Das Europäische Museum für Modernes Glas verfolgt in seiner neuen Sonderschau die Entwicklung des international renommierten Künstlers Julius Weiland.
Da ballt sich etwas zusammen. Glas, das seine vorgegebene Form verlässt, Röhren, Stäbe, die sich beugen, verschlingen, wellen, knicken. Und im Konglomerat eine neue, ungewohnte Einheit bilden. Wechselndes Licht verwandelt die Skulpturen von Julius Weiland nochmals in wechselnde Objekte, glitzernd oder von innen heraus leuchtend, stumpf und massiv, wenn der Künstler in seinen späteren Objekten Farbe hinzugetan hat.
Die neue Studioausstellung im Europäischen Museum für Modernes Glas in der Rosenau zieht schon beim Betreten durch die Ruhe der Typik und Klarheit in der künstlerischen Sprache des Berliners in Bann. Sie verbindet die 30 Werke. Im einzelnen betrachtet, scheint jedoch gerade in den Glasskulpturen wirbelnde Lebendigkeit zu herrschen.
Julius Weiland gehört zu den gefragten Gegenwarts-Glaskünstler, die vor allem auch mit eigenständigen Verfahren auf sich aufmerksam machen. Weiland war schon bei den internationalen Wettbewerben zum Coburger Glaspreis vertreten. Zwei seiner Objekte, "New Moon" und "Informel Structure", gehören längst zur festen Sammlung des Glasmuseums.
Die Glasröhren biegen sich
Mit dieser konzentrierten Monografie will Museumsleiter Sven Hauschke jedoch nicht nur einen Künstler "mit hohem Wiedererkennungswert", wie er sagt, zeigen. Tatsächlich ist anhand der 30 ausgestellten Objekte auch eine klare künstlerische Entwicklung auf der einmal gewählten Bahn zu erkennen, über etwa 15 Jahre des Mittvierzigers hinweg.
Weiland kam ursprünglich aus der angewandten Kunst. Er arrangiert vorgefertigtes Glas mit Hilfe von Stützkonstruktionen zu amorphen Objekten. Wenn sie im Keramikofen, der sich auch während des Brennvorganges öffnen lässt, zum richtigen Zeitpunkt kurz abgekühlt werden, sinken die Stäbe und Röhren in sich zusammen, verformen sich, ohne gänzlich in sich zu verschmelzen. Es entstehen filigrane und zugleich massive, in sich auch höchst widersprüchliche und spannungsvolle Einheiten.
Begann Weiland zunächst mit klarem Glas, so schaffte er mit Zugabe von Farbpigmenten in jüngerer Zeit eine Wendung; rosa und hellblau flirten seine Werke jetzt mit dem Kitsch. Sind sie nicht schön? Dabei stapeln sich in ihnen krumm und schief Gebrauchsfläschchen unseres alltäglichen Lebens. Dunkelgrün gefärbte, dicht verschmolzene Glasröhren aus dem Jahr 2007 hat Julius Weiland witzig "Popeye" genannt. Was für eine spinatige Kraft.
Die das Glas umgebenden Grafiken führen die Ideen Weilands in anderem Medium vor. Ein Sonnenuntergang oder ein vom Bildrand angeschnittener Mond bieten mit ihrem zurückhaltenden Farbverlauf trotz der Zweidimensionalität die Vorstellung höherer Dimensionen. Es sind Handdrucke auf Leinwand, die zusammen mit den Glasobjekten einen ganz eigene Kunstwelt schaffen.
Die Ausstellung Julius Weiland: Glas und Grafik. Europäisches Museum für Modernes Glas (Schlosspark Rosenau in Rödental). Bis 4. November, täglich von 9.30 bis 13 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr
Der Künstler Julius Weigand
1971 in Lübeck geboren, studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Der international bekannte Künstler lebt und arbeitet in Berlin. Weilands Arbeiten befinden sich in zahlreichen Sammlungen, etwa dem Victoria & Albert Museum London, in der Sammlung Würth in Künzelsau, im Glasmuseum Ebeltoft, Dänemark, sowie in den Kunstsammlungen der Veste
Coburg.