"Recht aufs Chillen eingefordert"

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Stolze Künstlerinnen: Die Sieben- bis Zehnjährigen präsentierten am Montag ihre Werke über Kinderrechte im Garten des Kinderzentrums.
Stolze Künstlerinnen: Die Sieben- bis Zehnjährigen präsentierten am Montag ihre Werke über Kinderrechte im Garten  des Kinderzentrums.
Vielleicht hängt dieses Bild mit den formulierten Kinderrechten aus dem JUZ bald im Zimmer des OB. Oder es werden Postkarten gedruckt. Genaues steht noch nicht fest. Aber 100 Euro für die Musikanlage hat es jetzt schon gebracht. Für die Zusammenarbeit dankte das KIZ dem JUZ mit einem Scheck. Fotos: Christiane Lehmann
Vielleicht hängt dieses Bild mit den formulierten Kinderrechten aus dem JUZ bald im Zimmer des OB. Oder es werden Postkarten gedruckt. Genaues steht noch nicht fest. Aber 100 Euro für die Musikanlage hat es jetzt schon gebracht. Für die Zusammenarbeit dankte das KIZ dem JUZ mit einem Scheck. Fotos: Christiane Lehmann
 
100 Euro für eine neue Musikanlage. Bettina Dörfling und Mark Ritschel.
100 Euro für eine neue Musikanlage. Bettina Dörfling und Mark Ritschel.
 

Kinder und Jugendliche haben ihre Rechte zu Papier gebracht und im Kinderzentrum präsentiert. Ihnen ist wichtig, dass Erwachsene ihnen zuhören.

Hasti ist aufgeregt. Sie möchte ihr Bild jetzt endlich erklären. Als Thema hatte der Kinderschutzbund die Kinderrechte gewählt. Anlass war der Weltkindertag am 20. September. Hasti hat sich für das Recht auf Freiheit entschieden. "Weil in Afghanistan und vor allem im Iran die Kinder nichts dürfen. Nicht mal vor die Tür. Manche werden schon mit zehn Jahren verheiratet. In Afghanistan werden Menschen getötet. Kinder haben ein Recht auf Leben", sagt die Neunjährige, die vor vier Jahren aus Afghanistan nach Coburg kam. Sie spricht in akzentfreiem Deutsch.

Zusammen mit den anderen Sieben- bis Zehnjährigen aus der Mittagsbetreuung des Kinderzentrums hat sie sich mit dem Thema auseinandergesetzt. Erzieherin Sabina Parusel-Truschies ist selbst überrascht, was dabei herauskam. Theodor hat einen ICE gemalt, der ebenfalls für die Freiheit steht. Weil er sich wünscht, dass die Kinder aus Flüchtlingsländern einreisen dürfen.

Das Recht auf Bildung ist Klara wichtig. Ihr Bild drückt sehr schön aus, über was sie sich für Gedanken gemacht hat. Es gibt Kinder auf dieser Welt, die dürfen lernen und werden dafür gelobt, anderen müssen arbeiten. Beides hat sie gegenüber gestellt. Dass Schule für die Kinder durchaus schön und interessant ist, hat Corona offensichtlich deutlich gemacht. Hasti jedenfalls unterstreicht, dass "man in der Schule wenigstens was lernt - auch, wenn das Ausschlafen daheim schon schön war."

Welche Rolle Corona für die Kinder spielt, zeigt das Bild von Felix. Er hat ein Kind mit Maske gemalt, weil ihm das Recht auf Gesundheit wichtig ist. Auch Linda hat sich für dieses Recht entschieden. Sie findet es ganz schlimm, dass Menschen daheim sterben müssen, weil es kein Krankenhaus in ihrer Nähe gibt.

Mark Ritschel vom Jugendzentrum hat sich mit 40 Kindern zwischen elf und 14 Jahren in Kleingruppen zusammen gesetzt und über ihre Rechte gesprochen. Viele fühlten sich in der Kommunikation mit Erwachsenen benachteiligt. Einerseits werde ihnen vorgeworfen, zu viel Zeit am Handy und Computer zu verbringen, andererseits heißt es, sie seien zu laut, wenn sie draußen spielen. "Wir sind auch Menschen", formulierten sie provokant.

Den Kindern und Jugendlichen ist es wichtig, dass man ihnen zuhört. Das betont auch die Vorsitzende des Kinderschutzbundes, Bettina Dörfling. Deshalb überlässt sie die Präsentation den Akteuren selbst.

"Jeder darf mitspielen", haben die Jugendlichen fest geschrieben. Mark Ritschel erläutert, dass Kinder oft gar keinen Unterschied machen, ob einer Deutsch spricht oder nicht - Hauptsache, er spielt mit. Dass Kinder auch mal chillen dürfen, wie auf dem Plakat zu lesen ist, hat eine Begründung. Die Schulen und das Nachmittagsprogramm lässt ihnen oft zu wenig Zeit und Raum. Deshalb fordern sie ihr Recht aufs "Chillen" ein.

Die zehn wichtigsten Kinderrechte Die Kinderrechtskonvention wurde am 20. November 1989 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet. Im Grundgesetz der Bundesrepublik sind sie bis heute nicht fest verankert. Der Kinderschutzbund fordert die Festschreibung seit Jahren. Hier die zehn wichtigsten:

Gleichheit

Alle Kinder haben die gleichen Rechte. Kein Kind darf benachteiligt werden. (Artikel 2)

Gesundheit

Kinder haben das Recht gesund zu leben, Geborgenheit zu finden und keine Not zu leiden. (Artikel 24)

Bildung

Kinder haben das Recht zu lernen und eine Ausbildung zu machen, die ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten entspricht. (Artikel 28)

Spiel und Freizeit

Kinder haben das Recht zu spielen, sich zu erholen und künstlerisch tätig zu sein. (Artikel 31)

Freie Meinungsäußerung und Beteiligung

Kinder haben das Recht bei allen Fragen, die sie betreffen, mitzubestimmen und zu sagen, was sie denken. (Artikel 12 und 13)

Schutz vor Gewalt

Kinder haben das Recht auf Schutz vor Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung.

(Artikel 19, 32 und 34)

Zugang zu Medien

Kinder haben das Recht sich alle Informationen zu beschaffen, die sie brauchen, und ihre eigene Meinung zu verbreiten. (Artikel 17)

Schutz der Privatsphäre und Würde

Kinder haben das Recht, dass ihr Privatleben und ihre Würde geachtet werden. (Artikel 16)

Schutz im Krieg und auf der Flucht

Kinder haben das Recht im Krieg und auf der Flucht besonders geschützt zu werden.

(Artikel 22 und 38)

Besondere Fürsorge und Förderung bei Behinderung

Behinderte Kinder haben das Recht auf besondere Fürsorge und Förderung, damit sie aktiv am Leben teilnehmen können.

(Artikel 23)