Kirchen im Über-Blick

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Das Kalenderblatt mit der Kirche St. Margarethen in Roßfeld.
Das Kalenderblatt mit der Kirche St. Margarethen in Roßfeld.
 
Das Toteöböatt
Das Toteöböatt
 
Die Roßfelder Kirchen von außen.
Die Roßfelder Kirchen von außen.
 

Wer Kirchendecken betrachten will, muss den Kopf in den Nacken legen. Klaus Dieter Bätz macht es dem Betrachter einfacher mit seinen Überkopfpanoramen.

Er begann mit gotischen Kirchen. Deren Netzgewölbe hatten es ihm seit dem Kunstunterricht am Gymnasium Ernetinum angetan. Der Kunsterzieher (und Künstler) Hugo Hußla (1912 bis 1994) weckte in dem Schüler Bätz 1963 das Interesse an "Gotik und Romanik, an Renaissance und Barock", erinnert sich dieser. Hußla zeigte den Schülern Dias, die er selbst aufgenommen hatte - und auch das ging Klaus Dieter Bätz nicht aus dem Kopf.

Er fotografierte später selbst Kirchen. Aber erst mit der Digitalfotografie konnte er darangehen, Kirchen aus ungewöhnlichen Blickwinkeln zu zeigen. Da war freilich noch einiges an Versuch und Irrtum nötig: "Erst der richtige - für vertikales Schwenken schwer zu findende - Panorama-Stativkopf mit seiner Möglichkeit, Parallaxenfehler zu eliminieren, führte zu wiederholbar akzeptablen Ergebnissen", erinnert sich Bätz.

2009 stellte er seinen ersten Kalender mit Überkopffotos aus Kirchen zusammen. Er präsentierte gotische Kirchen aus Frankreich, Gotik in Franken, Kirchen aus dem Maintal. In diesem Jahr stellte er Aufnahmen aus Kirchen entlang der Rodach zusammen. "Zweiländerkalender" hat er das Werk genannt, enthält es doch Kirchenbauten aus Thüringen und Franken, von Leimrieth über Bad Rodach und Bad Colberg bis Seßlach.

Seine frühen Arbeiten bis 2014 sieht er heute kritisch, wegen - wie er sagt "mangelhafter theoretischer Durchdringung sowie fehlenden geeigneten Geräts". Von seinen letzten Kalendern hat er, wie er berichtet, kaum welche verkauft. "Sie dienten dem Verbessern der Methodik." Große Verkaufszahlen sind ohnehin nicht drin, meint er. "Ein halbes Hundert" vielleicht, auch, weil er sie eigentlich nur "lokal und regional" anbietet.

Dass viele Kirchen schief und unsymmetrisch wirken, liegt freilich nicht an den Fotografien, sondern an den Bauwerken selbst. "Bei Grundrissen historischer (Kirchen-)Bauten sind lange Geraden und rechte Winkel keine Dogmen", sagt er mit einem Schmunzeln. "Schauen Sie sich den Knick im Grundriss der Coburger Morizkirche an!" Auch die Seßlacher Kirche Johannes der Täufer zeichne sich durch große Asymmetrie aus, "wegen der wechselhaften Baugeschichte". Deshalb legt er die Mittelachse seiner Bilder inzwischen auf die Mitte des Gangs zwischen den Bänken und orientiert sich nicht mehr am Schlusstein. "Das ergibt den normalsten Blick."

Da er aber demnächst in den beruflichen Ruhestand treten darf, will er nun richtig loslegen. "Auf der Liste für den oder die nächsten Über-Blick-Kalender stehen ganz oben romanische und gotische Kirchen am Mittelrhein; da gibt's fantastische Kleinodien wie etwa St. Peter in Sinzig, die Liebfrauenkirche und St. Martin in Oberwesel, St. Severi und die Karmelitenkirche in Boppard, Mariae Himmelfahrt in Andernach und, und, und ... Ein weiteres Thema: Barock in der Oberpfalz. Ein Füllhorn sondergleichen!" Auch weitere Reisen zu den großen gotischen Kathedralen in Frankreich und Großbritannien sind nicht ausgeschlossen. Die Gotteshäuser der Heimat haben für Bätz jedoch ihren eigenen Reiz: "Diese kleinen Dorfkirchen sind eher heimelig und lassen noch etwas davon spüren, wenn eng und familiär zuzeiten die Gemeinden geflochten waren - und hier und da auch heute noch sind."

Und sie erzählen Geschichte: "Mich hat für dieses Projekt eben die Rodach als (wieder) verbindendes Element fasziniert. Und die Tatsache, dass jeweils die Hälfte der gezeigten Kirchen und Ortschaften diesseits beziehungsweise jenseits der ehemaligen Zonengrenze liegen." Doch Bätz geht es da nicht nur um die jüngere Vergangenheit "Diese Gebäude spiegeln Geschichte nicht nur wider, sie tragen sie in sich. Viele sind Zeugnisse des Wiederaufbaus nach den großen Verwüstungen des 30-jährigen Kriegs - direkt und indirekt, denn nicht wenige der unmittelbar danach hochgezogenen Bauten mussten Anfang des 18.Jahrhunderts generalsaniert oder vollkommen neu gebaut werden."

Eine Kirche fällt heraus aus dem Reigen der Gotteshäuser, die von Renaissance, Barock und Klassizismus geprägt sind: die katholische Kirche St. Marien in Bad Rodach. Sie hat kein eigenes Kalenderblatt, aber Bätz zeigt das Glasfenster am Ende des Innenraums aus gutem Grund auf der ersten Innenseite: Das Bild schuf ebenjener Hugo Hußla, der Bätz damals den Zugang zur Kunstgeschichte eröffnete.

Kalender Format A2, Preis 39,90 Euro
Bezug Verkaufsstellen sind (bislang) die Buchhandlungen Riemann in Coburg, Schachtebeck in Bad Rodach und die Buchhandlung am Markt, Hildburghausen. Bestellungen werden auch unter Telefon 0177 6033770 oder per E-Mail an son0457@bnv-son.de entgegengenommen. Der Versand erfolgt für ein Exemplar kostenlos; jedes weitere kostet fünf Euro