Die Kirche verliert immer mehr Mitglieder und baut Stellen ab. Mit Umsetzung der Landesstellenplanung 2024 wird es auch in der Region Rödental eine Pfarrstelle weniger geben. Das sorgt für Diskussionen.
Die Kirche plant ihr Personal nach Regionen: ln Rödental gibt es momentan vier Pfarrstellen und eine Diakonstelle für die Kirchengemeinden Weißenbrunn, St. Marien Einberg, die Christuskirche Mönchröden und St. Johannis Rödental-Oeslau. Das wird jetzt auf den Prüfstand gestellt.
Den Vertretern der Rödentaler Kirchengemeinden ist bewusst, dass Umbrüche in Zukunft unvermeidbar sind. Im Coburger Dekanat ist die Anzahl der Mitglieder seit 2010 um rund 17 Prozent zurückgegangen, 13 000 Leute sind ausgetreten. "Ob weniger Personal gebraucht wird, ist nicht die Frage, sondern eher, was wichtig ist", sagt Günter Neidhardt, der momentan als Diakon in St. Johannis tätig ist. "Alle acht bis zehn Jahre steht die Landesstellenplanung (siehe Infokasten) an, 2019 wurden wir von der Dekanatsleitung darum gebeten, uns Gedanken darüber zu machen, was wäre, wenn eine halbe Stelle in der Region wegfallen würde", sagt Frank Müller, Vertrauensmann der Kirchengemeinde St. Johannis Rödental. Später war dann von einer ganzen Stelle, die wegfallen sollte, die Rede. "Für eine Kirchengemeinde ist es immer schlecht, wenn das Licht in einem Pfarrhaus ausgeht." Um das zu verhindern, haben sich sich Vertreter der vier Kirchengemeinden der Region Rödental zusammengesetzt und gemeinsam einen Lösungsvorschlag erarbeitet.
Ein möglicher Lösungsvorschlag
Der Lösungsvorschlag sah so aus, dass in Einberg und Mönchröden zunächst die beiden Pfarrstellen sowie in St. Johannis die Pfarr- und Diakonstelle erhalten bleiben sollten. "Die beiden offenen halben Stellen in Einberg und Weißenbrunn wollten wir jetzt schon als eine Diakonstelle ausschreiben. Wir hatten die Hoffnung, dass eine ganze Stelle besser und schneller auszuschreiben und zu besetzen ist", sagt Müller. Der bisher genehmigte Status quo wäre wieder gedeckt gewesen.
Dass es bei der Planung kompliziert werden kann, wird anhand eines möglichen Szenarios, das Frank Müller ausgearbeitet hat, deutlich: Wenn Günter Neidhard 2023 in den Ruhestand geht, könnten eine halbe Diakonstelle und die halbe Stelle in Weißenbrunn wegfallen. Wie vorgeschrieben würde dann eine Stelle in der Region gekürzt werden. Die Diakonstelle, die jetzt ausgeschrieben und von Weißenbrunn und Einberg getragen werden sollte, könnte dann weiter bestehen bleiben und als eine halbe Stelle in Einberg und eine halbe Diakonstelle in St. Johannis weiter getragen werden. Der Sitz der Stelle könnte langfristig in Weißenbrunn sein, damit das Pfarrhaus weiterhin bewohnt wird. Der Einsatz könnte regional in allen vier Kirchengemeinden erfolgen.
Vom Kirchturm in die Region denken
Ungeachtet des Vorschlags der Rödentaler Kirchengemeinden hat das Coburger Dekanat nun die beiden halben offenen Stellen in Einberg und Weißenbrunn befristet besetzt. "Für uns stellt sich die Frage, was dann ab 2024 passieren soll", sagt Müller. In Neidhardts Augen werden durch die Maßnahme "Löcher gestopft, ohne dass ein Plan entwickelt wird, wie es langfristig weitergeht".
Dass die Neustrukturierung unumgänglich ist, steht für die Vertreter außer Frage: "Das geht nur, wenn wir eingebunden werden", sagt Müller. Angesichts der Entscheidung des Dekanats ist er umso verärgerter. "Wir haben uns über Wochen zusammengesetzt und eine Lösung ausgearbeitet, weil wir darum gebeten wurden. Hinterher mussten wir feststellen, dass die ganze Arbeit umsonst und unser Konzept für den Papierkorb war."
Stellenbesetzung unter Vorbehalt
Wie Dekan Stefan Kirchberger unserer Zeitung auf Anfrage mitteilte, seien die bisherigen Vorschläge keineswegs ignoriert, aber auch nicht umgesetzt worden. "Die Enttäuschung darüber verstehe ich, als Ignoranz gegenüber der Kirchengemeinde möchte ich es aber nicht verstanden wissen. Eher geht bei der Landesstellenplanung Gründlichkeit vor Schnelligkeit, dafür bitte ich um Verständnis, ja sogar um Zustimmung."