Wie der Comedian Michael Mittermeier sein Publikum beim ausverkauften Coburg-Gastspiel begeistert.
Der Michael Mittermeier des Jahres 2018 gibt den verbalen Berserker. Zumindest will der Titel seines neuen Programms diesen Eindruck erwecken. "Lucky Punch" steht in riesengroßen Lettern auf dem Transparent im Coburger Kongresshaus. Die Bühne - diese Botschaft ist unmissverständlich - soll zur Arena eines martialischen Kampfes mit Worten werden.
Martialisch tönt auch die Auftrittsmusik aus Lautsprechern - dann legt Mittermeier los. Ein flotter Witz über den Ausgang des European Song Contests - und schon hat er das in allen Altersgruppen bunt gemischte Publikum im ausverkauften Saal lauthals lachend und klatschend auf seiner Seite.
Temporeiches Selbstzitat
Der Comedian Michael Mittermeier braucht keine politisch oder gesellschaftskritisch verbrämte Botschaft - er selbst ist seine eigene Botschaft. Sein Auftritt in Coburg ist irgendwie ein Spiel mit dem Spiel, ein temporeiches Selbstzitat. Dort oben auf der Bühne steht ein Komiker, der schon vieles erlebt hat und einfach das Gefühl genießt, dass ihm im Scheinwerferlicht Pointen einfallen, auf die niemand im Publikum kommen würde.
Michael Mittermeiers Coburg-Gastspiel ist ein Wiedersehen nach einem Vierteljahrhundert. "Vor 25 Jahren war er im Schwarzen Bären zu Gast", erinnert sich Veranstalter Wolfgang Friedrich: "Damals aber kannte ihn fast noch niemand."
Donald Trump und Bruce Lee
Mittermeier schert sich nicht um vermeintliche politische Korrektheit, lässt sich auch nicht domestizieren von der gerne zitierten Gürtellinie des guten Geschmacks. Doch das, was bei manchen anderen Comedians unweigerlich vulgär wirken würde, klingt bei Mittermeier nicht vulgär, sondern immer irgendwie verspielt.
Donald Trump oder Kampfmütter in der Sprechstunde beim Klassenlehrer, beseeltes Schwelgen in Erinnerungen an Filme mit Bruce Lee und Chuck Norris - Mittermeier ist unermüdlich auf der Suche nach dem Lucky Punch namens Pointe, nach dem Schlag mit Worten. Mittermeier liebt es, skurrile Szenarien zu beschreiben.
Künstliche Intelligenzen
Wie zum Beispiel verliefe - heimlich belauscht - ein Dialog zwischen den digitalen Assistentinnen Siri und Alexa? "Künstliche Intelligenzen haben keinen Humor", ist sich Mittermeier sicher und schlussfolgert erleichtert: "Ich hab noch zehn Jahre einen krisenfesten Job."
Verwandlungsreiche Mimik
Schulreform und Digitalisierung, politische Alleinherrscher von Kim Jong-Un und peinliche eigene Erlebnisse im Fitness-Studio - Mittermeier präsentiert seinen Fans in Coburg ein buntes Vielerlei, dass nur äußerlich zusammenhalten wird durch den Titel des Programms "Lucky Punch". Denn der wahre gemeinsame Nenner ist Mittermeier selber - Mittermeier und sein Talent, mit virtuos verwandlungsreicher Mimik auf die Suche zu gehen nach der ultimativen, der perfekten Pointe.
Fragerunde zum Abschluss
Nach gut zweieinhalb Stunden erklatscht sich das Publikum mit ausdauerndem Beifall die unerschrocken genutzte Chance, ein paar ganz persönliche Fragen an Mittermeier los zu werden.
Aus dem Leben eines Comedians
Michael Mittermeier, 1966 im oberbayerischen Dorfen geborten, startete seine künstlerische Karriere Ende der 80er Jahre. Nach zweijähriger Tour unter dem Motto "Wild" ist er seit Februar mit seinem inzwischen achten Solo-Programm "Lucky Punch - Die Todes-Wuchtl schlägt zurück" unterwegs in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Seinen Durchbruch auf den Comedy-Bühnen feierte er 1996 mit seinem Soloprogram "Zapped - Ein TV-Junkie knallt durch". Seit "Back To Life" (2000) folgt in zumeist dreijährigem Rhythmus jeweils ein neues Soloprogramm. Seine Live-Veröffentlichungen wurden mehrfach mit Gold und Platin-Auszeichnungen gekrönt. Allein sechs mal gewann er den Deutschen Comedy Preis, zweimal den Prix Pantheon, einen Echo und die Goldene Europa. Auch im Ausland feierte Mittermeier Erfolge. Nach einer sechsmonatigen Auszeit in New York folgten kleine Touren mit seinen englischsprachigen Programmen. Zudem ist er inzwischen als dreifacher Buchautor hervorgetreten.