Eine Winterbar im Steinweg? Coburgs Wirte suchen nach Auswegen

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Auch wenn kein klassischer Lockdown droht: Die Lage für die Gastronomie bleibt schwierig.
Auch wenn kein klassischer Lockdown droht: Die Lage für die Gastronomie bleibt schwierig.
Christophe Gateau/dpa

Zu den finanziellen Problemen in der Hotellerie und Gastronomie im Kreis Coburg kommt jetzt auch noch ein Personalmangel. Und dann bleiben aufgrund der angespannten Corona-Lage auch noch zunehmend Gäste fern.

Freud und Leid liegen in Corona-Zeiten auch beim Rödentaler Brauereigasthof Grosch eng beieinander. So schreitet der Neubau der Brauerei im ehemaligen Lagergebäude zügig voran - bereits für Januar 2022 ist der erste Probe-Sud geplant. Die Eröffnung soll dann beim Bierfest im April 2022 gefeiert werden, wie Chefin Kerstin Pilarzyk am Montag dem Tageblatt sagte. Ebenfalls am Montag gab es beim Grosch aber auch eine Betriebsversammlung: "Wir haben unseren Mitarbeitern mitgeteilt, dass wir wieder in Kurzarbeit gehen müssen." Diese Maßnahme sei notwendig, erklärt Kerstin Pilarzyk, um die Arbeitsplätze der derzeit 43 Grosch-Mitarbeiter sowie fünf Auszubildenden dauerhaft erhalten zu können.

Auf Gehalt sollen die Mitarbeiter aber nicht verzichten müssen: "Wir werden auf 100 Prozent aufstocken", betont Kerstin Pilarzyk. Dass es nämlich sehr wichtig ist, Menschen, die in der Gastronomie tätig sind, bei Laune zu halten, war ein weiteres Thema des Montags: Erstmals seit über zwei Jahren fand wieder eine Präsenzveranstaltung der Kreisstelle Coburg im Bayerische Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) statt. "Wir haben diesen Termin mehrmals verschoben", erzählt Kerstin Pilarzyk, die auch Vorsitzende der Dehoga-Kreisstelle Coburg ist. "Das Thema haben wir zuletzt ebenfalls noch einmal geändert." Ursprünglich lautete der Titel des Treffens: "Raus aus der Krise!" Doch nunmehr habe man einen Referenten engagiert, der darüber sprechen sollte, wie sich in der heutigen Zeit noch neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Hotellerie und Gastronomie gewinnen lassen. Denn die Corona-Pandemie hat viele Betriebe nicht nur in finanzielle Schieflage gebracht: Auch das Personal ist zum Teil abhanden gekommen.

Gäste aus Thüringen fehlen

"So mancher, der einfach nur Geld verdienen musste, hat sich zum Beispiel lieber an ein Fließband gestellt", weiß Kerstin Pilarzyk. Die Gastronomie hat zwar viel mehr zu bieten als irgendein herkömmlicher Job - doch die oft ungeregelten Arbeitszeiten sind eben auch nicht jedermanns Sache. Kurzum: "Fachpersonal fehlt uns hinten und vorne", erzählt Kerstin Pilarzyk, "und ganz besonders groß ist der Mangel an Köchen und Servicekräften."

Was die Gäste-Resonanz der vergangenen Monate betrifft, zieht Kerstin Pilarzyk für den Brauereigasthof Grosch eine durchwachsene Bilanz: "Der Sommer lief super!" Doch seit Mitte Oktober gingen die Zahlen zurück, und seit Einführung der 3G-Regel sei die Situation "schlecht". Vor allem viele Stammgäste aus Thüringen würden plötzlich gar nicht mehr kommen. Familienfeiern gebe es zwar noch, doch oft werde noch kurzfristig vom Gastgeber mitgeteilt, dass sich die Gästezahl um den einen oder anderen Ungeimpften verringern würde - ein Trend, der in "3G plus"- oder gar "2G"-Zeiten noch zunehmen könnte.

Der Hotelbetrieb beim Grosch verzeichnete zuletzt gute Zahlen, wie Kerstin Pilarzyk sagt. Das mag vor allem daran liegen, dass der Anteil der Geschäftsreisenden mit etwa 90 Prozent sehr hoch ist. Doch im Dezember würden erfahrungsgemäß auch viele "Weihnachtstouristen" kommen: "Deren Ziel ist dann nicht nur der Coburger Weihnachtsmarkt, sondern - speziell an den ersten beiden Adventswochenenden - auch die vielen kleineren Weihnachtsmärkte in der Region oder auch der Kugelmarkt in Lauscha", erklärt Kerstin Pilarzyk. Deshalb hoffe sie sehr, dass diese beliebten Veranstaltungen auch tatsächlich stattfinden können.

Und wie sieht's mit Weihnachtsfeiern aus? "Da haben wir derzeit noch viele freie Termine", sagt Kerstin Pilarzyk. Zum Vergleich: Sonst hatten viele Firmen und Vereine sich so rechtzeitig um einen Tisch oder Saal bemüht, dass bereits Mitte Oktober alles ausgebucht war.

Eine Winterbar im Steinweg? So suchen die Wirte nach Auswegen

Die sich immer wieder ändernden Corona-Regeln bereiten speziell den Gastronomen reichlich Probleme. Davon abgesehen, dass bei den jeweiligen Maßnahmen stets unterschieden wird zwischen Speiselokal, Bar, Kneipe oder Diskothek: Am vergangenen Wochenende kam noch die Herausforderung dazu, dass die "3G plus"-Regel für Kneipen erst ab Sonntag, 0 Uhr, in Kraft trat. Um ein totales Durcheinander zu verhindern, wurde aber in den meisten Lokalen bereits ab Samstagabend "3G plus" statt "3G" angewendet.

Zum Beispiel auch im "Biersalon" von Sandro Schmidt in der Badergasse. Ähnlich war Schmidts Vorgehen in seiner Diskothek "Loom" im Steinweg: Dort galt bereits ab Freitag "2G". Bei den Einlasskontrollen habe es keine Probleme gegeben, berichtet er. Speziell der "Biersalon", wo es seit einiger Zeit jeden Samstag Live-Musik gibt, sei auch gut besucht gewesen. Doch mit Blick auf die kommenden Wochen befürchtet Schmidt sowohl in den Kneipen als auch in den Discos einen Besucherrückgang. Das ist auch ein Grund, warum er die Außenbestuhlung des "Biersalons" erst einmal nicht wegräumt: Vielleicht ist eine Bewirtschaftung im Freien ja schon bald so etwas wie der rettende Strohhalm für die gesamte Branche.

In eine ähnliche Richtung denkt auch schon Nima Khorsandi, dem im Steinweg das "Wohnzimmer" gehört. Ab Ende November möchte er dort eine "Winterbar" im Freien einrichten. Auf der Facebook-Seite läuft bereits eine Umfrage, welches Angebot es an einer Winterbar geben soll. Die Möglichkeiten reichen vom "Bierchen auf die Hand" über Glühwein bis zur Gulaschkanone.

Nicole Kirchner-App, die im Steinweg die Bar "Chicas" und die Kneipe "Rockbar" betreibt, sieht zwar keinen großen Unterschied zwischen "2G" und "3G plus". Denn kaum jemand bezahle doch 80 Euro für einen PCR-Test, um dann einen Cocktail trinken zu gehen. Grundsätzlich befürchtet sie aber, dass die Regelungen zu einer "Spaltung der Gesellschaft" führen. Deshalb wäre es Nicole Kirchner-App lieber gewesen, wenn sich jeder Gast - und zwar auch ein Geimpfter - testen lassen muss. "Das nimmt zwar Zeit in Anspruch, aber wenigstens müsste man niemanden - nur, weil er sich nicht impfen lassen möchte - den Einlass verwehren."