Warum sich das Direktorium des Landestheaters mit einer Videobotschaft wehrt gegen die Forderungen eines Eilantrags zur Stadtratssitzung am Donnerstag.
Drehort Landestheater Coburg. Das Direktorium des Landestheaters rüstet sich mit Argumenten gegen einen Eilantrag mehrerer Stadtratsfraktionen, den geplanten Bau einer Interimsspielstätte während der Generalsanierung plötzlich doch infrage zu stellen.
Im Spiegelsaal versammeln sich Schauspieldirektor Matthias Straub, Generalmusikdirektor Roland Kluttig und Ballettdirektor Mark McClain, um in einer Videobotschaft energisch Stellung zu beziehen gegen einen Antrag, den CSU/JC, die Wählergemeinschaft Pro Coburg, die Fraktion "Sozial und bürgernah für Coburg" (SBC) und FDP-Stadtrat Hans-Heinrich Eidt vorgelegt haben.
Tessmer verhandelt in München
Wer bei dieser Runde im Spiegelsaal fehlt, ist Fritz Frömming, Kaufmännischer Direktor des Landestheaters. Frömming fehlt aus gutem Grund - denn er ist an diesem Vormittag zusammen mit Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) und Kämmerin Regine Eberwein auf dem Weg nach München. Gemeinsam wollen sie mit Vertretern des zuständigen Ministeriums über die künftige Höhe des Zuschüsse des Freistaats zum laufenden Etat verhandeln. Schließlich ist dieser Zuschuss seit Jahren eingefroren - mit der Konsequenz, dass Etaterhöhungen beispielsweise aufgrund von Tarifsteigerungen einseitig von der Stadt Coburg aufgefangen werden.
Laufende Kosten
Genau dieses Thema hatte auch der Eilantrag aufgegriffen und gefordert, Oberbürgermeister Tessmer solle neu über einen höheren Anteil zur Deckung der laufenden Kosten verhandeln - offenbar in Unkenntnis der Dienstreise von Tessmer, Frömming und Eberwein, deren Termin freilich seit rund einem Vierteljahr bereits feststand.
Kopfschüttelnd hatte das Direktorium am Dienstag diesen Antrag zur Kenntnis genommen, in dem gefordert wird, auf den im Dezember beschlossenen Bau einer Interimsspielstätte zu verzichten. Die Stadtverwaltung solle stattdessen prüfen, ob "andere Konzepte unter Nutzung vorhandener Infrastruktur, alternativer Spielstätten und Lokalität entwickelt werden" könnten.
"Selbstverständlich werden wir in der Zeit der Generalsanierung kreativ sein und an allen möglichen Orten spielen", sagt Roland Kluttig und stellt gleichwohl unmissverständlich klar: "Nichtsdestotrotz braucht ein Theater wie dieses einen Ort, wo die Leute hingehen, wo sie wissen, das ist jetzt unser Theater - und wenn es auch nur die Interimsspielstätte ist."
Unterschiedliche Formate erprobt
Der Grund liegt für Coburgs Generalmusikdirektor auf der Hand: " Wir brauchen es für die ganzen großen Produktionen, denn - wie wir hier am Hause gemerkt haben - die großen Produktionen sind es, die in Coburg ziehen. Um Coburg als Kulturstadt lebendig zu halten, meinen wir, dass auch in diesen vier Jahren eine attraktive Interimsspielstätte mit der nötigen Größe notwendig ist."
Unterstützung erhält Kluttig von Schauspieldirektor Matthias Straub: "Wir haben das Kino bespielt, wir haben unterschiedlichste Formate ausprobiert, es finden Lesungen in Häusern der Stadt statt, wir haben ein politischen Salon in einer Buchhandlung. Niemand kann behaupten, dass wir nicht kreativ genug seien, alternative Spielstätten zu finden."
Wohin mit dem Musiktheater?
Das zentrale Problem irgendwelcher alternativer Spielstätten ist aus Kluttigs Sicht deren mangelnde Eignung für große Musiktheaterproduktionen, die für Coburg unabdingbar seien: "Wir können natürlich als Orchester Konzerte im Kongresshaus oder in der Morizkirche anbieten, wie wir es jetzt schon tun. Aber allein davon wird der Coburger nicht satt. Wir sind ein Landestheater und dafür bekannte, große Oper, Schauspiel und Musical anzubieten. Und dafür gibt es in Coburg schlicht und einfach keine Räume."
Große Zweifel hat das Direktorium an der These, mit dem Verzicht auf eine passende Interimsspielstätte ließe sich am Ende wirklich Geld sparen. Es stehe die Behauptung im Raum, das eine Interimsphase zwangsläufig zu Zuschauer- und Einnahmeverlusten führe, sagt Straub: "Ich wage zu behaupten, dass je attraktiver die Spielstätte ist, umso höher auch die Einnahmen sind. Denn nur eine attraktive Spielstätte generiert auch Publikum. Wenn wir das nicht leisten können, haben wir natürlich Einnahmeverluste - und das ist Geld unterm Strich."
Subventionen lohnen sich
Eindringlich warnt Kluttig auch vor dem Versuch, Ausgaben für Kultur gegen Ausgaben für Soziales aufzurechnen. Zugleich verweist er auf eine Studie, die die Stadt Leipzig zum Thema Kultur und ihre Kosten vorgelegt habe. Demnach fließe auf unterschiedlichen Wegen dank des kulturellen Angebots mehr Geld in die Stadt zurück, als für die Subvention von Kultur ausgegeben werde.