Neustadt huldigt einem bedeutenden Sozialdemokraten

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Blick in die Friedrich-Ebert-Straße in Neustadt, die dem ehemaligen Reichspräsidenten gewidmet ist.
Blick in die Friedrich-Ebert-Straße in Neustadt, die dem ehemaligen Reichspräsidenten gewidmet ist.
Jochen Berger
Friedrich-Ebert-Straße in Neustadt
Friedrich-Ebert-Straße in Neustadt
 
So sah es im Jahr 1982 in der Friedrich-Ebert-Straße aus.
So sah es im Jahr 1982 in der Friedrich-Ebert-Straße aus.
Tageblatt-Archiv
Friedrich EbertFoto: Archiv
Friedrich EbertFoto: Archiv
 

Warum die Stadt Neustadt mit einer Straße an den früh verstorbenen ehemaligen Reichspräsidenten Friedrich Ebert erinnert.

Die Bahnhofstraße in Neustadt wird gesäumt von einigen Straßen, die auf bedeutsame Persönlichkeiten der Vergangenheit verweisen. Das gilt für die Dr.-Martin-Luther-Straße ebenso wie für die Friedrich-Straße, die an den 99-Tage-Kaiser erinnert sowie für die Pestalozzistraße, die zum Arnold-Gymnasium führt und den bedeutsamen Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi würdigt. Direkt gegenüber der Dr. Martin-Luther-Straße mündet die Friedrich-Ebert-Straße in die Bahnhofstraße. Im Jahr 1928 wurde diese Straße nach dem 1925 verstorbenen Reichspräsidenten benannt.

Die Geschichte ihrer mehrfachen Umbenennung erzählt zugleich vom verhängnisvollen Einfluss der deutschen Geschichte auf die Geschichte Neustadts. Denn nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten firmierte die Straße von 1933 bis 1939 als Adolf-Hitler-Straße und von 1939 bis 1945 als Horst-Wessel-Straße. Erst nach Ende des Krieges erhielt die Straße den Namen Friedrich Ebert-Straße zurück.

Friedrich Ebert prägte die Geschichte der Weimarer Republik entscheidend mit. In die Wiege war ihm das aber nicht gelegt worden. 1871 in Heidelberg geboren, hatte Ebert ursprünglich den Beruf eines Sattlers gelernt, bevor er anschließend als Redakteur arbeitete. Früh schloss er sich der Sozialdemokratischen Partei an und wurde im Jahr 1912 in den Reichstag gewählt. Kurz nach seinem 48. Geburtstag wurde er am 11. Februar 1919 zum ersten Reichspräsidenten der jungen Weimarer Republik ernannt. Die Verfassung der Weimarer Republik vom 11. August 1919 trägt die Unterschrift Friedrich Eberts.

Kluge Amtsführung

Im Jahr 1922 verlängerte der Reichstag die Amtszeit Friedrich Eberts bis zum 30. Juni 1925, doch das Ende dieser Amtszeit sollte Ebert nicht mehr erleben: Er starb bereits am 28. Februar 1925, kurz nach seinem 54. Geburtstag. Drei Jahre später würdigte die Stadt Neustadt seine politische Leistung mit der Benennung einer Straße. Zu Lebzeiten hatte sich Ebert durch seine kluge Amtsführung, sein Geschick als Vermittler und seine Neutralität im Amt Respekt bei politischen Freunden, aber auch bei politischen Gegnern erworben.

Dass Neustadt als schon seinerzeit von der Arbeiterschaft geprägte Stadt einem bedeutenden Sozialdemokraten eine Straße widmete, dürfte mithin kaum ein Zufall sein.

Heute zeigt sich die Friedrich-Ebert-Straße zwischen Bahnhof und Arnold-Gymnasium als ruhig anmutende Wohn- und Geschäftsstraße. red/jb