Grundschüler aus Coburg-Neuses werden der Bundesfamilienministerin in Berlin ihre Gedanken zu Kinderrechten und -wünschen präsentieren.
Die neunjährige Marie war noch nie in Berlin. "Aber meine Schwester war schon dort und sie schwärmt immer davon, wie schön es dort gewesen ist", erzählt sie. Bald kann sich Marie selbst ein Bild von den schönen Seiten der Hauptstadt machen: Gemeinsam mit fünf Mitschülern der Grundschule Coburg-Neuses reist sie nach Berlin. Dort haben die Schüler eine Mission: Die National Coalition, die für die Verwirklichung der Kinderrechte der UN-Menschenrechtskonvention in Deutschland gegründet wurde, hat für den Bericht an die UN die Schüler der Grundschule Coburg-Neuses zusammen mit den Schülern aus 20 weiteren Schulen nach ihren Gedanken zu den Kinderrechten und ihren Wünschen für eine bessere Zukunft gefragt. Nun fahren sechs der 70 in Coburg befragten Kinder nach Berlin, um ihre Ergebnisse zu präsentieren. Die Familienministerin Franziska Giffey (SPD) wird auch dort sein und mit den Schülern über deren Wünsche diskutieren.
Marie kann die Reise kaum erwarten: "Berlin ist so groß, da gibt es alles - und ich freue mich schon total darauf, mir anzusehen, wie es dort so ist." Am meisten interessiere sie das Gebäude des Bundestags. "Das sieht bestimmt richtig schön aus", erklärt sie. Ihr Mitschüler Jonathan, sieben Jahre alt, hat Berlin schon einmal besucht. "Wir haben uns richtige Dinosaurierskeletts im Museum angesehen, das war richtig cool - der Tyrannosaurus Rex hat mir am besten gefallen", erzählt er. Auch er freut sich schon auf den Besuch in Berlin. "Ich finde, es ist eine Ehre, dass wir überhaupt nach Berlin fahren dürfen", erklärt er.
Teil des Lehrplans
Dass die Schüler die Ergebnisse ihrer Projektarbeit der Familienministerin vorstellen dürfen, haben die Kinder Claudia Lohrenscheit, Professorin an der Hochschule Coburg, der Schulleiterin der Grundschule Neuses, Jasmin Müller-Alefeld, und Teresa Falter, die die Kinder an der Grundschule Neuses am Nachmittag betreut, zu verdanken. "Ich mache an der Hochschule Coburg meinen Master in der Sozialen Arbeit, die Nachmittagsbetreuung in der Grundschule ist sozusagen mein Nebenjob", erklärt Teresa Falter. Für ihre Masterarbeit habe sie das Thema "Kinderrechte an der Schule" als Rahmen gewählt, denn das liege ihr besonders am Herzen. "Ich möchte Kindern helfen, ihre Persönlichkeit entfalten zu können - und die Schule ist ein Ort, wo genau das passiert", erklärt sie. Ihre Betreuerin Claudia Lohrenscheit habe schließlich den Kontakt zur National Coalition herstellen können, so dass die Studentin zur deren Tagung nach Berlin kommen darf, um diese als praktischen Teil ihrer Masterarbeit wissenschaftlich auszuwerten. Darüber hinaus bekam Teresa Falter die Materialien, um selbst eine Befragung für die National Coalition durchzuführen. "Schulleiterin Jasmin Müller-Alefeld hat ihr Okay gegeben, also konnte ich mit den Schülern an der Grundschule Neuses loslegen", erklärt sie.
"Die Kinderrechte sind Teil des Lehrplans, deshalb finde ich es gut, dass sie mit dem Projekt der National Coalition von Teresa Falter so ausführlich behandelt worden sind", erklärt Jasmin Müller-Alefeld. Die Projektwoche selbst sei hervorragend verlaufen. "Die Kinder sind auf das Thema aufmerksam geworden - einige Eltern haben sogar berichtet, dass die Kinder die Punkte zu Hause aufgegriffen und mit ihren Eltern noch einmal darüber gesprochen haben", erzählt sie. Dass die Kinder nun nach Berlin fahren dürfen, sei das i-Tüpfelchen. "Ich finde es schön, dass die Kinder als direkt von den Kinderrechten betroffenen selbst zu Wort kommen dürfen", erklärt sie. Gleichzeitig lernen die Kinder, dass sie ihre Meinung äußern dürfen: "Und ich hoffe, dass sie außerdem sehen, dass es sich am Ende lohnt, sich für etwas einzusetzen, das einem besonders am Herzen liegt." "Dadurch, dass die Kinder ihre Wünsche direkt an die Familienministerin richten können, erleben sie auch, dass Demokratie funktioniert", fügt Teresa Falter hinzu.
Wunsch: Eine Welt ohne Kriege
Die Wünsche selbst sind so verschieden wie die Kinder, die an der Schule sind. "Besonders häufig ist der Wunsch nach einer Welt ohne Kriege gefallen", erklärt Teresa Falter. Marie wünscht sich zum Beispiel, dass sie mehr Freizeit hat. "Hausaufgaben sind sinnvoll, aber es sollten weniger sein, damit ich mich auch erholen kann", erklärt sie. "Und ich möchte, dass jeder Mensch Essen und Trinken haben kann und es genug Ärzte gibt, damit jeder gesund sein kann", erklärt Jonathan.