anders in diesen Tagen. Schule ist nicht mehr das, was sie einmal war. Konrektorin Steffi Berg drückt es so aus: "Von heute auf morgen wurden alle - Lehrer, Eltern und Schüler - ins kalte Wasser geworfen. Das Geschrei war groß. Doch als wir schwimmen gelernt hatten, ging's besser." Sie meint damit in erster Linie die Herausforderungen des Homeschooling. Der Umgang mit den digitalen Medien sei auch für die Lehrer, die sich vorher damit nicht anfreunden konnten oder die dachten, sie hätten noch Zeit, jetzt selbstverständlicher geworden. Auch wenn Schulleiter Klaus Reißenweber über die EDV und die Hardware schimpft. Im Alltag sei es das Internet, das nicht überall im Landkreis so funktioniert, dass die Schüler problemlos damit arbeiten könnten. Auch sei klar geworden: Homeschooling nur am Handy geht nicht. Dass Schüler auch "untergetaucht" sind und beim Homeschooling nicht mitgemacht haben, das habe es gegeben. " Da war es eben unsere Aufgabe, sich mit den Eltern in Verbindung zu setzen und nachzuhaken", sagt Steffi Berg.
Pestalozzischule
Die Rektorin der Pestalozzischule, Beate Deuerling, würde bei ihren Grundschülern nicht von "untertauchen" sprechen, aber sie räumt ein, dass das Homeschooling Spuren hinterlassen habe: "Bei einigen Kindern gibt es deutliche Defizite. Wir haben eine Förderlehrerin, die auch schon über 60 Jahre alt ist, aber gerne kommt, und sich mit den Kindern hinsetzt und versucht, sie auf den aktuellen Stand zu bringen."
Beate Deuerling hat als Schulleitung jetzt eine erste Klasse übernommen. Drei Lehrerkräfte nehmen am Präsenzunterricht derzeit nicht teil, da sie Vorerkrankungen haben oder auch über 60 Jahre alt sind und damit zur Risikogruppe gehören. Das Schulamt hat der Pestalozzischule zwei Fachlehrer für die Notfallbetreuung zur Verfügung gestellt. Eine davon ist bereits schon wieder ausgefallen.
Die Organisation der Klassen- und Gruppeneinteilung nimmt derzeit viel Zeit in Kauf. Statt zwei 4. Klassen werden jetzt acht Gruppen parallel oder in Schichten unterrichtet. Da braucht es auch mehr Betreuungspersonal.
Rückertschule
"Kein Lehrer darf jetzt mehr ausfallen", sagt auch der Rektor der Rückertschule, Norbert Trütschel. "Sonst bricht alles zusammen. Lehrermangel trifft auf Coronakrise ", fasst er die Situation zusammen. Zum Glück habe er ein relativ junges Team an Lehrkräften, so dass "wir noch alles stemmen können".
219 von 276 Schülern werden derzeit in der Rückertschule - in Schichten - unterrichtet. Neben dem Unterricht mit maximal 15 Schülern in einem Raum findet parallel das Homeschooling statt. Jede Schule habe ihren eigenen Weg gefunden, damit umzugehen.