Schon hatten die Kommunen im Coburger Land auf Entwarnung gehofft, da tauchen die gefürchteten Trassen P44 und P44mod wieder in der Netzausbauplanung auf.
                           
          
           
   
          Es war die Hoffnungsnachricht für die Kommunen des Coburger Landes, als im vergangenen Jahr verkündet wurde, der Netzausbauplan für die großen Stromtrassen werde überarbeitet. Inzwischen ist von der Hoffnung nicht viel geblieben. Der Netzbetreiber Tennet rät der Bundesnetzagentur, bis spätestens 2030 eine weitere Stromtrasse durch das Coburger Land zu bauen. Mit Hochdruck erstellte die Stadt Rödental jetzt eine Stellungnahme im Rahmen des Konsultationsverfahrens.
Viel Zeit blieb nicht. Das ist schon einer der Kernvorwürfe, der nicht nur von Rödentaler Seite vorgebracht wird. Auch andere Kommunen wie Ebersdorf bei Coburg und Weidhausen sind aufgebracht über die ihrer Meinung nach mangelhafte Information zum laufenden Anhörungsverfahren.
Zwar ist die Erstellung der Netzentwicklungspläne, um die es jetzt geht, noch kein Planfeststellungsverfahren. Doch Rödentals Bürgermeister Marco Steiner (FW) sieht diese Planungsphase als "eine Art Frühwarnsystem, um schon zu Beginn des Prozesses potenzielle Konflikte mit den berechtigten Schutzbelangen von Mensch und Natur zu erkennen und möglichst zu vermeiden."
Zwar wurden alle verfügbaren Unterlagen zu den neuen Planungen ins Internet gestellt. "Die aktive Information über das Verfahren und dessen Bedeutung ist jedoch nicht im erforderlichen Umfang erfolgt", lautet die Kritik in der Stellungnahme der Stadt. Für "Normalbürger" sei es kaum möglich, die für den Einzelnen wichtigen Informationen zu finden und auszuwerten.
Die Stadt bezweifelt die energiewirtschaftliche Notwendigkeit weiterer Trassen. Künftige Szenarien, die für die Planung heran gezogen werden, basieren nach Ansicht der Stadt auf falschen Annahmen. Allerdings wurde die Notwendigkeit des Netzausbaus bereits quasi per Gesetz festgeschrieben. Sie war schon bei der jetzt in Betrieb genommenen 380-kV-Leitung vergeblich angezweifelt worden.
  
  Nicht hinnehmbar
 
Wenn Rödental nun im Suchkorridor für die möglichen Trassen P 44 oder P 44 mod. auftaucht, ist das aus Sicht des Stadtrats, der die Stellungnahme einstimmig verabschiedete, "keinesfalls zulässig und hinnehmbar". Schon die Belastungen für Mensch und Natur durch die bereits gebaute Leitung hätten nach Ansicht der Stadt zur Ablehnung im Planfeststellungsverfahren führen müssen. Werde nun eine weitere Trasse parallel dazu errichtet, könnten keinesfalls mehr auch nur ansatzweise akzeptable Abstände zur Wohnbebauung eingehalten werden, ist der Rat überzeugt.
Nach Angaben des Netzbetreibers könne, so die Stadt, die vorhandene Trasse nicht ertüchtigt werden, um ein weiteres Leitungssystem anzubringen. Daher müssten die Masten abgerissen, ihre Fundamente ausgegraben und die komplette Trasse vom Froschgrundsee bis Redwitz neu mit größeren Masten aufgebaut werden.
  
  Michelbach hat noch Hoffnung
 
Noch vor kurzem rief der Wahlkreisabgeordnete Hans Michelbach (CSU) zum Kampf gegen die Trassen au: "Nach wie vor haben wir alle Chancen, eine weitere Belastung für unsere Region in Grenzen zu halten." Er sieht den bayerischen Gemeindetag, die Staatsregierung und die Bürgermeister der betroffenen Regionen im Schulterschluss gegen weitere Trassenpläne. Der Abgeordnete schöpft seine Zuversicht daraus, dass es bisher nur Vorschläge des Netzbetreibers für die weiteren Trassen gibt. Nun müsse die Region geschlossen auftreten, damit weitere Leitungen kein Thema mehr sind, wenn Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypris einen Gesetzesvorschlag dazu einbringt.
Die Bereitschaft, den Kampf gegen weitere Trassen aufzunehmen, ist bei den Kommunalpolitikern groß. Allerdings gilt nach wie vor, dass neue Trassen möglichst mit anderen Verkehrsprojekten gebündelt werden sollen. Daher besteht erheblicher Druck seitens der Planer, ihre nächste Stromleitung exakt da zu bauen, wo es Tennet vorgeschlagen hat: durch das Coburger Land.