Hoffmann GmbH aus Seßlach: aus fränkischer Feder

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Alles im Blick: Geschäftsführer Gerd Hoffmann Fotos: Matthias Hoch
Alles im Blick: Geschäftsführer Gerd Hoffmann Fotos: Matthias Hoch
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Seit 63 Jahren werden von Seßlach aus Federkerne in die Welt geliefert. Die Produkte findet man unter anderem im Airbus A380 und der Londoner U-Bahn.

Vom mittelalterlichen Stadtkern aus über die Rodach, am Kreisverkehr links und von da aus noch ein paar Meter durch das Industriegebiet: Die Firma Hoffmann gehört in Seßlach sozusagen zum Inventar. Seit über 60 Jahren werden von hier aus Federkerne in die ganze Welt geliefert. Dabei beginnt die Geschichte des Unternehmens gar nicht im Landkreis Coburg, sondern in Hof, nahe der thüringischen Grenze.

1948 gründen Otto und Veronika Hoffmann in einer kleinen Mietswohnung ein Geschäft für Federkerne. Die ungewöhnliche Produktionsstätte birgt damals so einige Tücken: "Beim Biegen der Rahmen durfte mein Vater wegen der anderen Mieter nicht so laut sein. Deshalb hat er immer gewartet, bis ein Auto vorbei gefahren ist", berichtet Sohn Gerd. Als das Ehepaar die Chance erhält, an einem anderen Ort in Oberfranken Fuß zu fassen, zieht die Familie nach Seßlach. Von einer ehemaligen Schreinerei aus startet dann 1953 die Erfolgsgeschichte des Familienbetriebs.


Bravo-Starschnitt an den Wänden

Schon als kleiner Bub wuselt Gerd Hoffmann damals durch die Fabrikhallen. "Eine schöne Zeit", erinnert er sich. So schön, dass der 54-Jährige heute immer im September ein "Rentner-Cafe" veranstaltet. Dann kommen ehemalige Mitarbeiter zusammen und plaudern über alte Zeiten. Einer Zeit, in der unter anderem ein Taubstummer wie selbstverständlich zur Firmenfamilie gehörte und Bravo-Starschnitte die Wände schmückten.

1990 übernimmt Gerd Hoffmann die Firma, 1992 stirbt sein Vater. Er wäre heute wohl stolz auf seinen Sohn: 60 Mitarbeiter beschäftigt dieser alleine in Seßlach. Die hier produzierten Federkerne findet man dann unter anderem in Oldtimern wie dem Porsche 901, oder in den Sitzen des Airbus A380.

Sogar die Londoner U-Bahnen werden mit Federkernen aus Seßlach ausgestattet. Und das alles, obwohl Hoffmann teurer ist, als die Konkurrenz. "Die Kunden sagen: Wir kaufen bei dir, weil wir noch den Chef sehen. In der Welt schätzt man uns." 20 europäische Länder sowie die USA und Taiwan beliefert das Unternehmen.

In der Fabrik in Seßlach spucken die Maschinen zwischen 70 und 120 Federn pro Minute aus, mehr als 100 Millionen werden jährlich verkauft. Deutschlandweit gibt es nur noch drei Konkurrenten. Das Geschäft ist trotzdem umkämpft. Auch deshalb hat Hoffmann 1995 eine Tochtergesellschaft im polnischen Smigiel gegründet.


Zweites Standbein: der Zaunbau

Ungewöhnlich: 15 Prozent des Umsatzes macht die Hoffmann GmbH mit dem Segment Zaunbau. Weil im Sommer nur wenige Polstermöbel verkauft werden, hatte der Firmengründer Mitte der 1970er-Jahre nach Alternativen gesucht. Er entschied sich für den Zaunbau. "Im Winter haben die Angestellten dann damals Federkerne produziert und im Sommer wurden sie zum Drahtzaun-Aufstellen hinausgeschickt."


Was bringt die Zukunft?

Der Name Hoffmann soll auch in Zukunft in Seßlach einen festen Platz einnehmen. Deshalb macht sich der 54-Jährige auch schon Gedanken darüber, wie die Firma in Zukunft geführt werden könnte. Aus der Familie kann der Unternehmenschef leider keine Unterstützung erwarten. "Meine zwei Töchter sind andere Wege gegangen. Das akzeptiere ich." Eine Lösung hat Hoffmann aber schon ausgetüftelt. "Bald stehen wichtige Entscheidungen an", verrät er augenzwinkernd.

Egal, wie diese Entscheidung ausfällt: Seine Angestellten werden Gerd Hoffmann die Treue halten. Einer von ihnen, Eckardt Porzelt, bringt es kurz und knapp auf den Punkt: "Einmal Hoffmann, immer Hoffmann!"