Neustadts OB Rebhan kritisiert das Fördergefälle

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Zu Gast im Lindenhof in Ketschenbach: Bayerns ehemaliger Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU).Foto: Oliver Schmidt
Zu Gast im Lindenhof in Ketschenbach: Bayerns ehemaliger Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU).Foto: Oliver Schmidt
Neustadts Oberbürgermeister Frank Rebhan (SPD)Foto: Archiv
Neustadts Oberbürgermeister Frank Rebhan (SPD)Foto: Archiv
 
Moderator Tilman SchöberlFoto: BR/Sessner
Moderator Tilman SchöberlFoto: BR/Sessner
 

Prominent besetzt war eine Diskussionsrunde, zu der das Bayerische Fernsehen in den Lindenhof nach Ketschenbach eingeladen hatte.

Unter anderem war Bayerns ehemaliger Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) gekommen, der ebenso wie der damalige Berater von Bundeskanzler Helmut Hohl, Horst Teltschik, noch einnal die Geschehnisse rund um den Mauerfall sowie die Wiedervereinigung vor 25 Jahren in Erinnerung rief.


Historische Herausforderung

Unter dem Titel "Deutschland einig Vaterland?" gab es aber auch den Versuch einer Bestandsaufnahme. Und da war interessant, was Frank Rebhan (SPD) zu sagen hatte.


Zunächst einmal stellte der Neustadter Oberbürgermeister fest, dass die Wiedervereinigung "fantastisch" sei. Vor allem, dass diese Revolution komplett ohne Blutvergießen gelungen sei. Ebenso habe er Verständnis dafür, dass bei einer solch "historischen Herausforderung" wie der Wiedervereinigung auch mal "handwerkliche Fehler" unterlaufen können. "Aber was mich kolossal ärgert", so Frank Rebhan, "ist, dass man diese handwerklichen Fehler nicht korrigiert, obwohl man sie erkannt hat."


Nachteile für den Standort

Der Oberbürgermeister meinte damit das Fördergefälle, das seit nunmehr fast 25 Jahren mitten durch Deutschland verläuft und somit zum Beispiel auch für grundlegend unterschiedliche Standortbedingungen in den Nachbarstädten Neustadt und Sonneberg sorgt. "Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist es völlig verständlich, wenn Firmen dann lieber ein paar Meter weiter nach Thüringen gehen", sagte Rebhan. Aber politisch sei das nicht akzeptabel. Eine Staatssekretärin in Berlin habe ihm einmal in einem Gespräch über das Fördergefälle gesagt, dass dies ein "Kollateralschaden" der Einheit - also ein inkauf zu nehmender Begleitschaden - sei. Frank Rebhan: "Das fand ich wenig witzig".


Vielleicht ein kleiner Trost für den Oberbürgermeister: In der Sendung des Bayerischen Fernsehens, die live übertragen wurde, machte BR-Moderator Tilmann Schöberl kräftig Werbung für die bayerische Puppenstadt. "Liebe Fernsehzuschauer, kommen Sie doch mal nach Neustadt", sagte er zum Beispiel, "es ist eine tolle Gegend mit netten Menschen!"


Im weiteren Verlauf der 90- minütigen Sendung aus dem Lindenhof kamen unter anderem auch noch Schüler aus Neustadt und Sonneberg zu Wort. "Die Grenze ist nicht mehr da", meinte ein junger Sonneberger, für den es völlig normal ist, regelmäßig über die Gebrannte Brücke zu fahren und Freunde zu besuchen, die am Arnold-Gymnasium sind.


Sonneberger wie Oberfranken!

Spannend dann auch ein Beitrag von Heiko Voigt, dem stellvertretenden Bürgermeister von Sonneberg. Er machte deutlich, wie ähnlich doch die Menschen auf beiden Seiten der ehemaligen Grenze ticken: "Wir Sonneberger sind nicht so wie der Rest der Thüringer", stellte er fast schon distanzierend klar. "Unsere Leute ticken wie die Oberfranken, weil wir auch welche sind!"