Manuela und Peter Hofmann wurde in München die Denkmalschutzmedaille 2015 verliehen. Gewürdigt wurde ihre vorbildliche Instandsetzung eines alten Seßlacher Fachwerkhauses.
                           
          
           
   
          "Wir wollten ein Haus, das lebt." Schon lange träumten Manuela Hofmann und ihr Mann Peter von einem eigenen Heim. Kein Neubau auf der grünen Wiese, ein "erprobtes Haus" sollte es sein. 2012 konnte das Ehepaar, das mit seinen Töchtern in der Seßlacher Altstadt zur Miete wohnte, zwei verfallene Wohnhäuser mit Scheune in der Pfarrgasse ersteigern. 
Behutsam sanierte der gelernte Schreiner das einstige Ackerbürgerhaus und richtete den ungepflegten Innenhof samt maroder Scheune her. Für die vorbildliche Instandsetzung wurden die Hofmanns jetzt von Kultusminister Ludwig Spaenle im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) in München mit der Denkmalschutzmedaille 2015 ausgezeichnet.
  
  Vom Schandfleck zum attraktiven Wohnhaus Mit "großem Verständnis für das Denkmal" hätten die Bauherren das Haus aus dem Jahr 1688 restauriert, heißt es in der Festschrift. "Zusammen mit seiner Frau Manuela hat er (Peter Hofmann, 
Anm. d. Red.) bewiesen, dass ein Schandfleck im historischen Ortskern gerade wegen seiner Denkmaleigenschaft zu einem attraktiven Wohnhaus werden kann." 
Das Haus mit der von den Hofmanns nach historischem Vorbild gestalteten Außenfassade bilde mit dem benachbarten Pfarrhof und der Pfarrkirche gegenüber "ein harmonisches Ensemble", bescheinigten die Juroren. Für die Medaille vorgeschlagen hatte die Hofmanns Martin Brandl, Oberkonservator in der Bamberger Dienststelle des BLfD. Ihn beeindruckte besonders "die Visionsfähigkeit der Bauherrschaft, die gerade aufgrund der ihr eigenen handwerklichen Fähigkeiten in der Lage war, dem Haus wieder eine Zukunft zu geben." Für Brandl handelt es sich um eine dreifache Win-Win-Situation: "Ein Baudenkmal ist gerettet, das Ortsbild deutlich aufgewertet und Wohnraum für eine Familie in der Altstadt geschaffen."
  
  Einzige Interessenten Schon bevor sie von der Zwangsversteigerung des Objekts im Besitz einer Erbengemeinschaft erfuhren, hätten sie immer gedacht: "Das würde uns gefallen!", erzählt Manuela Hofmann. Als einzige Bieter konnten sie das 800 Quadratmeter große Grundstück samt Gebäuden im Frühjahr 2012 für 25 000 Euro ersteigern. "Mitten in der Stadt so einen Flecken zu bekommen, war ein Glücksfall", sagt die gelernte Krankenschwester. Einzige Auflage: Es mussten beide Häuser zusammen erworben werden. 
Als Wohnhaus wählten die neuen Eigentümer das an den Pfarrhof angrenzende größere "Sonnenhaus". Vor der dringend nötigen Instandsetzung des zuletzt 1952 renovierten Hauses mussten die Eheleute es erst einmal entrümpeln: "Wir haben allein 80 Kubikmeter Müll entfernt", erinnert sich die 45-Jährige. Ohne die Unterstützung von je einem Elternteil und Bruder sowie einem Freundes, so vermutet ihr Ehemann, hätten sie die Herausforderung der Sanierung nicht gemeistert, zumindest nicht so rasch. Schreiner-, Putzer- und Malerarbeiten übernahm der Hausherr selbst, unterstützt von Elektriker, Heizungsbauer und Zimmerer. Obwohl dem selbstständigen Handwerker nur die Wochenenden und Abendstunden blieben, gelang es dem jetzt 51-Jährigen, in nur anderthalb Jahren das stattliche Wohnhaus samt Scheune herzurichten. Hofmann reparierte das Fachwerk und stellte die Außenfassade nach historischem Vorbild mit dem typischen rautenförmigen Fachwerk an der Giebelseite wieder her. Innen wurden sowohl die Treppe als auch Böden restauriert und alte Balken freigelegt. Ferner wurde das Nachbarhaus gesäubert, Dach und Fassade wurden erneuert.
  
  Scheune war sogar einsturzgefährdet Die größte Herausforderung, so berichtet der gelernte Schreiner, stellte die alte Scheune dar: "Weil sie stark einsturzgefährdet war, hatte ich Angst, dass jemandem darin etwas passiert." Trotz der vorliegenden Genehmigung zum Abriss bevorzugten die Hofmanns den Rückbau. Als "Trümmerfrauen" wurden Manuela Hofmann und ihre Mutter Helga scherzhaft bezeichnet, denn sie kratzten mühsam die Steine des Stalls sauber. Die Backsteine fanden später als Pflastersteine in der Scheune, die alten Sandsteine als Sichtmauerwerk an dem Gebäude eine neue Bestimmung.
  
  Liebe zum Detail Mit viel Liebe zum Detail und Einfallsreichtum brachte Hofmann das Anwesen auf Vordermann. So verband er die beiden Gebäude, die für ihn "schon immer zusammengehörten", mit einer Brücke aus Altholz. Über der Toreinfahrt wacht ein kleiner Drache. Erst kürzlich ließ der 51-Jährige ein Storchennest auf der Scheune errichten, um Kämpfen im Seßlacher Storchennest ein Ende zu bereiten. "Viele kaufen sich ein Haus und wollen es verändern. Wir aber wollten den Charakter des Hauses bewahren", hebt Hofmann hervor. Dazu wurde wieder verwendet, was an Material noch zu verwerten war. "Wegschmeißen kostet Geld", so der 51-Jährige. Mit dieser Einstellung gelang es den Bauherrn, sich rasch das Vertrauen des BLfD zu erarbeiten. "Die Zusammenarbeit war sehr angenehm", bestätigt seine Frau. 
  
  Das Frankentypische sollte erhalten bleiben Das Amt habe lediglich darauf bestanden, dass der für Franken typische lange Flur mit der Fachwerkswand erhalten bleibe. Als begleitender Architekt steuerte Martin Burgsmüller gute Ideen bei.
Landrat Michael Busch (SPD) und Bürgermeister Martin Mittag (CSU) freuten sich ebenfalls über die hohe Auszeichnung. Zu Recht hätten die Hofmanns die Denkmalschutzmedaille 2015 bekommen, meinte der Rathauschef: "Als Bürgermeister unserer mittelalterlich geprägten Stadt Seßlach bin ich mehr als stolz über das hohe Engagement und die Liebe der Familie Hofmann zu unserer historischen Altstadt." Es zeige sich, so fügte Mittag hinzu, "dass mit Eigeninitiative und Herzblut sehr viel bewegt werden kann." 
Nicht nur mit viel Liebe, auch mit finanziellem Engagement erhielten Menschen wie die Familie Hofmann solche Denkmäler am Leben, kommentierte Busch. Seßlach und das gesamte Coburger Land erfreuten sich gerade durch "die vielen wunderschönen historischen Häuser" großer Attraktivität. 
  
  Spaenle: Denkmalpflege genießt Aufmerksamkeit in der Bevölkerung Über 100 Vorschläge zeigten, dass die Denkmalpflege ein Thema sei, das die Bevölkerung landesweit "mit Aufmerksamkeit wahrnimmt", meinte Kultusminister Ludwig Spaenle in seinem Grußwort. Das großartige Engagement aller Preisträger sei "die beste Werbung für die Denkmalpflege", es verschaffe Denkmälern "die nötige Aufmerksamkeit und Pflege". Die Erhaltung von Denkmälern halte "unsere Städte und Dörfer lebenswert", fügte Dipl.-Ing. Mathias Pfeil, Generalkonservator des BLfD, hinzu.
Die Seßlacher Bauherren freuten sich, dass ihr Engagement gewürdigt wurde. Sie hoffen, dass ihr Beispiel Schule machen wird. Beide denken an das historische Ensemble der Altstadt: "Hier gibt es ja noch mehr Häuser, die Zuwendung und Liebe brauchen", meint der begeisterte Handwerker, für den Altbauten interessanter und individueller sind als Neubauten. Auch finanziell, so betont Peter Hofmann, sei die Sanierung lukrativer, weil sie gefördert werde und ein denkmalgeschütztes Haus "zu 100 Prozent absetzbar sei". Für ihn wäre trotzdem die Instandsetzung ohne die Eigenleistung von rund 6000 Arbeitsstunden nicht möglich gewesen.
Selbst nach der Medaillenverleihung sind die Arbeiten für die Hofmanns längst nicht beendet. Sieben Monate nach ihrem Einzug gilt es noch, den Innenhof fertigzustellen und zu begrünen. Außerdem bastelt der Schreiner gerade am Nachbau eines historischen Wehrgangs. Und dann wartet noch das Nachbaranwesen, das sie bislang nur außen renoviert haben. Dort, so hofft das Ehepaar, könnten eines Tages die Töchter einziehen.
Drei Medaillen für Oberfranken
Intention Die Denkmalschutzmedaille vergeben das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst sowie das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege gemeinsam seit 1978, um Persönlichkeiten zu ehren, die sich bayernweit in besonderer Weise um Denkmalschutz und Denkmalpflege verdient gemacht haben. 
Weitere Preisträger In diesem Jahr gingen drei der insgesamt 25 Medaillen nach Oberfranken: Neben den Hofmanns wurden noch Friedrich Müller für die Belebung des Denkmals Fuchsenmühle in Bad Staffelstein sowie Christa und Friedrich Schierer für die Instandsetzung der barocken ehemaligen Synagoge in Schlüsselfeld-Aschbach (Landkreis Bamberg) ausgezeichnet.