An die 14000 Besucher kamen heuer in den Schlosshof. Da kann es nur so weiter gehen, 2017 mit Haindling, Willy Astor und La Brass Banda.
Das Publikum liebt den Tambacher Sommer mittlerweile zuverlässig. Das muss man so in aller Schlichtheit feststellen. Das 16. Festival im stimmungsvollen Schlosshof, in den viele der Künstler von sich aus wiederkommen wollen, ging am Wochenende mit einem neuerlichen Besucherrekord zu Ende: Wohl an die 14 000 Besucher in sieben Veranstaltungen des im Rahmen des HUK Coburg Open-Air-Sommers stattfindenden Festivals, vier davon ausverkauft, obwohl im nahen Eyrichshof bei Ebern mittlerweile zeitgleich und im gleichen Geschmacksfeld ein Konkurrenzunternehmen angesiedelt wurde.
Veranstalter Wolfgang Friedrich freut die Erfüllung seines Tambacher Traumes selbstverständlich, auch wenn er mit ein bisschen Wehmut auf die Verrücktheiten im Angebot der ersten Jahre zurückblickt.
Mittlerweile ist er "ein Getriebener seines Erfolges", wie er selbst nachdenklich sagt, holt Jahr für Jahr die zuverlässigen Quotenbringer im Sektor Rock, Pop, Liedermacher nach Tambach, ob alte Haudegen oder die Newcomer auf der Überholspur, ob Spider Murphy Gang oder der seelenmassierende Gregor Meyle.
Der Erfolg des Tambacher Sommers ist aber vor allem auch dem Gespür des Teams der in Rödental angesiedelten Konzertagentur Friedrich zuzuschreiben, das einen Riecher dafür zu haben scheint, wer im nächsten Jahr herausschnellen wird aus dem kurzlebigen Musikgeschäft und keine Eintagsfliege bleibt.
Zum Träumen und Genießen
Joris, Max Giesinger sind sicher schon Jahre unterwegs, aber jetzt haben sie die Hits gelandet.
Paddy Kelly folgten die Fans aus diversen europäischen Ländern auf dem Fuß, wie Wolfgang Friedrich mit Staunen feststellte, obwohl er daran gewöhnt ist, dass die Autokennzeichen auf den immer volleren Parkplätzen rund um den Wildpark aus immer weiter reichenden Regionen Deutschlands stammen.
Die Eckpfeiler des 17. Tambacher Sommers stehen selbstverständlich auch schon: Nächstes Jahr kommen - wieder einmal: Haindling, Willy Astor, La Brass Banda. Auch Paddy Kelly wurde bereits erneut verpflichtet, Gregor Meyle für 2018. Und für das gewisse Etwas, na, da will Friedrich erst noch ein bisschen nachspüren.
Wesentlicher als die Besucherzahlen ist für ihn, wie Friedrich immer wieder betont, was die Leute aus diesem Festival gemacht haben, dass man mit Kind (nach wie vor freier Eintritt) und Kegel kommt, um entspannt zu feiern, zu träumen, zu genießen.
Dass es so zwanglos und familiär zugeht, dass diese "tolle Stimmung" in unterschiedlichen Färbungen entsteht, die eben auch die Künstler fasziniert - "das macht mich stolz".
Hammond und all die großen KlassikerDie Überraschung des letzten Jahres verwöhnte in diesem Jahr zum Abschluss des Tambacher Sommers mit wohliger Vertrautheit. Viele waren wieder gekommen, um dieses doch eigentliche alte Männlein Albert Hammond noch einmal zu erleben. - Ha! Von wegen altes Männlein. Der durchtrainierte 72-Jährige rockte heftig.
Und ließ 40 Jahre Musikgeschichte sehr lebendig werden. Zwar nichts Neues, aber noch einmal erlebten die Zuhörer im erneut vollen Schlosshof den Schrei nach Freiheit und Frieden der 60er Jahre, dann aber auch viele Höhepunkt unseres musikalischen Gedächtnisses aus den folgenden Jahrzehnten.
Das berührend Außergewöhnliche an diesem Wiedergänger der Musikgeschichte aber ist, dass mit ihm nicht einfach nur die schönen Oldies wiederkehren. Hammond ist einer der weltweit größten Song-Komponisten der letzten 40 Jahre, darin liegt seine Bedeutung über die Free Electric Band der 70er Jahre hinaus.
Hammond kann die für die Großen der Musikgeschichte geschriebenen Songs auch wunderbar selbst interpretieren, mit kraftvoller und wandlungsfähiger Stimme in Liebenswürdigkeit und Humor. Gleichzeitig lässt er die Künstler, für die er Unverwechselbares schuf, präsent werden. "One Moment in Time", Whitney Hustons Welterfolg von 1988, "To All the Girls I've Loved Before" von Julio Iglesias, Welthits von Johnny Cash, Joe Cocker ("Don't You Love Me Anymore"), Tina Turner ("I Don't Wonna Lose You"), Diana Ross, Céline Dion, Chigaco... Anspruchsvollere Balladen, die sogar zu Jazzstandards
geworden sind, Rock-Hammer, oder Schmachtfetzen - da ist das, was bleibt aus all den "good old days".
In der Hall of Fame Albert Hammond wurde 1944 in London geboren, wuchs jedoch in Gibraltar auf, woher seine Familie stammte. Schon mit 14 Jahren gelangen ihm Plattenaufnahmen. Ab 1966 schrieb er in London zusammen mit dem Moderator Mike Hazlewood Lieder für andere; der erste Welthit der beiden wurde 1968 "Little Arrows". 1972, nun in den USA, gelang Hammond mit "It Never Rains in Southern California" der Durchbruch als Sänger. Er nahm auch zahlreiche Lieder in spanischer Sprache auf. Ende der 1980er wurde es stiller um Hammond als Sänger, er konzentrierte sich auf das Songwriting. 2008 wurde er in die Songwriters Hall of Fame aufgenommen. 2010 erschien mit "Legend" ein neues Album. Es beinhaltet Hammonds Klassiker, die mit bekannten Duettpartnern neu aufgenommen wurden.
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C.H.