Für Spaziergänger gibt es jetzt fünf weitere Ruhebänke. Für Uferschwalben und Eisvögel wurde eine Brutwand errichtet.
Er galt als "Neuseser Urgestein" und wünschte sich eine eigene Bank auf der kleinen Halbinsel am Goldbergsee. "Unser Vater ist ein gebürtiger Neuseser und hatte sich spontan entschieden, eine Ruhebank mit Blick auf den Ort zu spenden", erklären die Kinder von Horst Witzgall. "In Neuses steht das Elternhaus unseres Vaters, hier ist er zur Schule gegangen und hat sich als Trainer und Jugendbetreuer im Sportverein engagiert", erzählen Heidi Rebhan, Andrea Johannes, Werner Witzgall und Ute Funk.
Die drei Töchter und der Sohn von Horst Witzgall haben gemeinsam Platz genommen auf der Bank an der Stelle nahe des Ufers, die ihr Vater sich im Frühling dieses Jahres ausgewählt hat. Das Metallschild mit der Aufschrift "Horst Witzgall - Neuseser Urgestein" blinkt noch ganz frisch. Doch die Einweihung der Bank habe ihr Vater nicht mehr erlebt, erzählen die Vier. Horst Witzgall verstarb vor zwei Monaten. "Die Bank ist für uns jetzt eine Anlaufstelle, um ihm zu gedenken", erklären seine Kinder.
"Einige der Bänke wurden in Gedenken an Verstorbene gestiftet", sagt die Initiatorin der Aktion, Stadträtin Petra Schneider. Rund 30 Bänke sind es mittlerweile, die rund um den Goldbergsee zum Rasten, Nachdenken und Innehalten einladen. Von vielen lässt sich ein Blick auf die Veste Coburg, auf Schloss Callenberg oder Neuses genießen. Fünf neue Sponsoren - neben Horst Witzgall das Architektenbüro Rolf Liebermann, Stefan Rothballer von der Firma Sensaction, die Matratzenfabrik Dehler sowie Sylvia und Heinz Bittermann, haben am Montag "ihre" Bank besucht und eingeweiht. Für 900 Euro erhalten die Sponsoren ein Komplettpaket mit Sitzbank, graviertem Metallschild und dem Versprechen des Grünflächenamtes, die Bank zukünftig zu betreuen und zu pflegen. Die Pflege sei auch deshalb notwendig, weil Wespen gerne die Farbe abtragen und für ihren Nestbau verwenden, informiert Werner Pilz von der Unteren Naturschutzbehörde. "Die Wespen lieben die Bänke ebenso wie die Coburger", sagt Schneider über den "Run" auf die Ruheplätze.
An der Aussichtsplattform am Goldbergsee trifft Naturschutzwächter Klaus Fritz auf die Gruppe um Werner Pilz, Alexander Ulmer vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) und Volker Weigand von der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft. Die vier Experten freuen sich über die aus Sand und Lehm gebaute Brutwand für Uferschwalben, die am gegenüberliegenden Seeufer Richtung Glend neu errichtet wurde. Das Gebiet mit dem Wald, den drei Seen, den Glender Wiesen und der Anbindung an die Langen Berge ist mittlerweile von herausragender ornithologischer Bedeutung in Europa. "193 verschiedene Vogelarten wurden hier gezählt", erklärt Weigand. Finanziert worden sei die Brutwand mit Ausgleichszahlungen, die der Landkreis für die 380 KV-Stromtrasse erhalten habe, erläutert Ulmer. Die Naturschutzbehörde des Landkreises habe davon auch Geld für ein Projekt im Stadtgebiet von Coburg freigegeben. Mit vereinten Kräften - beteiligt waren zusätzlich der Naturschutzwächter, das Wasserwirtschaftsamt Kronach, die Höhere Naturschutzbehörde in Bayreuth, der LBV, die Untere Wasserrechtsbehörde der Stadt und die Untere Naturschutzbehörde in Coburg - konnte die Brutwand errichtet werden.
"Die Uferschwalbe ist eine stark gefährdete Art", erläutert Ulmer. Sie brüte in der freien Landschaft an den Ufersteilwänden von Flüssen. Weil es die aber kaum mehr gäbe, wichen die Tiere aus, zum Beispiel an Wände beim Kiesabbau. Nahe Neustadt hätten sich die Vögel neue Brutgebiete im Quarzsandwerk Wellmersdorf erobert, informiert er. Dort läge das einzige erfolgreiche Brutgebiet im Landkreis. Deshalb kommt das Material für die Brutmauer am Goldbergsee auch aus Wellmersdorf - und zwar genau aus der Gesteinsschicht, in der die Wellmersdorfer Schwalben brüten. "Hier am Goldbergsee ist im Jahr 2012 die erste Uferschwalbe aufgetaucht. Mittlerweile haben wir sechs Exemplare." Auch für den Eisvogel sei die neu errichtete Brutwand geeignet. Auch er könnte hier künftig seine Jungen aufziehen. Fritz und Weigand, die beide mit Feldstechern aufmerksam die Ufer beobachten, auf Grau- und Kanadagänse und Kormorane aufmerksam machen, freuen sich: "Die Aufzucht der Jungvögel beobachten zu können, das wäre genial."
Tipp
Am Sonntag, 1. Oktober, um 10 Uhr gibt es für Interessierte am Goldbergsee die Gelegenheit an einem der größten Vogelbeobachtungsereignisse, dem European Birdwatch, teilzuhaben. Zum Höhepunkt des Vogelzuges klären Fachleute vom LBV einmal im Jahr über seltene Zugvögel, aber auch über überwinternde Standvögel auf. Mitzubringen ist ein Feldstecher oder Spektiv. Informationen dazu gibt es unter http://www.coburg.lbv.de