Ein E-Auto für ein ganzes Dorf

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Ihr ganzer Stolz: Armin Knauf und Herbert Seidel beim Tanken ihres E-Autos, das von der Gemeinschaft genutzt werden kann.
Ihr ganzer Stolz: Armin Knauf und Herbert Seidel beim Tanken ihres E-Autos, das von der Gemeinschaft genutzt werden kann.
Christiane Lehmann

Fünf Familien aus Elsa haben ein Elektroauto zur gemeinsamen Nutzung angeschafft. Demnächst soll es sogar allen Elsaern zur Verfügung stehen.

Nicht nur reden, sondern einfach tun. So lautet die Devise von Armin Knauf, wenn es darum geht "sein Dorf" zu erneuern. Ein Schritt, den er jetzt zusammen mit vier anderen Familien aus Elsa gegangen ist: Die Anschaffung eines Elektroautos, das gemeinsam genutzt wird - bisher von den Familien Knauf, Seidel, Hopf, Buchmann und von Nele Gramß.

In naher Zukunft aber soll das E-Auto allen Bürgern aus Elsa zur Verfügung stehen. "Auch den 18-Jährigen", betont Armin Knauf, dem es wichtig ist, die Jugend einzubeziehen. Versicherungstechnisch bezahlen die fünf dafür gerne etwas mehr. Ein Fahrdienst könnte sich entwickeln, Fahrgemeinschaften zum Einkaufen oder für Arztbesuche bilden.

App wird entwickelt

Seit Ostern hängt das Fahrzeug bei ihm am Netz und wird regelmäßig mit Strom aus seiner hofeigenen Photovoltaik-Anlage gespeist. Wer den Renault-Zoe nutzen möchte, spricht das ab und holt ihn sich. Zur Zeit wird eine App entwickelt, mit deren Hilfe die Reservierung erleichtert und die allen Bürgern aus Elsa zur Verfügung gestellt werden soll.

Die Idee für ein solches "Dorfauto" gibt es schon einige Jahre. "Wir haben das in unserer Agenda zur Dorferneuerung vor sieben Jahren festgeschrieben", sagt Armin Knauf, der da im Arbeitskreis Soziales aktiv ist.

Dem Biobauern ist es wichtig, dass Elsa seinen Beitrag zum Immissionsschutz leistet. "Mit dem Elektroauto tragen wir etwas zur CO2-Bilanz bei - gerade, weil es möglich ist, den Strom aus eigenen Quellen zu nutzen." Angedacht ist, dass das Fahrzeug in einer nahe gelegenen Garage, die leer steht, untergestellt wird. Auch da gibt es einen Stromanschluss, der an eine Photovoltaik-Anlage angeschlossen werden kann. Allerdings erzeugt die mehr als 30 KW - und steht damit für private Nutzungen nicht zur Verfügung. "Da müssen wir noch eine Lösung finden und mit den Stadtwerken reden", sagt Knauf, überzeugt, dass sich das regeln lässt.

Mit Wallbox geht's schnell

Mit der Wallbox, die Armin Knauf bei sich angebracht hat, lädt das Auto innerhalb von vier Stunden voll auf. Fährt man im Ökomodus damit, sind 370 Kilometer Reichweite möglich. Ist man über längere Zeit mit mehr als 90 km/h unterwegs, verkürzt sich die Reichweite auf etwa 250 Kilometer. "Nürnberg hin und zurück ist gar kein Problem", weiß Knauf aus eigener Erfahrung.

Meistens wird der Renault aber für Einkäufe oder Wege zur Arbeit genutzt. So war es auch gedacht. Herbert Seidel, dessen Frau Susanne auch bei der Dorferneuerung sehr engagiert ist, erzählt von den Überlegungen innerhalb seiner Familie. "Wir fahren viele Kurzstrecken und haben auch zwei Autos. Dennoch spielen wir schon länger mit dem Gedanken auf ein E-Fahrzeug umzusteigen. Aber irgendwie fehlte immer der Antrieb dafür. Allein trauten wir uns das irgendwie nicht." Die Möglichkeit, ein E-Auto zusammen mit anderen Familien auszuprobieren, reizte die Seidels von Anfang an. Und das Sharing funktioniere total gut. Das Fahrgefühl sei super.

Finanziell war das Auto kein großes Risiko für alle Beteiligten. 23000 Euro hat die Neuanschaffung gekostet. 6000 Euro bezahlt der Staat dazu. Ein Zuschuss in Höhe von 2000 Euro wird noch von der Initiative Rodachtal erwartet. Hinzu kommt noch die Miete für die Batterie, die Versicherung und eine Servicepauschale von 70 Euro im Jahr. Steuern müssen für ein Elektroauto nicht gezahlt werden.

Statt Zweitwagen

Die fünf Familien wollen ein Kleinunternehmen gründen, um das Projekt auf feste Füße zu stellen. Wer das Fahrzeug später mieten möchte, wird eine Nutzungsgebühr dafür entrichten müssen - "aber das wird sich jeder leisten können", betont Knauf. Vielleicht werde dann auch der ein oder andere Zweitwagen überflüssig.

Mittelfristig können sich die Elsaer auch Aktionen vorstellen, wie sie schon in Bad Staffelstein praktiziert werden: Wer da ins Thermalbad geht, kann solange kostenlos sein E-Auto aufladen - sofern einer von zwei Ladeplätzen frei istDas wäre doch bei der Therme Natur in Bad Rodach auch möglich, sagt Knauf. Doch noch stehe man dem in Bad Rodach reserviert gegenüber.

Geld mit sozialem Auftrag

Der engagierte Umweltschützer und Biolandwirt sieht seine Investition als einen Beitrag für die Gemeinschaft. "Wir alle sind mittlerweile in einem Alter, in dem die Kinder groß sind, und wir etwas zur Seite legen konnten. Geld hat für mich auch einen sozialen und gesellschaftlichen Auftrag", sagt er.

Im Moment ist er im Gespräch mit den Landwirten im Ort, die alle zu kämpfen hätten. "Wir müssen uns für die Zukunft aufstellen", sagt er. Auf dem Weg Elsa klimaneutral mit Energie zu versorgen, wird darüber nachgedacht noch mehr Dächer und Flächen auf der Sonnenseite von Elsa - die gerade Landwirte zur Verfügung haben - mit Photovoltaik-Anlagen auszurüsten. Den Gemeinschaftssinn pflegen und Win-Win-Situationen, wie jetzt mit dem E-Auto, zu schaffen, ist das ausgesprochene Ziel von Armin Knauf.

Herbert Seidel, der mit dem Fahrrad zum Pressegespräch geradelt kam, muss danach noch mal schnell nach Bad Rodach fahren. "Hier hast du den Schlüssel, wirf ihn dann einfach wieder in meinen Briefkasten", sagt Armin Knauf - und schon sitzt Herbert Seidel am Steuer und rollt nahezu geräuschlos durch Elsa Richtung der Abendsonne entgegen.