Gastronomie in Coburg: Lüften, reinigen, absaugen

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Mit Versuchen auch in Hörsälen testete die Hochschule Coburg das Strömungsverhalten von Aerosolen in geschlossenen Räumen. Disconebel und Laserstrahl machten dabei die Luftströme sichtbar.
Mit Versuchen auch in Hörsälen testete die Hochschule Coburg das Strömungsverhalten von Aerosolen in geschlossenen Räumen. Disconebel und Laserstrahl machten dabei die Luftströme sichtbar.
Archiv/Hochschule Coburg

Auf welche Strategien Gastronomen in Coburg vertrauen, um in Corona-Zeiten gute Luftqualität in den Gasträumen herzustellen.

Klimaanlage, Lüftungsrechner, CO2-Ampel, Stoßlüften nach Gefühl - es gibt sehr unterschiedliche Methoden, das Thema Lüften in Corona-Zeiten umzusetzen. Wie aber halten es Coburgs Gastronomen? Vor dem Hintergrund der Entscheidung des Freistaats Bayern, die bestehende 2G-Regelung für Gastronomie-Besuche nicht zu verschärfen, kommt dieser Frage besondere Bedeutung zu.

CO2-Ampel im Einsatz

Auf die Verbindung von moderner Technik zur Überwachung und analoges Lüften setzt Tina Raab, Inhaberin der Künstler-Klause. Seit Anfang Dezember hat sie die CO2-Ampel des IT-Dienstleisters SÜC-Dacor im Einsatz. Wenn die Luftqualität nachlässt, weil der CO2-Anteil steigt, springt die Ampel von Grün auf Orange. Dann wird's Zeit für das Lüften. "Die Raucher gehen raus zum Rauchen, die anderen Gäste ziehen sich ihre Jacken und Mäntel über", sagt Raab.

Wenn der Luftaustausch abgeschlossen ist, springt die Ampel wieder auf Grün. "Bei den Gästen kommt das gut an", freut sich Tina Raab: "Es gibt niemanden, der sich gegen das Lüften sträubt." Ihre Erfahrungen sind bislang durchweg positiv: "Man merkt, die Leute wollen den Abend genießen und akzeptieren die Umstände in diesen Zeiten." Dass der Freistaat Bayern bei der 2G-Regel bleibt, begrüßt sie - selbstredend. Rund ein Drittel ihre Besucher komme spontan. Dieses Drittel würde wohl nicht mehr kommen, wenn vor dem Restaurant-Besuch noch ein Schnelltest zu absolvieren wäre.

Auch an der Hochschule genutzt

Tina Raab ist damit im Gastronomie-Bereich Vorreiterin im Einsatz der CO2-Ampel in Coburg. Die Technik sei ausgereift, versichert Andreas Kücker von SÜC-Dacor, auch im Handel gibt es schon Kunden in Coburg, daneben beispielsweise in der Hochschule sowie bei der Sprachenschule ASCO.

Regelmäßig Querlüften

Die Traditionsgaststätte Loreley in der Herrngasse vertraut dagegen noch ganz auf die rein analoge Technik des regelmäßigen Querlüftens. Immerhin verfügt das historische Gebäude an der Ecke zur Rückertstraße an zwei Seiten über zahlreiche Fenster.

In drei Stunden Luft komplett ausgetauscht

"Wir haben eine moderne Lüftungsanlage" heißt es auf Nachfrage bei Chillis am Markt. Alle drei Stunden werde auf diese Weise die Luft komplett getauscht.

Auf die Kombination aus Luftfiltern und gezieltem Lüften setzt Christine Ünsac, Inhaberin des Maccaroni in Coburg. Zwei Luftfilterapparate seien im Einsatz, die auf die Größe der Räumlichkeiten abgestimmt seien. Wenn gelüftet werde, reagieren die Gäste ihrer Erfahrung nach durchweg gelassen: "Die Gäste sind einverstanden, jeder weiß ja, weiß los ist."

Im Goldenen Kreuz setzt Markus Zimmer auf Luftreinigungsmaschinen: "Die stehen in jedem Raum, saugen die Luft an und reinigen sie." Bei den Gästen kommen die Geräte seiner Erfahrung nach gut an - wohl auch deshalb, weil die Maschinen auch mit Warnleuchten die Luftqualität anzeigen. "Ich wäre sofort dafür, dass diese Maschinen in alle Schulen kommen", sagt Zimmer, räumt allerdings ein, dass sie "gutes Geld" kosten.

Wer überwacht?

Wer ist zuständig, um die Einhaltung der aktuell geltenden Vorschriften in der Gastronomie zu überprüfen?

Hier überschneiden sich die Bereiche zweier Behörden. Soweit der Schutz der Gäste im Vordergrund steht, sind die Ordnungsämter zuständig, beim Thema Arbeitsschutzrecht und Arbeitsstättenrecht das Gewerbeaufsichtsamt und damit die Regierung von Oberfranken.

Die Einhaltung der Arbeitsschutzregelungen kontrolliert das Gewerbeaufsichtsamt "gegenwärtig überwiegend anlassbezogen", heißt es dazu auf Anfrage bei der Regierung von Oberfranken. Auch wenn keine spezifische Statistik geführt wird: "Eine besondere Häufung von Beschwerden zum Thema Lüftung in Gaststätten ist uns in letzter Zeit aber nicht aufgefallen", erklärt Pressesprecherin Sabine Kerner.

Wie groß ist die Ansteckungsgefahr für Geimpfte?

Wie wahrscheinlich ist es, sich auch als Geimpfter oder Genesener in Räumen mit dem Corona-Virus anzustecken? Vor dieser Frage steht zwangsläufig jeder Restaurant-Besucher.

Schließlich ist längst bekannt, dass auch Geimpfte zu Infizierten werden können - besonders tückisch, wenn sie dabei frei von Symptomen bleiben.

Ein Aerosol-Rechner, vom Max-Planck-Institut entwickelt, bietet die Option, dieses theoretische Risiko durchzuspielen - bezogen auf die Delta-Variante (www.mpic.de unter dem Stichwort Risk-Calculator).

Wenn sich beispielsweise neun Personen zwei Stunden lang in einem 60 Quadratmater großen Gastraum aufhalten und eine dieser Personen unerkannt infiziert ist, liegt die Ansteckungswahrscheinlichkeit bei zwei Stunden Aufenthaltsdauer bei unter einem Prozent - vorausgesetzt, der Raum verfügt über eine funktionierende Belüftungsanlage. Sollte die Lüftung aus gekippten Fenstern bestehen, stiege die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckungs trotz Impfung auf drei Prozent.

Die deutlich bessere Alternative ist das Stoßlüften in Intervallen von 45 Minuten. Bei 100 Quadratmetern Raumgröße und 30 Restaurantbesuchern liegt die Wahrscheinlichkeit der Infektion im Fall der Delta-Variante beim Stoßlüften in dreiviertelstündigem Abstand bei unter einem Prozent.

Inzwischen ist auch in der Region die Omikron-Variante auf dem Vormarsch. Aktuell gibt es 136 Omikron-Fälle