Kennenlernen mit Iphigenie und Valentin

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Mit ihnen ist das neue Leitungsteam des Landestheaters komplett (von links): Michael Götz (Regie und Regieassistenz), Georg Mellert (Schauspieldramaturg), Alexander Reschke (Disposition), ...
Ab der neuen Spielzeit zeichnen neben Verwaltungsdirektor Wolfgang Vatke (kleines Bild unten, von links) Ballettdirektor Marc McLain, GMD Roland Kluttig, Pressereferentin Andrea Kremper, Intendant ...
 

Die neue Theaterleitung will die Gegenwart aus dem Geist der Klassik reflektieren. Für die Abonnenten gibt es als Geschenk die konzertante Aufführung von Bizets Oper " Die Perlenfischer". Viele Tänzerinnen und Tänzer bleiben.

Die "Idee der Klassik" sieht der zukünftige Intendant des Landestheaters Coburg, Bodo Busse, über seinem ersten Spielplan für die Region walten, entsprechend der starken Präsenz des Klassizistischen in der Stadt: Die Gegenwart reflektieren aus der Tradition heraus. Gestern stellte Busse zusammen mit seinem nun kompletten Leitungsteam das Programm für die Saison 2010/2011 vor.

Zu den gewohnten zwölf Produktionen im Musiktheater und den zwölf Produktionen im Schauspiel, präsentiert im Großen Haus und im Theater in der Reithalle, sollen reizvolle neue Angebote wie ein "Wirtshaustheater", ein Valentin-Abend im Münchner Hofbräu, und das Einmannstück "Born in the RAF" von John von Düffel im Landgericht kommen. Mit der Verpflichtung renommierter Gastregisseure und Ausstatter, die zum Teil an großen Häusern Europas gearbeitet haben, unterstreicht Busse zudem sein Bestreben, internationale Offenheit zu pflegen. Der neue Intendant möchte Coburg auch als Europastadt, "im Herzen Europas liegend", sehen, "nicht nur der herzoglichen Heiratspolitik wegen".

Zum Auftakt wird der designierte Generalmusikdirektor Roland Kluttig Christoph Willibald Glucks Oper "Iphigenie auf Tauris" einstudieren; Premiere am 18. September. Der Wegbereiter des modernen Musikdramas soll am Anfang einer Reihe mit Werken der Vorklassik und des Barock stehen. So wie Busse seit seiner Berufung durch den Theaterausschuss im Juni letzten Jahres um vorsichtiges und maßvolles Vorgehen im Bereich der Personalpolitik bemüht war – ein größerer Teil des Ensembles der jetzt auslaufenden Intendanz Detlef Altenbeck wird in Coburg bleiben – so will Busse bei seinen inhaltlichen Schwerpunkten zunächst die Resonanz der Bevölkerung erproben. Sein erster Spielplan für Coburg ist eine "Annäherung an das Publikum hier. Wir müssen uns erst kennenlernen und Vertrauen zueinander finden".

Der Opernspielplan umfasst zudem Verdis "Otello", Rossinis "Der Barbier von Sevilla" und – ebenfalls als Auftakt zu einem neuen Zyklus mit slawischen Opern – Smetanas "Die verkaufte Braut". Die konzertante Aufführung von Bizets "Die Perlenfischer" wird es übrigens als kostenloses Geschenk für die Abonnenten geben.

Musical- und Operettenfreunde dürfen sich unter anderem auf Webbers "Evita" und Johann Strauß’ "Eine Nacht in Venedig" freuen.

Schauspieldirektor Matthias Straub wird in Coburg mit der Inszenierung von Kleists "Die Familie Schroffenstein" starten, einem Beitrag zum Kleist-Jahr 2011, mit dem er auch das neue Ensemble zusammenschweißen möchte; Premiere am 25. September. "Wir werden, wie in der Oper auch, immer wieder Gäste verpflichten müssen, doch der Ensemble-Gedanke ist mir sehr wichtig", unterstrich Straub seine Ausrichtung. Das Thema Familie werde sich als Leitfaden durch das Schauspielprogramm ziehen, zu dem auch Wajdi Mouawads viel beachtetes Stück "Verbrennungen" und Franz Molnárs "Liliom" gehören. Neben seiner eigenen Ästhetik will es Straub dem Publikum ermöglichen, mit der Verpflichtung ganz verschiedener Regisseure auch gänzlich anders geartete Ästhetik kennenzulernen.

Als Höhepunkt des neuen Tanztheaters will Ballettdirektor Marc McLain einen eigenen "Sommernachtstraum" nach Mendelssohn-Bartholdy präsentieren. Sein erster Tanzabend "Dancing & Romancing" wird als Bearbeitung seiner bereits in Nordhausen aufgeführten Choreografie auf die Coburger Bühne kommen. Mittlerweile ist klar, dass die meisten Tänzerinnen und Tänzer des von Katharina Torwesten erst verpflichteten Ensembles in Coburg bleiben werden, wie McLain bestätigte.

Das bereits unter Altenbeck akzentuierte Kinder- und Jugendtheater wird die neue Theaterpädagogin Ivonne Schwartz weiter ausbauen, unter anderem mit direkten Angeboten an die Schulen. Als "Weihnachtsmärchen" wird Schauspieldirektor Straub selbst "Pippi Langstrumpf" herausbringen. "Wir möchten die Zielgruppe unseres Jungen Theaters etwas breiter fächern, sagen wir für Besucher von fünf bis 95 Jahren", kündigte Straub lachend an, weshalb "Pippi Langstrumpf" auch als Abendveranstaltung laufen soll. Als Kinderoper wird Esther Hilsbergs "Die chinesische Nachtigall" vorbereitet.

Ebenfalls regelmäßig soll klassisches Repertoire in modernerem Gewand für junges Publikum aufbereitet werden, zum Auftakt Goethes "Urfaust" in der Reithalle. Und als besonderes "Schmankerl" zum Ende der Spielzeit sind die legendären "Blues Brothers" als Schauspielrevue vorgesehen, für die man noch einen Spielort möglichst unter freiem Himmel, beim Schlossplatzfest oder durchaus auch im Landkreis sucht. Einen neuen Anlauf soll es auch für die Idee "Freilufttheater auf der Veste" geben.

 

Fakten, Namen & Premieren