Der medizinische Leiter des Impfzentrums im Landkreis Coburg erklärt, warum gerade die Juli-Wochen entscheidend sind.
Dr. Jens Stüber, medizinischer Leiter des Impfzentrums, spricht mit uns über Impfquote, und Impfbereitschaft und erklärt, warum die Corona-Schutzimpfung gerade jetzt besonders wichtig ist.
Herr Dr. Stüber, wie lange muss man momentan auf einen Impftermin im Impfzentrum warten?
Dr. Jens Stüber: Aktuell liegt die durchschnittliche Wartezeit unter einer Woche, und das priorisierungsfrei. Das heißt also jeder, der geimpft werden möchte, kann aktuell sehr schnell einen Termin für die Corona-Schutzimpfung bekommen.
Wie viele Personen wurden bisher im Impfzentrum geimpft?
Bis zum 1. Juli haben wir im Impfzentrum Coburg 75229 Impfungen durchgeführt, 33188 Personen sind vollständig geimpft. Hinzu kommen natürlich noch die Impfungen bei den Haus- und Betriebsärzten. Diese eingerechnet, sind aktuell knapp 50 Prozent der Bevölkerung in Coburg Stadt und Land erstgeimpft und mehr als 36 Prozent vollständig geimpft. Damit liegen wir bayern- beziehungsweise bundesweit im Durchschnitt.
Hat die Impfbereitschaft nachgelassen?
Viele Menschen haben ihre angebotenen Impftermine bereits wahrgenommen - was gut ist. Aber wir bemerken schon, dass die Termintreue nicht mehr so gegeben ist wie noch am Anfang. Auch gestaltet sich die Suche nach einem Nachrücker zur Vermeidung eines Verwurfs von Impfstoff trotz vorhandener Reserveliste zunehmend schwer.
Woran liegt das?
Zum einen scheint, aufgrund der niedrigen Inzidenzwerte, vermeintlich die Gefahr nicht so drohend zu sein wie noch vor einigen Wochen. Zum anderen sind ja auch die einstigen Beschränkungen für Nichtgeimpfte weggefallen und so mag manchem ein vollständiger Impfschutz in Bezug auf Erleichterungen im täglichen Leben nicht notwendig erscheinen. Hinzu kommt die Urlaubszeit, da nehmen manche ihren Zweit-Impftermin nicht wahr, weil sie gerade im Urlaub sind. Das ist aber gefährlich. Denn mit nur einer Impfung hat man noch nicht den vollen Schutz.
Sie haben den Urlaub angesprochen. Die erleichterten Reisemöglichkeiten sollten ja aber nicht der Hauptgrund fürs Impfen sein. Warum sollte man sich denn gegen das Coronavirus impfen lassen?
Ganz klar: Die Impfung ist ein Schutz für das eigene Leben und das der anderen, wie die eigene Familie. Insbesondere für diejenigen, die nicht geimpft werden können, wie zum Beispiel Kinder unter zwölf Jahren. Man verhindert mit der Schutzimpfung mit hoher Wahrscheinlichkeit eine symptomhafte Erkrankung und insbesondere das sogenannte Long-Covid-Syndrom, das zu großen Beeinträchtigungen führt.
Schwere Krankheitsverläufe, Langzeit-Folgeerscheinungen - haben Sie als Mediziner damit bereits Erfahrungen gemacht?
Ja, ich kenne durchaus Personen, die sich mit Corona infiziert haben und seitdem stärkste Gedächtnisstörungen haben oder deren Leistungsfähigkeit reduziert ist. Sogar Kollegen aus dem Klinikum gibt es, die beispielsweise seit ihrer Infektion den Berg vom Klinikum zum Verwaltungsgebäude nur noch mit mehreren Pausen bewältigen.
Es wird ja bereits vor der Delta-Variante gewarnt. Inwiefern schützt eine Impfung auch vor dieser?
Auch hier bietet die Impfung einen hohen Schutz. Es besteht bei der derzeitigen Impfquote eine durchaus reale Gefahr des erneuten Anstiegs der Inzidenz durch die Delta-Variante. Wir haben nun erstmals in der Corona-Krise die Chance, prophylaktisch zu arbeiten und nicht nur zu reagieren. Diese Chance sollten wir uns nicht entgehen lassen.
Manche haben ja auch Angst vor Nebenwirkungen. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
Hier können wir die Menschen beruhigen. Die überwiegende Mehrheit hat außer leichten Grippesymptomen und Schmerzen an der Einstichstelle keine Symptome. In seltenen Fällen kam es zu schweren Nebenwirkungen. In dem gesamten sechsmonatigen Zeitraum mussten wir jedoch erst neun Mal bei mehr als 75000 Impfungen den Rettungsdienst bestellen. Und diese Personen konnten alle bei guter Gesundheit aus der Notaufnahme direkt wieder entlassen werden.
Es gibt auch Personen, die aufgrund von Vorerkrankungen unsicher sind, ob sie sich impfen lassen sollten. Was sagen Sie denen?
Hier sollte man bedenken: Je mehr Vorerkrankungen vorhanden sind, desto höher ist auch das Risiko bei einer Erkrankung mit Covid-19 und die eines schweren Verlaufes. Aus diesem Grund gibt es meines Erachtens keinen Grund, nicht zu impfen! Wenn man Zweifel hat, sollte im Vorfeld das Gespräch mit dem Hausarzt oder bei der Impfung mit dem Impfarzt gesucht werden.
Nur um einige Gründe zu nennen warum ich mich NICHT impfen lassen würde:
Den HI Virus (HIV) gibt es seit ca 40 Jahren. Wurde dagegen bis jetzt einen Inpfstoff entwickelt?
Nein!
Gegen Corona wurde einer in einem Jahr gebaut.
mRNA Impfstoffe werden seit ca. 30 Jahren entwickelt, keiner hat es zur "Marktreife" geschaft.
Gegen Corona hat es ein Jahr gedauert bis er zugelassen wurde.
Selbst für ein Pflanzenschutzmittel braucht 5 Jahre bis es zugelassen wird.
Gegen Corona hat es ein Jahr gedauert.
Das sind für mich nur einige Gründe um mich nicht impfen zu lassen.
Fragen sie mal im Bekanntenkreis nach den Gründen warum sich die Leute impfen lassen, viele werden Antworten: "Ich will meine Freiheit wieder, ich möchte reisen, ins Kino gehen....."
Man lässt sich also impfen um seine Freiheit wieder zu bekommen, nicht wegen der Gesundheit.
Genauso ist es, Rückgewinnung von Grundrechten durch Impfung.
Das ist vollkommen inakzeptabel.
Natürlich gibt es einen Grund, sich nicht impfen zu lassen.
Nächstes Jahr wollen wir im August in Urlaub fahren.
Es ist absehbar, dass man sich künftig jedes Jahr impfen lassen muss, weil wieder irgendeine Variante aus dem Hut geschüttelt wird.
Wenn ich mich jetzt impfen lassen würde, müsste ich mich vor dem Urlaub nochmal impfen lassen. Also kann ich genauso bis zum Herbst oder Winter warten, dann ist die Impfung nächsten Sommer noch gültig.
Außerdem verblödel ich keine zwei Urlaubstage für eine Impfung. Abends oder am Wochenende bekommt man ja keinen Termin. Erstmal muss ein Gesetz her, das die Arbeitgeber zwingt, für die Impfung Sonderurlaub zu gewähren, dann sehen wir weiter.