Führt die Impfpflicht im Gesundheitswesen dazu, dass Menschen ihren Job aufgeben? Die Befürchtungen gibt es, auch bei Regiomed
Die Impfquote unter den Mitarbeitern der Regiomed Kliniken liegt zwischen 60 und 70 Prozent. In den Thüringer Häusern etwas niedriger, in den bayerischen etwas höher. Heißt also: Bis zu 40 Prozent der Beschäftigten sind ungeimpft. Ändert sich die Quote nicht, ehe die staatlich verordnete Impfpflicht am 16. März 2022 greift, fürchtet Regiomed-Geschäftsführer Alexander Schmidtke: "Dann ist die medizinische Versorgung gefährdet."
Es wird zwar davon ausgegangen, dass noch einige der bisher Ungeimpften ihre Haltung aufgeben werden. Es gibt aber auch bereits Signale von Mitarbeitern - etwa am Krankenhaus in Hildburghausen - die sich auch dann nicht impfen lassen wollen, wenn das bedeutet, dass sie nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten können.
Wie viele könnten fehlen?
Aber: Werden sich wirklich Mitarbeiter gegen ihren Job entscheiden, weil sie die Impfung ablehnen? Ausgeschlossen ist das nicht. Bereits vor rund vier Wochen sagte der Ver.di-Vorsitzende Frank Werneke: "Wenn jetzt über eine Impfpflicht nachgedacht wird, führt das nicht dazu, dass signifikant mehr Menschen geimpft werden, sondern dass noch mehr Betroffene ihren Beruf verlassen werden." In Nordrhein-Westfalen rechnet Ver.di damit, dass bis zu ein Prozent der Pflegekräfte kündigen könnten. Für Bayern und Thüringen liegen solche Schätzungen nicht vor, aber sollte 1 Prozent der Beschäftigten bei Regiomed tatsächlich so entscheiden - dann wären 55 Mitarbeiter weg.
Krankenstand
Schon jetzt begrenzt nicht nur die Auslastung mit Corona-Patienten die Arbeit in den Kliniken des Verbundes. Wie Robert Wieland informiert, wird täglich darüber beraten, welche Behandlungen von Nicht-Covid-Patienten dringlich sind, welche vorgenommen und welche verschoben werden können. Die zurzeit hohe Zahl erkrankter Mitarbeiter führt bereits dazu, dass teilweise Betten gesperrt oder zusammengelegt werden müssen. Wobei betont wird, dass die erkrankten Mitarbeiter keineswegs alle mit Corona infiziert sind. Aber sie fehlen. Auf manchen Stationen des Klinikums in Hildburghausen lag schon Anfang Dezember die Krankenquote bei 50 Prozent (unsere Redaktion berichtete). In Thüringen, wo die Inzidenzen derzeit noch sehr hoch sind, wurden teilweise bereits Covid-Patienten an die Uni-Klinik in Jena oder nach Osnabrück verlegt. Derzeit gibt es allerdings beispielsweise in Hildburghausen zehn freie Betten.
Mittlerweile hilft die Bundeswehr schon. Und die Unterstützung durch das Militär ist sehr willkommen. Sie wurde jetzt bis Januar verlängert. Soldaten übernehmen etwa die Kontrollen im Eingangsbereich der Klinik oder die Testung der Mitarbeiter. Dadurch werden Kräfte des Klinikums frei, die für die Behandlung der Patienten benötigt werden.
Der Rettungsdienst ist trotz hoher krankheitsbedingter Ausfallquote bei den Einsatzkräften in der Fläche gesichert. Aber auch hier wird es zur Belastungsprobe kommen, wenn Ungeimpfte nicht mehr arbeiten dürfen - und sich viele nicht impfen lassen wollen.
Frist 16. März 2022
Für ungeimpfte Mitarbeiter des Klinikverbundes gilt ab dem 16. März 2022 ein Betretungsverbot, erklärt Dr. Frank Wellmann die juristische Seite der Impfpflicht. Das gilt auch für nur zeitweise Beschäftigte wie etwa Praktikanten, und ebenso für Mitarbeiter der Verwaltung, die keinen Kontakt zu den Patienten haben.