Warum Coburgs Kirchenmusikdirektor Peter Stenglein von Antonin Dvoráks "Stabat Mater" fasziniert ist.
Nach vielen Jahren steht Antonin Dvoráks "Stabat Mater" wieder auf dem Programm des Coburger Bachchors. Das Werk erklingt am Karfreitag in St. Moriz. Den Instrumentalpart übernimmt das Philharmonische Orchester des Landestheaters Coburg. Was ihn an dieser Vertonung besonders reizt, verrät Coburgs Kirchenmusikdirektor Peter Stenglein als Leiter des Bachchors.
Antonin Dvoráks "Stabat Mater" ist unbestritten ein Meisterwerk sakraler Musik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Warum steht das Werk in Deutschland dennoch relativ selten auf den Konzertprogrammen - etwa im Vergleich zum "Deutschen Requiem" von Johannes Brahms?
Peter Stenglein: Tatsächlich gibt es gewisse Parallelen zwischen Dvorák mit dem "Stabat Mater" einerseits und Brahms und dem "Deutschen Requiem" andererseits. Beide, Brahms und Dvorák, sind Repräsentanten der sehr ausdrucksstarken romantischen Epoche. Beide genannten Werke entstanden, oder sind zumindest vollendet worden im Eindruck des Todes: Dvorák verlor innerhalb von zwei Jahren alle drei Kinder - extreme Schicksalsschläge! Er vollendete daraufhin sein "Stabat Mater" im Jahr 1877. Brahms schrieb sein "Deutsches Requiem" im Eindruck des Todes seiner Mutter. Es wurde 1868 uraufgeführt. Bezeichnenderweise setzte sich der acht Jahre ältere Brahms beim Verleger Simrock für die Veröffentlichung von Dvoráks "Stabat Mater" ein. Beide Werke sind für das Konzert, nicht für den Gottesdienst geschrieben. Aber es gibt eben einen Unterschied: Brahms, der "kern-protestantische und tiefreligiöse Mann" (Heinrich von Herzogenberg) nimmt deutschsprachige Texte, die sofort "ins Herz" gehen. Dvorák, der tiefgläubige Katholik, greift einen lateinischen Text aus dem späten Mittelalter auf, in dessen Worte und deren Bedeutung der Hörer sich erst "hineinarbeiten" muss.
Wann hat der Coburger Bachchor Dvoráks "Stabat Mater" zuletzt aufgeführt?
Der Bachchor hat das Werk im Lauf seiner über 60-jährigen Geschichte mehrfach aufgeführt: Schon 1971 unter Heinz Walter, 1984 unter Hans-Martin Rauch und in den Jahren 1993 und 2004 unter meiner Leitung.
Wissen Sie noch, wann Ihnen dieses Werk erstmals begegnet ist?
Ja, das weiß ich noch sehr gut: In den 1980er Jahren war ich als Korrepetitor beim Bachchor Würzburg tätig. Dort wurde das Stück unter Christian Kabitz einstudiert - ich war von der ersten Begegnung an begeistert!
Was hat den Ausschlag gegeben für dieses Werk am Karfreitag?
Der Text greift ja die Situation am Karfreitag auf: Im Mittelpunkt steht die Mutter Jesu, die in ihrem Schmerz unter dem Kreuz steht. Ich finde, das ist eine wunderbare Verbindung zu diesem besonderen Tag. Natürlich singen wir immer wieder die einzigartigen Passionsvertonungen beispielsweise von Bach - aber eben nicht nur!
Wo liegt bei diesem Werk der besondere Reiz für den Chor?