Mehrere Vorfälle zwischen Coburg und Bad Rodach

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Am Bahnübergang im Wiesenweg Bad Rodach ist in der Nacht auf Dienstag von einem Zug angefahren worden.
Am Bahnübergang im Wiesenweg Bad Rodach ist in der Nacht auf Dienstag von einem Zug angefahren worden.

Das Unglück mit der Frau, die am Montagabend bei Bad Rodach (Landkreis Coburg) von einer Regionalbahn erfasst wurde, ist nicht der erste Vorfall dieser Art. Seit dem Sommer 2011 registrierte die Polizei fünf Unfälle auf der Bahnstrecke. Insgesamt gab es dabei drei Verletzte und jede Menge Sachschaden.

Ein Zug der Agilis Verkehrsgesellschaft hat am Montagabend an einem Bahnübergang in Bad Rodach eine Frau erfasst. Eine 35-Jährige aus dem Landkreis Coburg führte gegen 23 Uhr ihren Hund aus, als sie, trotz eines herannahenden Zuges, den Bahnübergang im Wiesenweg betrat. Obwohl der Triebfahrzeugführer sofort eine Schnellbremsung einleitete, erfasste der Zug die Frau frontal und schleuderte sie zur Seite.

Noch bevor der Lokführer der Frau zu Hilfe eilen konnte, hatte sie sich vom Unfallort entfernt. Die 35-Jährige stand vermutlich unter Schock. Da angenommen werden musste, dass sie ernsthafte Verletzungen erlitten hat, leitete die Polizeiinspektion Coburg umgehend eine Suchaktion ein, an der sich auch die örtliche Feuerwehr beteiligte. Das teilte die Bundespolizei in einer Pressemeldung mit.

Nur wenig später atmeten die Einsatzkräfte auf: Nachdem der Ehemann der Betroffenen telefonisch mitgeteilt hatte, dass er seine Frau in ein Coburger Krankenhaus gebracht hat, wurde die Suche abgebrochen. Die 35-Jährige hatte wahnsinniges Glück gehabt - sie wurde bei dem Zusammenprall nur leicht im Gesicht verletzt. Trotzdem musste sie stationär behandelt werden.

Gegenüber Polizeibeamten äußerte die Frau, dass sie die Geschwindigkeit des Zuges unterschätzt und daher den unbeschrankten Bahnübergang betreten habe. Ungeachtet des vergleichsweise glimpflichen Ausgangs des Vorfalls, muss die 35-Jährige jetzt mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Wegen der erforderlichen Schnellbremsung des Zuges leitete die zuständige Bundespolizei ein Ermittlungsverfahren wegen des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr ein. "Das kann - je nach Fall - eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren bedeuten", sagt Fabian Hüppe, Pressesprecher der Bundespolizei. Allerdings gehe man von einem minderschweren Fall aus, was mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe geahndet werden kann. Das Urteil obliege aber einem Gericht. Theoretisch habe der Richter auch die Möglichkeit, von einer Strafe abzusehen.

Wer trägt die Kosten?

Wer die Kosten für die Suchaktion trägt, ist indes nicht klar. Hüppe geht aber davon aus, dass keine Forderungen an die betroffene Frau gestellt werden.

Bei einem solchen Unfall, so Hüppe, bestehe natürlich auch immer die Gefahr, dass sich die Insassen des Zuges bei der Schnellbremsung verletzen. "Das war aber nicht der Fall." Ein solches Bremsmanöver ist auch deshalb riskant, weil der Zug entgleisen kann. Da das fahrlässige Verhalten der Frau eine solche Schnellbremsung notwendig gemacht hat, wurde eben jetzt das Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Ob die Absicherung des unbeschrankten Bahnüberganges ausreichend ist, möchte Hüppe nicht bewerten. Nur so viel: "Da es sich hier um eine einspurige Strecke handelt, ist vom Gesetz her eine Schranke an dieser Stelle nicht erforderlich."
Wie es dem Triebfahrzeugführer geht ist nicht bekannt. Am Zug der Agilis Verkehrsgesellschaft entstand kein Schaden.

Coburg - Bad Rodach: Eine Strecke, viele Unfälle

Juli 2011 An einem unbeschrankten Bahnübergang in Schweighof kollidieren ein Lastkraftwagen und ein Nahverkehrszug. Weder der Lkw-Fahrer noch die 20 Fahrgäste werden verletzt. Allerdings entsteht Schaden in Höhe von rund 10  000 Euro.

Augst 2011 Ein Nahverkehrszug der Agilis und ein BMW X3 prallen in der Nähe von Meeder zusammen. Die Bilanz des Unfalls an einem unbeschrankten Bahnübergang in Großwalbur: Sowohl der Zugführer als auch der Schaffner erleiden einen leichten Schock, der BMW-Fahrer verletzt sich mittelschwer. Der Schaden an Triebwagen und am total beschädigten Auto beläuft sich auf insgesamt rund 30.000 Euro.

Dezember 2011 Eine 78 Jahre alte Rentnerin stößt auf dem unbeschrankten Bahnübergang beim Fuchsberg in Bad Rodach mit einem Nahverkehrszug zusammen, weil sie die Pfeifsignale überhörte. Weder die Frau, noch die Fahrgäste werden verletzt. Keine Verletzten. Der Gesamtschaden betrug rund 30.000 Euro an Auto und Triebwagen.

November 2012 Ein Mercedes zwingt einen Nahverkehrszug bei Meeder wegen rücksichtsloser Fahrweise zu einer Vollbremsung. Nur vier Wochen später stößt ein Zug an einem unbeschrankten Bahnübergang in Beiersdorf mit einem Weintransporter zusammen. Der Schaden diesmal: knapp 80.000 Euro.