Welche Bedeutung soll der nächtliche Fackelzug und die anschließende Feierstunde auf dem Coburger Marktplatz haben?
Mitternacht rückt näher schon. Marschierende Schritte nähern sich durch die Löwenstraße und Mohrenstraße der Innenstadt. Das flackernde Licht Hunderter Fackeln mischt sich mit dem Licht der Straßenlampen. Es ist wieder Pfingstmontag in
Coburg. Die Chargierten des CC-Pfingstkongresses ziehen Richtung Marktplatz. Marschmusik liefert den Soundtrack, ein großes Polizeiaufgebot begleitet den Weg, Absperrgitter markieren an einigen Stellen die Route.
Am Rande: einige Zaungäste, die den Fackelzug aus nächster Nähe miterleben wollen. Handys werden gezückt, Foto- und Videoaufnahmen gemacht. Am Marktplatz sammelt sich der Fackelzug, die Fahnenträger reihen sich auf und zwei, drei Cafés am Marktplatz dürfen sich immerhin über beachtlich viele Kunden zu später Stunde freuen.
Politische Folklore oder ernst gemeintes und ernst zu nehmendes politisches Bekenntnis? Pittoreskes Schauspiel zu Füßen des Prinz-Albert-Denkmals oder doch eine Kundgebung, die sich nicht auf das Etikett "(vor-)gestrig" reduzieren lässt? Wer den CC-Fackelzug des Jahres 2016 erlebt, hört jedenfalls von Jörg Steuer als Sprecher der präsidierenden Rhenania von 1850 aus Münster unmissverständlich mahnende Worte vom Rathausbalkon.
Aufruf zum Verzicht für Schwächere
Von "deutscher Einheit" ist die Rede, die endlich "gesellschaftlich zu gestalten" sei. Und von "einer Solidarität, die zum Verzicht für Schwächere aufruft". Da und dort tönen kurze Zwischenrufe herauf, während von droben der Traum eines gesellschaftlichen Miteinanders beschworen wird. Der Weg zur wahren gesellschaftlichen Solidarität - aus Sicht des CC-Redners auf dem nächtlichen Coburger Rathausbalkon ist dieser Weg noch weit.
Eine Gesellschaft im Stadium der Oubertät?
Gemessen am Ziel einer wirklich gelebten Solidarität erscheint ihm "unsere Gesellschaft im Stadium der Pubertät". Mahnend warnt er vor Gewalt gegen Flüchtlinge und Andersdenkende. Eindringlich warnt er vor dem Ruf nach einer starken Hand, die Deutschland schon einmal in den Abgrund geführt habe.
Großer Zapfenstreich mit Zwischenrufen
Stadtkapelle und Stadtspielmannszug stimmen den Zapfenstreich an, die Nationalhymne erklingt - am Rande vermischt mit Zwischenrufen. Doch die Schar der CC-Gegner, die sich Gehör verschaffen wollen, ist in dieser Nacht überschaubar klein und wird von zahlenmäßig weit überlegenen Polizeikräften rasch abgedrängt.
Coburger Marsch zum Abschluss
Die letzten musikalischen Töne in dieser Nacht gehören dann aber nicht Joseph Haydn und seiner zur Nationalhymne gewordenen Melodie, sondern seinem Bruder Michael Haydn. Denn der ist bekanntlich der Komponist des Coburger Marsches. Mit ihm klingt die Mahnstunde endgültig aus.
"antänzer" "grabscher" und "diebe" mehr angst!
Wäre diese Veranstaltung auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg auch genehmigt worden?
Aber Nein!
CC-ler sind doch brave Biedermänner und wissen ganz genau, dass Asphalt nicht brennt ...
(Dennoch ein beeindruckendes ... - ... und auch ein bisschen beängstigendes Foto!)