"Short Stories" bringt das Landestheater zur ersten großen Tanzproduktion der Saison. Auch zwei international renommierte Gastchoreografen sind dabei.
Popmusik, aber bitteschön aus dem 16. Jahrhundert, Dean Martin, arabisch Angehauchtes und Arvo Pärt: Wer solchen Klangquerschnitt erleben will, darf sich auf die erste große Tanzpremiere dieser Saison im Landestheater freuen. Am Sonntag haben die "Short Stories" Premiere im Großen Haus, vier an der Zahl von vier verschiedenen Choreografen: Ballettchef Mark McClain und Ballettmeisterin Tara Yipp, unsere Heimchoreografen sozusagen, kommen mit Neuem. Dann aber darf man wieder einmal auch gespannt sein auf zwei international renommierte Choreografen, deren Kontakt auf Mark McClains Zeit als Solist beim Stuttgarter Ballett zurückgeht.
Der Spanier Alejandro Cerrudo, früher in Stuttgart und beim Nederlands Dans Theater aktiv, heute Hauschoreograf von Hubbard Street Dance Chicago, schickt sein Stück "Pacopepepluto" zu Songs von Dean Martin nach Coburg, einstudiert durch einen Mitarbeiter. Es geht auf ein witziges Experiment zurück.
Die drei Herrensolos sollten eigentlich nackt getanzt werden, um ausschließlich den Körper in den Fokus zu stellen, körperliche Freiheit zu erproben. Bei der Soiree am letzten Samstag mussten alle lachen; Mark McClain schmunzelt, da sei was im Weg gewesen, ja, nein, es habe nicht funktioniert. Auch in Coburg ist den tanzenden Herren jetzt ein "sehr reduziertes" Kostüm gestattet.
Zweiter Gast ist der Belgier Lode Devos, Béjart-Schüler und von 2006 bis 2013 Ballettchef in Chemnitz. Zu den sphärischen, minimalistisch konzentrierten Klängen Arvo Pärts choreografiert Lode Devos sein Stück "Situs" als Coburger Uraufführung.
Situs bedeutet Standort, Lage oder Platz. Lode Devos blickt in erstarrtes Leben; Menschen sind so fest mit ihrem Umfeld verbunden, verwachsen, dass sie Teil der Küche, des Kleiderschrankes, ihres auf dem Tisch liegenden Geldes sind.
Sie kommen nicht los, selbst wenn in ihrem unmittelbaren Umfeld Dramatisches geschieht.
Mark McClain bringt als Uraufführung eine Tanzstück unter dem Arbeitstitel "A Different Season" zu Songs von John Dowland, die Sting neu interpretiert hat. Dowland (1563 und 1626) war
der Musiker des 16. Jahrhunderts. Der vielseitige Popmusiker Sting unserer Zeit sorgt seit Jahren für Furore mit seiner elektrisierenden Neuauflage der feinen Klänge John Dowlands.
Bei Mark McClain ist eine Gruppe von Menschen unterwegs, soziale Kontakte sind gefährdet. Ein Mann ist solo, will eine der Frauen abspenstig machen.
Unterschiedliche Sprachen
Tara Yipp wiederum hat ihr in Nordhausen entwickeltes Stück "Last Souls Found" weiter entwickelt.
Es geht um die Seele, um Einsamkeit, Sehnsucht, Glück, die Frage, bin ich allein auf der Welt, in meiner Welt, oder bin ich Teil eines großen Ganzen.
Zu erleben sein dürften ab kommenden Sonntag unterschiedliche Tanzsprachen im spannenden Nebeneinander. Gemeinsam ist den vier Choreografien der Charakter einer Short Story, nicht im deutschen Sinne einer kurzen Geschichte, sondern im amerikanisch-literarischen Sinn einer skizzenhaft dargestellten Situation mit wenig Handlung, aber viel Emotion, suchend nach dem Kern des Lebens im Alltäglichen, wie es Musikdramaturgin Renate Liedtke zur einführenden Soiree betonte.
Landestheater Coburg Short Stories. Tanzabend mit Choreografien von Mark McClain, Tara Yipp, Alessandro Cerrudo und Lode Devos. Bühne Susanne Wilczek. Es tanzt die Coburger Ballett-Compagnie. Premiere am Sonntag, 9.
Oktober, um 18 Uhr im Großen Haus.
"Situs" (Cbourger Uraufführung). Musik von Arvo Pärt und Radiohead. Choreografie Lode Devos.
"Pacopepepluto" zu Songs von Dean Martin. Choreografie Alejandro Cerrudo. Einstudierung John McMillan.
"Lost Souls Found" zu Musik von Dead Can Dance und Natacha Atlas & Marc Eagleton Project, Choreografie Tara Yipp.
"A Different Season" (Uraufführung) zu Musik von John Dowland und Sting, Choreografie Mark McClain.