Ein 36-jähriger Neustadter steht unter anderem wegen Brandstiftung vor Gericht. Die Motive für seine Straftaten müssen geklärt werden. Und warum war auf dem Firmengelände mit dem ausgebrannten Lkw überall Blut des Angeklagten?
Ein 36-jähriger Leiharbeiter aus Neustadt muss sich in diesen Tagen vor dem Amtsgericht Coburg für mehrere Taten verantworten. Rückblick: Im September des vergangenen Jahres entwendete er an einer Tankstelle in Neustadt ein unverschlossenes Auto und fuhr ohne Führerschein davon. Sein Mountainbike, das er zurück gelassen hatte, meldete er zwei Tage später bei der Polizei als gestohlen.
Einen Monat später wütete er vermutlich auf einem Firmengelände in der Sonneberger Straße. Laut der Anklage soll der Mann in das Gelände eingedrungen und dort mit dem Gabelstapler gegen das Tor gefahren sein, er soll einige Werkzeuge entwendet und einen Lastwagen mittels einer Brennkartusche in Brand gesetzt haben. Der Firma entstand ein Schaden von insgesamt 100 000 Euro.
Blut und damit DNA-Spuren hinterlassen Seltsam dabei: Im Gelände und in den Räumen fanden die Beamten überall Blut des 36-Jährigen. Der Mann gab vor Gericht an, dass er sich an die Taten nicht erinnern könne: "Ich habe einen Blackout."
Der Vorsitzende Richter Gerhard Amend nahm sich am ersten Verhandlungstag sehr viel Zeit, um Licht in die Abläufe zu bringen. Der Angeklagte berichtete zunächst, dass er nach dem "Quali" zwei Ausbildungen und eine Umschulung abgebrochen habe. Mit allen möglichen Arbeiten habe er sich in den Folgejahren über Wasser gehalten. Er gab an, dass er bereits seit seiner Jugend unter psychischen Beeinträchtigungen leide, er habe immer wieder Angstzustände und Panikattacken. Er berichtete auf Nachfragen des Richters von einem Aufenthalt in der psychiatrischen Abteilung des Klinikums Kutzenberg und einer fünfwöchigen Reha-Kur in einer psychosomatischen Klinik. Nach dem Klinikaufenthalt sei es ihm zunächst besser gegangen, doch dann habe ihn der Alltag wieder eingeholt. "Mein Kopf war voll und ich stand alleine da", sagte der Angeklagte.
Schulden, von der Frau verlassen, Räumungsklage drohte Seine Frau habe ihn verlassen, er habe Schulden durch Bestellungen aus Versandkatalogen und Mietschulden. Eine Räumungsklage habe bevorgestanden. Entgegen früherer Aussagen wollte der Neustadter von drei Selbstmordversuchen bei der Verhandlung am Montag nichts wissen. "Ich habe keine Suizidversuche unternommen", betonte er mehrmals.
Um eine genaue Diagnose zu bekommen, müsste der 36-Jährige seine behandelnden Ärzte von der Schweigepflicht entbinden. Nach Rücksprache mit seinem Anwalt Joachim Voigt lehnte er dies jedoch ab.
An die Taten habe er keinerlei Erinnerung. "Ich weiß, dass ich Alkohol gekauft und Tabletten genommen habe und danach erinnere ich mich wieder an den Zusammenbruch vor der Haustüre", sagte er. Damit sprach er die frühen Morgenstunden des 26. Oktobers des vergangenen Jahres an: Gegen 4 Uhr morgens klingelte der Angeklagte an der Wohnungstür eines Autohauses, das sich etwa 300 Meter vom Firmengelände entfernt befindet. Der Inhaber, ein Kfz-Meister - nun als Zeuge geladen - hatte den Angeklagten blutüberströmt vor der Türe gefunden. "Er hat erzählt, er habe sich einen Schraubenzieher in den Bauch gestochen", berichtete der Zeuge.
Die Blutspuren des 36-Jährigen fanden die Beamten auf dem Firmengelände, wo am frühen Morgen der Lkw lichterloh in Flammen aufgegangen und vollständig ausgebrannt war.
"Sehr befremdlich" Zehn Zeugen, darunter mehrere Polizisten wurden vor Gericht befragt, eine Kripobeamtin beschrieb die Situation so: "Der Tatort war sehr befremdlich. Man wusste nicht, was der Täter eigentlich wollte, und dann hinterlässt er überall so offensichtlich seine DNA." Richter Amend wandte sich zu dem Angeklagten: "Überall war Ihr Blut, Sie müssen doch dort gewesen sein." Der Angeklagte bleibt bei seinen Erinnerungslücken.