Wie das Jugendsymphonieorchester Oberfranken und seine Solistin die Zuhörer in der Frankenhalle Neustadt unwiderstehlich in Bann ziehen.
Großer Auftritt vor großer Kulisse: die junge Hornistin Sophia Reuter aus Gundelsheim wagte sich beim Gastspiel des Jugendsymphonieorchesters Oberfranken in Neustadt an eine virtuose Herausforderung.
Zahlreiche Zuhörer
Vor erfreulich zahlreichen Zuhörern in der Frankenhalle interpretierte sie das technisch und gestalterisch immens anspruchsvolle Hornkonzert Opus 8 von Franz Strauss. Der Vater des "Rosenkavalier"-Komponisten Richard Strauss, Hornist der Königlich Bayerischen Hofkapelle in München, hatte sich in diesem Hornkonzert ein effektvolles Stück für den eigenen Gebrauch geschrieben.
Erstaunlich souverän
Die 17-jährige Solistin, die bereits reichlich Erfahrungen und Erfolge bei Wettbewerben gesammelt hat, präsentierte sich erstaunlich souverän in Neustadt. Von Lampenfieber scheinbar keine Spur. Technisch erstaunlich sicher, beeindruckte sie nicht nur mit abgerundeter Eingebung, sondern auch bereits mit großem gestalterischen Nachdruck - aufmerksam und nie zu laut begleitet vom Jugendsymphonieorchester unter Wesers umsichtiger Leitung.
Mit großer Begeisterung
Das Jugendsymphonieorchester Oberfranken ist und bleibt ein faszinierender Klangkörper. Denn trotz der jährlich vielen Wechsel in der Besetzung bleibt sich dieses junge Orchester irgendwie doch immer treu - in seiner schier ermüdungsfreien Begeisterungsfähigkeit, in seinem Enthusiasmus, der sich mit Können und ausdauernder Konzentration verbindet.
Abgerundete Klangfülle
Längst ist aus der Verbindung des Orchesters mit seinem Dirigenten Till Fabian Weser ein festes Vertrauensverhältnis geworden, das es möglich macht, die Aufführung sehr anspruchsvoller Werke zu riskieren. Zum 35-jährigen Bestehen des Orchesters hatte Weser für das Orchester eine besondere Herausforderung ausgewählt - die 12. Symphonie von Dmitri Schostakowitsch. Gleichsam zum Warmspielen gab es für die jungen Musiker als Eröffnung des Programms ein Stück sehr eingängiger und klanglich anschaulicher Programm-Musik - "Eine Steppenskizze aus Mittelasien" von Alexander Borodin. Schon hier beeindruckte das JSO mit seiner abgerundeten Klangfülle, während Till Fabian Weser am Dirigentenpult ganz unaufgeregt stets darauf achtete, die Klangbalance zwischen den einzelnen Instrumentengruppen zu wahren.
Schostakowitsch nach der Pause
Nach der Pause als abschließende Herausforderung die technisch für das Orchester sehr anspruchsvolle, inhaltlich und dramaturgisch aber durchaus problematische 12. Symphonie von Schostakowitsch mit dem Beinamen "Das Jahr 1917". Denn die viersätzige, aber pausenlos angelegte Symphonie huldigt der "Erinnerung an Wladimir Illijtsch Lenin" und wurde im Oktober 1961 vor dem XXII. Parteitag der KPdSU uraufgeführt.
Mit doppeltem Boden
Am Dirigentenpult achtete Weser deshalb darauf, dass hinter dem klanglichen Pomp auch die Doppelbödigkeit des Komponierens von Schostakowitsch hörbar wurde - dass hörbar wurde, warum dem instrumentalen Jubel, den Schostakowitsch in diesem Werk inszeniert, vielleicht doch nicht zu trauen ist. Das Jugendsymphonieorchester folgte seinem Dirigenten mit großer Konzentration und bedingungslosem Ausdruckswillen, der von den ersten Tönen an unwiderstehlich in Bann zog.