Ein Fünftel der Bewohner von Gemünda ist bei Passionsspiel dabei

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Regisseurin Helga Heubner hilft Klaus "Taddäus" Dötschel beim Anlegen seiner Tunika. Foto: Bettina Knauth
Regisseurin Helga Heubner hilft Klaus "Taddäus" Dötschel beim Anlegen seiner Tunika. Foto: Bettina Knauth
In Gemünda laufen die Proben für die dritten Passionsspiele auf Hochtouren. Bei dem anspruchsvollen Stück "Ich bin der Weg" von Martin Bernard stehen die Jünger im Mittelpunkt. Bis zur Premiere am 12. Juni sollen nicht nur die Kostüme, sondern auch jede Zeile und Geste sitzen. Foto: Bettina Knauth
In Gemünda laufen die Proben für die dritten Passionsspiele auf Hochtouren. Bei dem anspruchsvollen Stück "Ich bin der Weg" von Martin Bernard stehen die Jünger im Mittelpunkt. Bis zur Premiere am 12. Juni sollen nicht nur die Kostüme, sondern auch jede Zeile und Geste sitzen. Foto: Bettina Knauth
 
In Gemünda laufen die Proben für die dritten Passionsspiele auf Hochtouren. Bei dem anspruchsvollen Stück "Ich bin der Weg" von Martin Bernard stehen die Jünger im Mittelpunkt. Bis zur Premiere am 12. Juni sollen nicht nur die Kostüme, sondern auch jede Zeile und Geste sitzen. Foto: Bettina Knauth
In Gemünda laufen die Proben für die dritten Passionsspiele auf Hochtouren. Bei dem anspruchsvollen Stück "Ich bin der Weg" von Martin Bernard stehen die Jünger im Mittelpunkt. Bis zur Premiere am 12. Juni sollen nicht nur die Kostüme, sondern auch jede Zeile und Geste sitzen. Foto: Bettina Knauth
 
Als Hoher Priester Amiel wandelt sich Rainer Scheidmantel vom Guten zum Bösen. Wie er lassen alle männlichen Darsteller ihre Haare und Bärte wachsen. Foto: Bettina Knauth
Als Hoher Priester Amiel wandelt sich Rainer Scheidmantel vom Guten zum Bösen. Wie er lassen alle männlichen Darsteller ihre Haare und Bärte wachsen. Foto: Bettina Knauth
 
In Gemünda laufen die Proben für die dritten Passionsspiele auf Hochtouren. Bei dem anspruchsvollen Stück "Ich bin der Weg" von Martin Bernard stehen die Jünger im Mittelpunkt. Bis zur Premiere am 12. Juni sollen nicht nur die Kostüme, sondern auch jede Zeile und Geste sitzen. Foto: Bettina Knauth
In Gemünda laufen die Proben für die dritten Passionsspiele auf Hochtouren. Bei dem anspruchsvollen Stück "Ich bin der Weg" von Martin Bernard stehen die Jünger im Mittelpunkt. Bis zur Premiere am 12. Juni sollen nicht nur die Kostüme, sondern auch jede Zeile und Geste sitzen. Foto: Bettina Knauth
 
In Gemünda laufen die Proben für die dritten Passionsspiele auf Hochtouren. Bei dem anspruchsvollen Stück "Ich bin der Weg" von Martin Bernard stehen die Jünger im Mittelpunkt. Damit bis zur Premiere am 12. Juni nicht nur die Kostüme, sondern auch jede Zeile und Geste sitzen, dirigieren die Regisseure Helga Heubner und Josef Starkl (links) das Geschehen auf der Bühne. Foto: Bettina Knauth
In Gemünda laufen die Proben für die dritten Passionsspiele auf Hochtouren. Bei dem anspruchsvollen Stück "Ich bin der Weg" von Martin Bernard stehen die Jünger im Mittelpunkt. Damit bis zur Premiere am 12. Juni nicht nur die Kostüme, sondern auch jede Zeile und Geste sitzen, dirigieren die Regisseure Helga Heubner und Josef Starkl (links) das Geschehen auf der Bühne. Foto: Bettina Knauth
 
Maria Magdalena (Anke Dippold) und Bea (Manuela Hennig) Foto: Bettina Knauth
Maria Magdalena (Anke Dippold) und Bea (Manuela Hennig) Foto: Bettina Knauth
 

Das kleine Gemünda stemmt mit den 3. Passionsspielen ein Riesenprojekt. Das neue Stück über die Jünger Jesu ist anspruchsvoller, sein Inhalt weniger bekannt als die Leidensgeschichte Jesu.

Die Bühne steht, die Bärte sprießen und die Gewänder sitzen: In Gemünda laufen die Vorbereitungen für die dritten Passionsspiele voll nach Plan. Noch vierzehn Proben stehen auf dem Programm, bis es für die Akteure am 12. Juni mit der Premiere ernst wird. "Jetzt müssen wir nur noch an Kleinigkeiten feilen", erklären die Regisseure Helga Heubner und Josef Starkl unisono.

Wer sich der idyllischen Zehntscheune im Zentrum nähert, ahnt nichts von der großen Kulisse, die sich dahinter verbirgt: 17 Meter breit und acht Meter tief ist die neue Bühne, die federführend von Willi Franz und Horst Heubner gebaut wurde. Diese Dimensionen sind notwendig, werden doch bei den diesjährigen Aufführungen bnis zu 65 Mitwirkende - Sänger und Darsteller zusammen - auf der Bühne stehen.


Fast ein Fünftel der rund 550 Einwohner sind in die Passionsspiele eingebunden, die erneut von der Stiftung "1150 Jahre Dorfgemeinschaft Gemünda" veranstaltet werden - ein Mammutprojekt für den kleinen Seßlacher Stadtteil.

Die erste Probe in Kostümen

An diesem Abend steht die erste Probe im Kostüm an. Mit wenigen Handgriffen verwandeln sich Einwohner von Gemünda dank Tunika, Umhang und Kopfbedeckungen in Bürger Judäas. Katja Werner etwa, die die Saphira verkörpert, sieht mit ihrer gelben Tunika völlig verändert aus. Nur mit dem Kopftuch hat sie anfangs noch zu kämpfen. Im Stück wird sie - wie ihr "Mann" Hananias (Uwe Pflaum) - die Jünger belügen und zur Strafe tot umfallen. Marcus, ihr Ehemann im richtigen Leben, wird derweil als Stephanus gesteinigt werden. Auch er hat von Hanne Wagner ein passendes Kostüm geschneidert bekommen.

Trotz dieser tragischen Schicksale herrscht gute Stimmung unter allen Mitwirkenden. Bei aller Arbeit, die noch vor dem Ensemble liegt, bleibt Zeit für flapsige Bemerkungen: "Ich hätte ja nicht gedacht, dass die Kordel um Deinen Bauch herum reicht", meint ein Darsteller zum anderen. Andere, wie der Hohe Priester Amon (Günter Dünisch), kämpfen noch darum, den Überwurf richtig herum anzulegen. Schließlich sehen alle Herren des Hohen Rates mit ihren Gewändern, Hüten und Turbanen eindrucksvoll aus. Brillen und Uhren müssen allerdings abgelegt werden, Handys verschwinden. All das gab es schließlich zu Jesu Zeiten noch nicht.

"Wo ist meine Brille hin?", möchte Lothar Spielmann wissen. Antwort eines Mitspielers: "Die habe ich ins Gefängnis gelegt."

Mitwirkende von 74 bis 10 Jahren

Neben Sophie Then (74, Maria) ist Spielmann mit 68 Jahren der älteste Mitwirkende, Sophie Weiß (10) und Nele Berwind (11) sind die Jüngsten. "Aufregend" finden die beiden Mädchen ihre Teilnahme am großen Spiel. Spielmann hält sich viel auf der rechten Bühnenseite auf. Dort steht das Haus, das er als Jakobus der Ältere für die Treffen der Jünger zur Verfügung stellt.

Herz und Motor der Passionsspiele ist Helga Heubner. "Jahrzehntelang", seit sie ihr erstes Passionsspiel in Sömmersdorf gesehen hatte, hegte die Gemünnerin den Traum, Ähnliches in ihrem Heimatort zu veranstalten. Ihre Motivation: "Ich möchte die Botschaft Jesu in einer scheinbar immer gottloseren Welt nahebringen." Als die Freundin des Laientheaters 2007 an die Evangelische Kirchengemeinde herantrat, war Pfarrerin Kathrin Neeb gleich von der Idee begeistert. "Für mich ist das eine tolle Chance, die Botschaft Jesu einmal in einem anderen Rahmen neu kennenzulernen", zeigt sich Neeb noch heute überzeugt. Mit der Stiftung als Träger konnten bereits ein Jahr später die ersten Aufführungen der Lebensgeschichte Jesu über die Bühne gehen. 2010 wurde dieses erste, klassische Passionsstück wiederholt. Unterstützung erhält Heubner bei der jetzigen Neuinszenierung von Co-Regisseur Josef Starkl.

Die Geschichte geht weiter

Endete das erste Passionsspiel mit der Kreuzigung Jesu, beginnt das neue mit der Kreuzabnahme. Das anspruchsvolle Stück "Ich bin der Weg" von Martin Bernard über die Nachfolgegeschichte Jesu sei schwerer zu spielen und verlange den 26 Schauspielern auch außerhalb des Textes in punkto Gestik und Mimik einiges ab, berichten beide Regisseure. Hinzu kommen die 35 Sänger des Projektchores unter der Leitung von Julia Günter, die gleichzeitig das Volk verkörpern und teilweise ebenfalls Sprechrollen übernehmen. Wie die Jünger Jesu sein Wort in die Welt tragen, diese Handlung dürfte den meisten Zuschauern weniger bekannt sein als das Letzte Abendmahl und die Fußwaschung.

Selbst eine krankheitsbedingte Umbesetzung der Hauptrolle haben die Regisseure meistern können. Alexander Müller, ursprünglich "nur" als Nicodemus und dann für die zweitwichtigste Rolle des Thomas vorgesehen, übernahm spontan die Rolle des Petrus. "Ich bin ganz schön aufgestiegen in der Hierarche", kommentiert er. Als Thomas sprang der Ummerstadter Martin Kilian ein. "Die beiden haben nun ganz schöne Mammuttexte zu lernen", sagt Heubner anerkennend. Und Organisationschef Hermann Gossenberger freut es, dass die Idee noch immer so viele begeisterte Unterstützer findet, egal ob auf oder hinter der Bühne.

Ehrgeizige Ziele gesetzt

Auch außerhalb der Proben haben sich die Veranstalter ehrgeizige Ziele gesetzt: "Mit der großen Bühne sowie besserer Technik und Beleuchtung wagen wir den Schritt zu mehr Professionalität", berichtet Gossenberger und verweist auf die "hohe Wertigkeit des Gesamtprojekts". "Wir wollen das Etikett ,Genussregion Oberfranken‘ beim Wort nehmen", fügt der Organisationschef hinzu. Das Ambiente werde sich ebenfalls auf hohem Niveau präsentieren.

Unbedingt frühzeitig Karten sichern

Vor und nach den Aufführungen sowie in den Pausen können sich die Besucher mit reichlich Schmankerln stärken. Da der Vorverkauf sehr gut läuft, wurde mit dem 19. Juni bereits ein zusätzlicher fünfter Spieltermin angesetzt. Gossenberger rät allen Interessierten, den Vorverkauf zu nutzen, da abends vielleicht keine Karten mehr verfügbar sein werden. Für jenen Freitagabend gibt es auch noch reichlich Premium-Karten mit Sitzplatzreservierung, die zu den übrigen Vorstellungen bereits zu 90 Prozent ausverkauft sind (für den 20. Juni sogar völlig vergriffen).