Musik zwischen zwei Welten in Coburg

1 Min
Janina Ruh beeindruckte als Solistin in Sergej Prokofjews "Sinfonischem Konzert" für Violoncello und Orchester. Foto: Jochen Berger
Janina Ruh beeindruckte als Solistin in Sergej Prokofjews "Sinfonischem Konzert" für Violoncello und Orchester. Foto: Jochen Berger
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Das 2. Sinfoniekonzert des Landestheaters Coburg brachte Werke "Aus der Neuen Welt". Als Solistin glänzte die junge Cellistin Janina Ruh. Als überlegener Gastdirigent beeindruckte Hannes Krämer.

Sergej Prokofjew war wie Antonin Dvorák kurz in der "Neuen Welt" gewesen, pendelte dann aber mehrfach zwischen Frankreich und Russland, seiner eigentlichen Heimat, ohne die er trotz staatlicher Repressionen nicht leben wollte. Sein 1950 entstandenes "Sinfonisches Cellokonzert" ist die stark bearbeitete Fassung seines 1. Cellokonzerts op. 58, das bereits in den Jahren 1933 bis 1938 entstand.

Die Rollen zwischen Soloinstrument und Orchester wechseln hier, das heißt, das Orchester dient nicht einzig der Begleitung des Cellos, sondern erhält eine autonome Rolle. Bewundernswert, wie die erst 25 Jahre junge Cellistin Janina Ruh im 2. Sinfoniekonzert des Landestheaters das enorm anspruchsvolle dreiviertelstündige Konzert am Montag sicher auswendig auf ihrem wertvollen, tonschönen Cello von Guiseppe Guarneri (1713) darbot, mit tragfähiger, expressiver Tongebung, überlegener Finger- und Bogentechnik bis in die höchsten Lagen und
spürbar emotionaler Hingabe an ihre verantwortungsvolle Aufgabe.

Gastdirigent Hannes Krämer leitete das aufmerksam mitgehende und tonschön spielende Orchester sicher und mit klarer Zeichengebung, wobei dank dieser stets für optimal präzises Zusammenmusizieren gesorgt war. Es gab Bravorufe ob dieser außergewöhnlichen Leistung, für die sich die Solistin mit einem interessanten modernen Stück "Das Buch" von Peter de Wast, bei dem Klangverfremdungen und sogar die Singstimme der Cellistin einbezogen wurden.

Auch Antonin Dvorák konnte es nicht lange in der Neuen Welt aushalten - zu stark war die Sehnsucht nach seiner böhmischen Heimat. Immerhin hat er den Amerikanern ein Werk geschenkt, das typische Charakteristika der uramerikanischen Völker wie Pentatonik oder rhythmische Besonderheiten wie starke Synkopierung verarbeitet. Die "Neunte" von Dvorák gehört seitdem zu den Standardwerken der romantischen Literatur und ist eines der meist gespielten Orchesterwerke überhaupt.

Natürlich beherrschte Dirigent Hannes Krämer die Partitur auswendig und gestaltete sie - auch mit Verlust des Taktstocks - temperamentvoll und dynamisch wie agogisch minu tiös. Das Philharmonische Orchester zeigte sich höchst engagiert und glänzte in allen Gruppen durch opulenten Klang und tonschöne Soli, besonders der Holzbläser, wie etwa das bestens gelungene Englischhorn-Solo im zweiten Satz von Beate Sauber. Es gab stürmischen Beifall für Orchester und Dirigent für diese meisterhafte Wiedergabe des populären Orchesterwerks.

Hannes Krämer, selbst ausgebildeter Geiger, ist Schüler des legendären finnischen Dirigentenlehrers Jorma Panula. Er vervollkommnete seine Ausbildung als musikalischer Assistent von Jonathan Nott, Andrey Boreyko und Manfred Honeck.

Janina Ruh (Violoncello), geboren 1989 in Rottweil, spielt seit ihrem achten Lebensjahr Cello und begann bereits mit zwölf Jahren ein Jungstudium. Derzeit absolviert sie ihr Masterstudium an der Universität der Künste Berlin. Zusätzlich studiert sie seit dem Sommersemester 2013 Gesang und Musiktheater bei Julie Kaufmann an der Universität der Künste Berlin. Janina Ruh wurde bereits mit mehreren nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet.

Ausblick 3. Sinfoniekonzert "Nordische Rhapsodien" - Montag, 15. Dezember, 20 Uhr, Landestheater Coburg; And reas Hofmeier, Tuba, Philharmonisches Orchester, Leitung: Roland Kluttig.